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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Einzelheiten zu erfahren. Das mag auch daran gelegen haben, daß Ariane, Edgar und Moritz ihn sicherlich schon eingehend über ihre und oberflächlich über meine Funde informiert hatten. Er holte tief Luft und setzte zu einem Monolog an, der im Original etwa eine halbe Stunde dauerte. Ich kann ihn unmöglich wiedergeben; hier also ein geraffter Bericht. Ich erlaube mir, dabei manche Verfluchungen wider mich auszulassen, desgleichen eloquente Abschweifungen und Verzerrungen, die für Baltasar so charakteristisch sind wie das Ei für die Henne, die aber nicht zur Sache gehörten.
    Während ich mich noch der Illusion hingab (und Baltasar deshalb verfluchte), die Hauptlast der ›Ermittlungen‹ zu tragen, hatte Edgar einige Tage am Telefon verbracht. Baltasar hatte sich in die Idee verbissen, daß Haselmaus Brockmann umgenietet worden sei und daß der Anlaß dazu vielleicht länger in der Zeit zurückliege; daß es also notwendig sei, die Vorgeschichte der Personen zu eruieren. In einigen Fällen waren die groben Fakten nicht allzu schwer herauszufinden – Kleinsiepe, Pallenberg, Treysa und Grossek hatten die meiste Zeit ihres Lebens in oder bei Bonn verbracht. Es mußte also ausreichende Möglichkeiten geben, etwas über sie zu erfahren. Darauf setzte Baltasar Moritz an, dessen zahllose Verbindungen früher oder später alles Wissenswerte zumindest in Umrissen zugänglich machen sollten.
    Schwieriger war es im Fall Ahrenborn, und damit auch Morken. Natürlich war es eine fixe Idee von Baltasar, daß ein ehrbarer Professor der Medizin und ein Mitglied des Deutschen Bundestags schwarze Flecken in der Vorzeit angesammelt haben könnten, aber er war nun mal in Reiselaune, also beschloß er, die Schauplätze ihres Vorlebens aufzusuchen. Diesen Beschluß hatte er bereits gefaßt (und die Durchführung eingeleitet), bevor Ariane ihm die Gruselgeschichte über die erzwungene Ehe ihrer Freundin Eva erzählte.
    Einige Daten – Geburt, Ausbildung, erste Tätigkeiten usw. – waren leicht zu beschaffen; sie ließen sich Publikationen und Jahrbüchern entnehmen.
    Hier nun begann Edgars Telefonitis. Mehr noch als alle anderen Berufsgruppen bilden die Mediziner eine Art Mafia. Mit der wiederholten Rede bei Abnehmen des Hörers auf der Gegenseite: »Römertopf in Bonn; guten Tag, Herr Kollege« öffneten sich Informationskanäle, die im Zweifel einer polizeilichen Untersuchung verschlossen blieben. Von Mediziner zu Mediziner weitergereicht, machte Edgar zwei ehemalige Kommilitonen des stud. med. Ahrenborn ausfindig. Natürlich gab es noch mehr ehemalige Kommilitonen, aber diese beiden waren darüber hinaus mit Ahrenborn zusammen in einer schlagenden Verbindung gewesen und hatten ihn auch nach dem Ende des Studiums noch einige Male gesehen.
    Beide praktizierten noch; der eine in Frankfurt, der andere in Bayreuth. Edgar teilte ihnen telefonisch mit, daß einige ehemalige Mitarbeiter und Schüler des verehrten Professors Ahrenborn beizeiten begönnen, eine Festschrift zu seinem 65. Geburtstag im Jahre 1982 zusammenzustellen; zu diesem Zweck sei ein kurzer biographischer Abriß unumgänglich, und ob die geschätzten Herren Kollegen bereit wären, da sie den Festschriftkandidaten noch aus der gemeinsamen Studienzeit kannten, ihre Erinnerungen zur Verfügung zu stellen? Selbstverständlich waren die Herren bereit, zumal Edgar ihnen Namensnennung zusicherte. In den nächsten Tagen, vermutlich am Wochenende, wenn es ihnen recht sei, käme dann ein Mitarbeiter namens Matzbach bei ihnen vorbei; er sei kein Mediziner, aber als Journalist und Autor bereit, die technische und stilistische Seite der Festschrift zu bearbeiten …
    An dieser Stelle konnte ich mir zwei Unterbrechungen des Monologs nicht verkneifen.
    »Sag mal, schlagende Verbindung – ich kann mich nicht erinnern, bei ihm einen Schmiß gesehen zu haben. Und wer ist denn auf die Idee mit der Festschrift gekommen?«
    Edgar übernahm die Antwort auf die zweite Frage.
    »Baltasar natürlich. Das heißt, wir haben zusammen überlegt, wie man es anstellen kann, daß seine alten Kollegen sich über ihn möglichst offen äußern, ohne ihm was davon zu sagen. Beide haben heilig versprochen, selbstverständlich nicht mit ihm Kontakt aufzunehmen, damit bei der Festschrift die Überraschung um so schöner wird.«
    »Was den Schmiß angeht«, sagte Baltasar vorwurfsvoll, »er hat einen, aber du hast Perlmutt auf der Netzhaut. Der Schmiß sitzt genau in einer Falte, ein kleines Stückchen links

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