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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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brauchte also keine Angst zu haben, etwas zu verpassen. Ich rief Hussein an; zu meiner Erleichterung war er zu Hause.
    »Hör mal«, sagte ich, »du mußt mir einen Gefallen tun.«
    »Was ist denn los?«
    »Du steckst doch da in so einer Import-Export-Kiste, oder?«
    »Ja, immer noch.«
    Ich bat ihn, sich unauffällig, aber möglichst schnell und umfassend umzuhören, und zwar besonders in den halbseidenen Kreisen, ob jemand etwas über den Rauchwarenhändler Albert Grossek wußte. Wenn schon alle anderen untersucht wurden, warum dann nicht auch er? Einer der Vorteile eines weitläufigen Bekanntenkreises in Bonn liegt darin, daß man fast alles von irgendwem oder über irgendwen herausbekommen kann.
    Hussein knurrte. »Wie heißt der Pelzmensch?«
    Ich buchstabierte, und er schrieb mit.
    »Ich will's mal versuchen. Was ist halbseiden?«
    »Unsauber, Untergrund. Leute, die ein Kilo Marihuana in einen Teppich wickeln, den sie nicht einführen dürfen, und beides nach Bonn schaffen.«
    Er lachte. »Ah, du redest von meinen Freunden. Ich ruf dich an.«
    »Danke, mein Lieber. Aber spätestens bald.«
    »Spätestens Montag.«
    Barbara Grossek kam nicht. Gegen Mitternacht verließ ich das Restaurant. Ich war besorgt. Später hatte ich Mühe einzuschlafen. Als ich gerade eingeschlafen war, so gegen vier Uhr morgens, klingelte mich das Telefon wach.
    Wer war's? Natürlich Baltasar.
    »Hallo, Kleiner, ich bin wieder da.«
    »Das freut mich. Konntest du mir das nicht morgen früh sagen?«
    Er lachte. »Jetzt ist morgen früh. Oder meinst du: später?«
    »Ah bah. Wann sehen wir uns?«
    »Zum Mittagessen im Hause Binder?«
    »Mit Vergnügen. Bis alsdann.«
    »Schlaf lecker.«
    Und siehe da: Die Last der Verantwortung war von mir genommen; ich schlief wie ein Engelein. Fast.

9. Kapitel
    Feist und gnädig thronte er im Morgenrock auf dem Sofa. »Hallo Buddha«, sagte ich, nachdem mich Evelyn, die ich bei dieser Gelegenheit kennenlernte, in die Wohnung gelassen hatte.
    »Ihr habt euch gut dekoriert«, erklärte ich der Allgemeinheit. Ariane Binder hockte, angetan mit einem Sari, auf dem Tisch, ließ die Beine baumeln und blies den Rauch ihres Zigarillos allgemein in Richtung Matzbach. In der Ecke, neben dem Fenster, fläzte sich Moritz in ausgefransten Jeans auf einem ältlichen Stuhl, der bedrohlich knackte. Zu guter Letzt erblickte ich Edgar, häßlich und adrett wie immer: Er stand, die Hände auf dem Rücken verschränkt, vor einem reichlich abstrakten Bild, dessen Farbtupfer die umgebende Tapete zu vergröbern schienen.
    »Ich fühle mich wie ein Eindringling, der das Idyll aus der Balance bringt«, sagte ich, immer noch in der Tür stehend.
    Evelyn gab mir einen kleinen Schubs, damit sie auch in den Raum konnte.
    »He, seid ihr alle aus Gips?«
    Endlich raffte sich jemand zu einer Antwort auf. Ariane Binder deutete auf einen freien Sessel und sagte: »Setzen!«
    Ich blieb stehen. »Was ist denn los?«
    Baltasar zog geräuschvoll den Inhalt seiner Nase hoch. »Wir haben gerade«, intonierte er, wobei er seinen Oberkörper unrhythmisch vor und zurück bewegte, »von deinen gestrigen Schandtaten gehört und sind entsetzt.«
    Ich setzte mich. »Hallo, allerseits«, sagte ich laut und munter, »ihr Petzer und Verleumder. Du hast gut reden, Dicker. Erst erfindest du eine Zahnbürste, mit der niemand etwas zu tun haben will, dann zwangsverpflichtest du uns alle, mit ihr die Ritzen zu kratzen, aus denen die Zeit ins Kraut schießen könnte, während du deinen Kadaver durch fremde Gefilde chauffierst, und schließlich kommst du zurück, nachdem wir alle Arbeit getan haben, und statt uns herzlich zu danken, gießest du den übelriechenden Inhalt deines Kübelmauls über mein armes Haupt. Weh!«
    Frau Binder lachte hell, verließ den Tisch, kam zu mir herüber und streichelte mein Sünderhaar.
    »Armer Kleiner«, sagte sie, »schlimm, so was.« Dann schloß sie Baltasar, Edgar, Moritz und mich mit einem Rundumblick in die Arme ihres Geistes und sagte: »Ich kann euch alle sehr gut leiden. Ihr seid ausnahmslos völlig verrückt.«
    »Vor allem jeder einzelne«, sagte Edgar.
    Baltasar saß nach wie vor völlig ungerührt und ohne sich im mindesten aus seiner Pose zu begeben auf dem Sofa. »Berichten!« sagte er.
    Ich prustete. »Nix da, du Unhold. Erst mal berichtest du. Wo hast du eigentlich gesteckt?«
    »Ich habe gearbeitet«, behauptete er.
    Zu meinem Erstaunen bestand er nicht darauf, zunächst von mir beziehungsweise uns

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