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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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vergessen hatte? Normalerweise war er sehr gewissenhaft und hielt sich minutiös an alle Termine. In dem halben Jahr, das sie nun zusammen waren, war er zu keinem einzigen Treffen zu spät oder gar nicht erschienen. Es war schon schwer genug, überhaupt Zeiten zu finden, an denen sie sich unbemerkt und ungestört treffen konnten. Dieser Kleingarten war ein richtiger Glücksfall. Hatte seine Verspätung etwas mit den jüngsten Vorkommnissen zu tun? Vielleicht war er nun doppelt vorsichtig? Vielleicht hatten ihn diese beiden Kommissare aufgehalten, die neuerdings überall auftauchten?
    Der King Kamehamea-Beach-Club lag am Mainufer und war gut gefüllt. Die Gäste genossen den warmen Sommerabend mit Cocktails, Chillen oder in einem der Badepools. Es war immer noch brütend heiß, obwohl die Sonne dabei war, am Horizont zu verschwinden. Julia Will war es gelungen, zwei Liegestühle direkt am Wasser zu ergattern, wo die Lautstärke der Musik erträglich war. Konstanze Beckstein hatte zwei Caipis organisiert. Beckstein war dreißig Jahre alt, hatte dunkelbraune, kurzgeschnittene Haare und war von überaus schlanker Gestalt. Sie arbeitete bei der städtischen Drogenberatung. Julia hatte sie im Judoverein kennengelernt und die beiden hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Seit geraumer Zeit trafen sie sich nicht nur bei den Trainingseinheiten, sondern gingen auch gelegentlich gemeinsam auf die Piste. Will berichtete in kurzen Sätzen über die jüngsten Ereignisse und Konstanze war einigermaßen entsetzt.
    „Das ist ja gruseliger als ein Fernsehkrimi.“
    „Über mangelnde Spannung brauche ich mich in meinem Beruf wahrlich nicht zu beklagen“, antwortete Julia. „Aber mal etwas ganz anderes. Wenn du einen neuen Freund hast, würdest du es mir sagen oder eher nicht?“
    Beckstein sah Will prüfend an. „Wie soll ich diese Frage verstehen?“
    „So, wie ich sie gestellt habe.“
    „Natürlich würde ich es dir erzählen.“
    „Sicher? In jedem Fall?“
    „Sag mal, wie bist du denn drauf? Natürlich. Also vielleicht nicht gleich nach der ersten Nacht, aber ziemlich bald.“
    Will blickte Beckstein ernst an, ohne ein Wort zu sagen. Beckstein wurde sichtlich nervös.
    „Absolut sicher?“, wiederholte Will.
    „Ich weiß überhaupt nicht, auf was du hinaus willst!“
    „Anders herum gefragt: Kannst du dir eine Situation vorstellen, in der du es mir nicht sagen würdest?“
    Beckstein überlegte für einen Moment. „Vielleicht, wenn ich es mit deinem Freund getrieben hätte.“
    „Du würdest es mit Alex treiben?“ In Julias Stimme lag gespielte Empörung.
    „Natürlich nicht“, versicherte Konstanze. „Andererseits, unattraktiv ist er ja nicht.“ Sie trank einen Schluck aus dem Cocktail-Glas und fixierte Will. „Du kannst beruhigt sein, deine Freunde sind für mich tabu.“
    „Da bist du ja endlich“, sagte Natascha einigermaßen erleichtert. Der Mann, auf den sie die ganze Zeit gewartet hatte, drängte sich an ihr vorbei und schloss die Eingangstür zur Gartenlaube auf. Natascha raffte ihren Rucksack zusammen und folgte ihm. Der Mann verschloss eilig die Tür. Natascha drängte sich an ihn und drückte ihre Lippen auf die seinen. Er erwiderte ihren Kuss zunächst zögerlich, bevor er von ihrem Ansturm überrannt wurde. Ihre Hände wanderten unter sein Polohemd und streichelten seinen Oberkörper. Der Mann drängte Natascha zu dem in der Ecke stehenden Sofa. Auch seine Hände hatten mittlerweile den Weg unter ihr T-Shirt gefunden. Voller Begierde entblößte er ihren Körper.
    Tom Bohlan schreckte hoch. Hatte er ein Klopfen gehört? Er war sich nicht sicher. Verwirrt blickte er um sich. Abgesehen vom Bild des Fernsehers war es stockdunkel. Die Fernbedienung lag neben ihm. Er drückte den Ton weg und lauschte. Von draußen hörte er Stimmen und das Geklirr von Bierflaschen. Er rappelte sich auf, ging zum uferseitigen Fenster und lugte zwischen zwei Lamellen hindurch. Die Stimmen kamen von oberhalb. „Haben die denn kein Zuhause?“, grummelte Bohlan vor sich hin. Seit geraumer Zeit war der alte Lastenkran an der Uferpromenade zum Treffpunkt der örtlichen Säuferszene geworden. Sobald das Wetter halbwegs erträglich war, verbrachten sie dort den ganzen Tag und die halbe Nacht und zischten ein Bier nach dem anderen. An schlimmen Tagen kamen noch härtere Alkoholika dazu. Doch damit nicht genug. Abhängig vom Trunkenheitsgrad krakeelten sie lauthals herum und beschimpften sich gegenseitig. Bohlan knallte das

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