Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
Kai van Harm irgendwie bekannt vor. Nach einigem Überlegen fiel ihm auch ein, warum. Das lag an dem niedlichen Ferkel, das mit seinem süßen kleinen Rüssel etwas grundlos in der saftigen Bergwiese herumstocherte. Genau so ein süßes kleines Ferkel zierte nämlich auch van Harms Erstlingswerk. Verdammt!
    Er steckte das Buch zu seinesgleichen in den Beutel zurück. Das waren nun also die Titel, die Frau Dr. Gruber ihm zur Lektüre und diskreten Nachahmung empfahl. Er hatte noch nie einen der beiden Autorennamen gehört. Sie klangen beide deutsch, aber sie sagten ihm nichts. Darauf musste er noch einen Schluck trinken.
    Als das Schnitzel kam, war der erste halbe Liter Wein bereits geleert. Von der Betrachtung weiterer Buchcover hatte Kai Abstand genommen. Er bestellte zur Sicherheit lieber noch einen zweiten halben Liter. Wäre doch gelacht, wenn er seine Stimmungsschwankungen nicht unter Kontrolle bekam.

Das Schloss
    »Hier Peggy, für Sie«, sagte Kai und drückte seiner Nachbarin, die soeben von der Arbeit nach Hause kam, den Jutebeutel von Frau Dr. Gruber in die Arme. Er selbst stand schon seit fünf Minuten vor der eigenen Wohnungstür und bekam den verdammten Schlüssel nicht ins Schloss. Entweder die drei R’s hatten es ausgetauscht oder aber der zweite halbe Liter Grauburgunder war jener, welcher zu viel gewesen war. Für letztere These sprach auch die Tatsache, dass ihm seine Zunge schwer und unnatürlich groß vorkam, gerade so als habe er eine Kröte im Mund. Ausspucken oder schlucken, das war hier die Frage.
    »Bist du betrunken, Herr van Harm?« Peggys Reaktion schien die zweite These zu bestätigen.
    »Das kommt von meinen Allergietabletten«, log Kai van Harm, »und, Peggy, wenn ich Sie um eines bitten dürfte: Lassen Sie das doch mal mit dem Du und dem Herr van Harm.«
    »Nö«, sagte Peggy frech, »daran hab ick mich jetzt gewöhnt.« Sie schaute neugierig in den Jutebeutel. »Bücher?«
    »Weil Sie doch gerne lesen.«
    »Wat isset denn Schönes?«
    »Krimis«, sagte Kai, und jetzt ihm fiel ihm wieder ein, dass er den ganzen Tinnef ja eigentlich hatte weiterverkaufen wollen, um damit sein Schnitzel zu bezahlen und den Liter Grauburgunder. Aber was tat er? Spielte hier den Gönner. »Äh, Peggy, wenn Sie so freundlich wären, vorsichtig mit den Büchern umzugehen. Das ist nur, äh, eine Leihgabe meines Verlags.« »Klar, mach ick«, sagte Peggy. »Ich liiiebe Krimis!«
    »Ich nicht.«
    »Du schreibst nur manchmal welche, wa, Herr van Harm?« Sie lachte.
    »Ich versuche eher humorvolle Milieustudien zu verfassen mit einem gewissen kriminalistischen …«
    »Macht ja ooch nüscht«, würgte Peggy ihn ab. »Vielen Dank jedenfalls.« Blitzschnell zog sie ihren Wohnungsschlüssel aus der Umhängetasche, die sie über der Schulter trug, stieß ihn ins Schloss, drehte ihn dortselbst ohne Kraftanstrengung zweimal um und war als Nächstes auch schon in ihrer Wohnung verschwunden.
    So ging das also, dachte van Harm, und versuchte Peggys Bewegungsablauf zu imitieren, aber schon beim Zustoßen verfehlte er das angepeilte Ziel und zog sich am scharfkantigen Schlüsselbart einen blutigen Kratzer am Daumen zu. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür dennoch wie von Geisterhand. Kai nahm schnell den Daumen aus dem Mund. Hinter der Wohnungstür stand Bruno und versuchte, eine ernste Miene zu machen: »Mit der Nummer könnteste im Sterelle ufftreten.«
    Erst jetzt fiel Kai die Kamera wieder ein, die über der Tür angebracht war. Man konnte sie wirklich nicht sehen und schon gar nicht mit einem Liter Wein im Blut. Er schlüpfte schnell an Bruno vorbei in die Wohnung. In der Diele stieß er fast mit Naik und Puh zusammen, die gerade aus seinem Schlafzimmer kamen und wahrscheinlich auf dem Weg in die Küche waren, um sich einen Liter Jacobs Krönung hinter die Binde zu kippen. Sie hatten ernste Gesichter, aber Kai sah ganz deutlich, wie es arbeitete unter dieser Maske ausdrucksloser Reglosigkeit.
    »Habt ihr das Schloss ausgetauscht?«
    »Nee, wieso?« Das klang mehr als scheinheilig.
    »Mensch Bruno«, sagte Kai, »ich dachte, du wärst mein Freund.«
    Jetzt konnte Bruno nicht mehr an sich halten. Er prustete los: »Du hättst dich ma sehn solln. Dit war Slapstick vom Feinsten. Buster Keaton is ’n Scheißdreck gegen dich. Biste knülle oder wat?«
    »Du hast selber ’ne Bierfahne«, gab Kai beleidigt zurück.
    »War ’n langer Tach«, sagte Bruno beschwichtigend und legte Kai seine Pilotenpranke auf die

Weitere Kostenlose Bücher