Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
nötigen Dateien für uns von Costas Computer zu ziehen.
Isabella war beeindruckt.
„Wow! Stell dir vor, wie cool das wäre.“, sagte sie. „Damit haben wir die Kriminellen richtig schön am Kragen. Ich drücke uns die Daumen, dass das klappt.“
Wir besprachen, was die Alternative wäre. Wir könnten genau so gut in dieser Phase die Polizei einschalten, meinte Isabella. Sie würde eine Razzia durchführen und alles würde auffliegen.
Aber ich schüttelte den Kopf. „Meinst du wirklich, dass die Polizei das machen würde? Meinst du wirklich, dass sie auf Grund unserer paar kümmerlichen Aussagen und Vermutungen so eine Razzia veranlassen würde und am Ende riskiert, sich zu blamieren? Wir haben absolut keine Beweise in der Hand. Selbst die vergifteten Almandredos könnten von uns getürkt sein.“
„Warum sollten wir so etwas machen?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Irgendein Motiv könnte man schon haben. Vielleicht, weil wir sauer sind, dass Costa das Lokal für sich an Land gezogen hat und es so gute Einnahmen hat, oder aus irgendeinem privaten Grund, Eifersucht, Rache, oder so.“
Wir schwiegen eine Weile.
Dann sagte ich: „Nein, es bleibt dabei; wir haben jetzt zwei wichtige Dinge zu erledigen. Wir müssen die Unterlagen bekommen, die einen eindeutigen Nachweis liefern, dass Costa illegale Dinge im Acueducto getrieben hat, nämlich aktive Sterbehilfe und sogar Mord. Und wir müssen nachweisen, dass der Hippie seine Machenschaften mit seiner Giftherstellung unterstützt hat. Wenn es uns gelingt, den Ort auszuspionieren, wo er seine Giftküche hat, dann wären wir in diesem Punkt so weit.“
Ich fügte noch hinzu: „Außerdem habe ich manchmal eine finstere Ahnung, dass die Polizei hier nicht ganz so integer ist, wie man es sich wünschen könnte. (Treu meinem Wort gegenüber dem Pfarrer, erzählte ich ihr nichts von meinem „Beichtgespräch“ mit ihm, aber ich sagte so viel:) „Es kann gut sein, dass anerkannte Autoritäten von den Aktivitäten im Acueducto wussten und ihm ein blindes Auge zugedreht haben.“
„Meinst du wirklich?“, fragte Isabella. „Wenn das so ist, müsste man alle Ergebnisse lieber gleich an eine höhere Ebene weiterleiten, nach Teneriffa oder sogar Madrid.“
Ich nickte, sagte aber dann: „Zunächst müssen wir sie erst haben.“
„Logisch“, sagte Isabella.
Wir waren nun in Vallehermoso, unweit des botanischen Gartens.
Isabella hielt etwas oberhalb des Komplexes.
„Damit wir uns diskret anpirschen können“, sagte sie.
Ich sagte: „Tu mir einen Gefallen, wende das Auto und stelle es so bereit, dass wir schnell, falls nötig, zurückfahren können.“
„Meinst du, dass das wirklich sein muss?“
„Sicher ist sicher.“
Wir stiegen aus dem Wagen. Ich zog die Kapuze meines Sweatshirts über meinen Kopf und setzte eine Sonnenbrille auf. Isabella hatte einen Sonnenhut auf der Ablage. Sie setzte ihn auf, drehte ihre langen Locken hoch und steckte sie darunter. Auch sie griff zu einer Sonnenbrille. Dann schlenderten wir, als Touristen getarnt, auf den botanischen Garten zu.
Der botanische Garten in Vallehermoso war vor Jahren aufwändig geplant und eingerichtet worden, aber nun präsentierte er sich in einem verwahrlosten Zustand.
„Warum sieht er so schrecklich vernachlässigt aus?“, fragte Isabella.
„Ich glaube, dass ihn ein Pflanzenliebhaber mit viel Geld einmal als Hobby eingerichtet hatte“, erwiderte ich, „aber vermutlich ist er gestorben, und die Erben hatten besseres mit seinem Geld vor.“
Der botanische Garten war direkt an der Straße gelegen. Ein imposantes Gebäude bildete seinen Eingang und Mittelpunkt. Isabella warf ihren Kopf zurück und sah an dem Gebäude hinauf.
„Das muss irgendein berühmter Architekt gebaut haben“, meinte sie.
Es war aus schwarzem Lavastein gefertigt. Die Wände waren nicht gerade, sondern kühn geschwungen. Ein bisschen mutete es an, wie ein Schiff, das sich ins Binnenland und den Barranco herauf verfahren hatte.
„Wahnsinn“, sagte ich, „was das wohl gekostet hat? Und jetzt steht alles leer und ist ungenutzt. So eine Verschwendung.“
„Ja“, meinte Isabella, „Es gibt drei solche verwahrlosten Orte, ausgerechnet in diesem schönen Tal: Das blöde überflüssige Riesenschwimmbad unten am Strand und die verfallene Bananenverladestation. Jetzt schauen wir uns diesen hier doch näher an.“
Wir schlenderten Hand in Hand die Steinrampe hinunter, die zum eigentlichen botanischen Garten
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