Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Horizont zeigte. Wie schaffen die das nur, dass sich die Bilder bewegen?
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte eine freundliche Frauenstimme.
Bohlan blickte zur Seite. Vor ihm stand eine junge Frau mit hellblonder Mähne. Sie war braun gebrannt und trug ein kurzes, bauchfreies Top und eine ebenso kurze weiße Hose, dazu Badeschlappen. Bohlan überlegte, ob es vermessen sei, einen Cocktail oder gar ein Eis zu ordern, um dann nach einem Liegestuhl Ausschau zu halten. Stattdessen zückte er seinen Dienstausweis. „Ja, ich suche Natascha Weller. Vielleicht wissen Sie, wo ich sie finden kann.“
„Muss das sein! Müssen Sie hier auftauchen?“ Natascha Weller war alles andere als amüsiert darüber, dass sie aus der Dunkelheit in einen grell beleuchteten Aufenthaltsraum gebeten worden war. Bohlan musterte das junge Mädchen. Sie hatte die braunen Haare zu einem Zopf gebunden und war dezent geschminkt. Ansonsten steckte sie in den gleichen Klamotten wie das hellblonde Mädchen vor dem Sandstrandbild. Ihr Gesichtsausdruck verriet eine gewisse Widerspenstigkeit. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Bauch.
„Sie wollen doch auch, dass wir den Mörder Ihrer Freundin finden, oder?“, fragte Bohlan mit verständnisvoller Stimme.
„Schon, aber deswegen müssen Sie doch nicht bei mir auf der Arbeit auftauchen. Ich habe keinen Bock, dass ich deshalb Probleme bekomme.“
„Keine Sorge, darum kümmern wir uns schon.“ Bohlan setzte ein Lächeln auf. „Arbeiten Sie oft hier?“
„Jeden Samstag und einmal unter der Woche am Nachmittag. Aber das wollen Sie doch nicht wirklich wissen.“
„Ich versuche mir immer ein genaues Bild von den Personen zu machen, die für die Ermittlungen wichtig sind. Beispielsweise frage ich mich, warum Sie heute arbeiten, wo Ihre beste Freundin gerade ermordet wurde?“
„Sie klingen wie meine Mutter. Hier habe ich wenigsten was zu tun und muss nicht dauernd an die ganze Scheiße denken. Jedenfalls war es so, bis Sie aufgetaucht sind.“
„Wir sind auch schnell wieder weg. Die Eltern von Lea haben gesagt, dass Sie so etwas wie die beste Freundin von ihr waren?“ Bohlan blickte Weller auffordernd an.
„Stimmt.“
„Vielleicht können Sie das Ganze etwas konkretisieren!“, forderte Will.
„Wir kennen uns schon unser ganzes Leben. Naja, seit dem Kindergarten. Wir wohnen in derselben Straße, haben ähnliche Hobbys, haben uns sehr gut verstanden.“
„Was für Hobbys waren das genau?“
„Wir spielen im gleichen Verein Tennis. Und dann ist da noch die Theater-AG in der Schule.“
„Frankfurter Sagen“, warf Bohlan ein.
„Ja, genau. Ein Vorschlag von Andreas Fischer, unserem Tutor. Anfangs fanden wir das nicht so toll. Aber die sind echt abgefahren und voller Abgründe. In dem aktuellen Stück geht es um abgeschlagene Köpfe. Es ist gar nicht so einfach, das in einem Theaterstück umzusetzen.“
„Und? Wie machen Sie das?“
„Die Köpfe abschlagen? Das ist gar nicht so schwer. Mit einem langen scharfen Dolch. Einmal richtig ausholen. Schon ist die Rübe ab.“ Natascha musste laut auflachen. „Nein, nein. Keine Angst. Die Geköpften tragen Köpfe aus Plastik. Die kann man ohne Probleme wieder aufsetzen. Es wird niemand wirklich enthauptet“, erklärte Natascha, die gemerkt hatte, dass ihr Scherz nicht wirklich gut angekommen war.
„Wirklich nicht?“, bohrte Bohlan nach. Weller schaute den Kommissar eine Zeit verwirrt an. „Nein, natürlich nicht. Was denken Sie denn?“
„Was ich denke, tut nichts zur Sache. Was war denn Lea für ein Mädchen?“
„Was soll sie für ein Mädchen gewesen sein? Eigentlich war sie ziemlich normal. Vielleicht ein bisschen aufmüpfig. Manchmal etwas überdreht. Aber sie hat sich echt für andere eingesetzt. Früher war sie in der Schülervertretung. Seit einiger Zeit schrieb sie für die Schülerzeitung.“
„Wie sah es mit Freunden aus?“, fragte Will.
„Die gab es natürlich auch. Klar.“
„Hatte sie aktuell einen?“
„Nicht, dass ich wüsste“, sagte Natascha, nachdem sie einen Moment überlegt hatte. Einen Moment zu lange, wie Bohlan fand.
„Warum müssen Sie über diese Frage so lange nachdenken?“
„Weil ich es, ehrlich gesagt, nicht wirklich weiß. Lea war in der letzten Zeit ein wenig schnippisch zu mir.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich weiß auch nicht. Sie war viel beschäftigt. Hatte nicht so viel Zeit und irgendwie reagierte sie auf mich abweisend. Ich kann Ihnen aber nicht sagen, warum.“
„Also
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