Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
Vom Netzwerk:
könnte sie einen Freund gehabt haben?“
    Natascha verdrehte die Augen. „Natürlich könnte sie. Aber wenn, dann hat sie es nicht an die große Glocke gehängt. Jedenfalls habe ich nichts davon mitbekommen.“
    „Ist so etwas öfter vorgekommen?“
    „Sie hatte jetzt nicht dauernd neue Freunde, wenn Sie das meinen. Wenn sie einen hatte, dann war das schon etwas Ernstes und sie hat es mir erzählt.“
    „Haben Sie einen Freund?“
    Natascha blickte Bohlan irritiert an.
    „Äh, nein“, sagte sie stotternd.
    Bohlan sah das Mädchen eindringlich an.
    „Ich wüsste auch nicht, was Sie das anginge.“
    „Was jetzt?“, fragte Bohlan, nachdem sie das Hollister verlassen hatten, nicht ohne vom Türsteher freundlich verabschiedet worden zu sein.
    „Ich könnte einen Kaffee gebrauchen“, entgegnete Will.
    „Ich auch.“ Sie schlenderten durch die Ladenpassage und blieben vor dem
La Maison du Pain
stehen.
    „Das sieht doch lecker aus.“ Bohlan deutete auf einige Blätterteig-Teilchen, die in der Auslage der provenzalisch eingerichteten Backstube lagen. Sie suchten sich einen Platz und bestellten zwei Milchkaffee und zwei Blätterteig-Stückchen. Im Hintergrund dudelte ein französischer Chanson.
    „Das hat sich hier ganz schön verändert“, stellte Bohlan fest. Menschenmassen schoben sich vorbei. „Völlig neues Ambiente.“
    „Scheinst nicht so oft hier einzukaufen.“
    „Ich versuche, die Geschäfte in Höchst zu unterstützen.“ Bohlan musste an die Auseinandersetzungen denken, die die Ausbaupläne für das Main-Taunus-Zentrum in den westlichen Frankfurter Stadtteilen verursacht hatten. Das Zentrum selbst stand auf Sulzbacher Grund und Boden und garantierte der kleinen Stadt beträchtliche Steuereinnahmen. Allerdings wies Sulzbach auch eine der höchsten Kriminalitätsraten in Hessen gemessen an der Einwohnerzahl auf. Auch eine Folge des Einkaufszentrums.
    „Der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten und gegen die großen Einkaufsketten ist auf Dauer kein Kraut gewachsen“, sagte Bohlan.
    „Stimmt schon, die Einkaufsstraßen sind eigentlich überall gleich.“
    Will trank einen Schluck von ihrem Kaffee. „Sag mal, was hältst du von Natascha Weller?“
    Bohlan zuckte mit den Achseln. „Ziemlich normales Mädchen. Ist noch nicht ganz aus der Trotzphase der Pubertät draußen, aber ansonsten ...“
    „Da hast du recht. Andererseits verheimlicht sie uns das eine oder andere Detail. Ich frage mich nur, aus welchem Grund?“
    Bohlan schaute nachdenklich zu der über ihm hängenden Glasdecke. „Was meinst du denn genau?“
    „Ich nehme ihr nicht ab, dass sie über Leas Liebesleben nicht informiert war. Es wäre schon sehr ungewöhnlich, wenn sie nichts mitbekommen hätte. Sie hatten eine lange Vertrauensbeziehung und sie wohnten in unmittelbarer Nachbarschaft. Dann noch viele gleiche Hobbys. Da wird es schwer, etwas geheim zu halten. Außerdem ...“ Will geriet ins Stocken.
    „Was hast du denn?“
    „Ich weiß nicht. Der Typ, der gerade vorbeigelaufen ist, kam mir irgendwie bekannt vor.“
    „Welcher denn?“
    „Ach, er ist schon außer Sichtweite. Braune Haare, großgewachsen, sportlich. Ich glaube, er war aus Leas Leistungskurs.“
    „Vielleicht ein Freund von Natascha“, wandte Bohlan ein.
    „Ja, vielleicht. An der Stelle war sie übrigens auch sehr verschlossen. Also wenn du mich fragst, gibt es da einige dunkle Stellen. Sollte uns das interessieren?“
    „Uns sollte momentan alles interessieren.“
    Natascha Weller stieg aus der S-Bahn und setzte einen Fuß auf den Bahnsteig. Für einen Moment blieb sie unschlüssig stehen. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es war halb sieben und immer noch ziemlich heiß. In einer Stunde war sie mit ihm verabredet. Für den Weg von hier bis zu ihrem Treffpunkt benötigte sie allenfalls zehn Minuten. Sie könnte nach Hause gehen, sich duschen und etwas anderes anziehen. Das könnte dann allerdings recht knapp werden und wäre ein unnützes Gehetze. Unentschlossen lief sie den Bahnsteig in Fahrtrichtung bis zum Ende. Auf der gegenüberliegenden Seite war die
Batschkapp
, jene legendäre Musikkneipe, die zum allgemeinen Verdruss demnächst nach Seckbach umziehen würde. Natascha entschied sich dafür, den Weg in Richtung Weißer Stein einzuschlagen. Als sie auf die Straße einbog, lenkten sie Lacher und Gesprächsfetzen aus dem Drosselbart ab. Die Gaststätte war vor allem in den Sommermonaten ein beliebtes Kneipenziel. Unter den alten meterhohen Kastanien

Weitere Kostenlose Bücher