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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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Schule quasi im Alleingang geführt. Die meisten Lehrer erwarteten mit dem Einzug eines neuen, jüngeren Schulleiters einen gewissen frischen Wind. Annette von Lichtenhagen war ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Schnell hatten eifrige Mitglieder des Personalrates den bisherigen Lebensweg der ‚Neuen‘ ermittelt. Von Lichtenhagen kam aus der Verwaltung, hatte zunächst BWL studiert, dann aber aufgrund ihrer frühen Mutterschaft gar nicht gearbeitet. Erst als ihrer Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, hatte sie nochmals auf Lehramt studiert, war dann an einer anderen Frankfurter Schule schnell in den erweiterten Führungskreis aufgestiegen und schließlich Konrektorin geworden. Eifrige Zungen munkelten, dass auch die Position als Rektorin der Willy-Brandt-Schule nur eine Durchgangsstation auf ihrer Karriereleiter darstellte. Erste Risse bekam die Beziehung zum Kollegium bereits mit ihrer Antrittsrede, in der sie sehr viel Wert auf eine gute Verwaltung der Schule legte und nur zwei Sätze zur weiteren pädagogischen Ausrichtung verlor. Auch trug der Umstand, dass sie nur alkoholfreien Sekt ausschenkte, nicht gerade zur Verbesserung der Stimmung bei. In der Folgezeit kam es zu einigen heftigen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Kollegen und von Lichtenhagen, die meist in den Sätzen gipfelten: „Ich bin die Rektorin und was ich sage, wird auch gemacht.“
    Auslöser für den Unmut, der sich am heutigen Morgen im Lehrerzimmer ausbreitete, waren einige Abmahnbriefe, die sich in den Fächern von zirka zwei Drittel der Lehrer befunden hatten. Als Steinbrecher und Steininger das Lehrerzimmer betraten, schien niemand von ihnen Notiz zu nehmen. Alle quasselten durcheinander. Steinbrecher räusperte sich, was zunächst keinerlei Auswirkungen auf die allgemeine Pogromstimmung hatte.
    „Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Methoden“, murmelte Steinbrecher, kletterte auf einen der Tische und stampfte mit dem Fuß zweimal auf. „Ruhe bitte!“
    Augenblicklich verstummten alle Gespräche und Steinbrecher entnahm den entweder ungläubig oder erschreckt aussehenden Gesichtern, dass tatsächlich bislang niemand vom ihm Notiz genommen hatte.
    „Ich weiß zwar nicht, wer oder was Auslöser dieses ganzen Tohuwabohus ist, aber ich möchte daran erinnern, dass in der letzten Woche eine Ihrer Schülerinnen eiskalt ermordet worden ist. Der Mörder läuft immer noch frei herum und wir müssen heute leider nochmals den Unterrichtsablauf stören.“
    Erneut setzte leichtes Gemurmel ein, allerdings deutlich zurückhaltender als zuvor.
    „Wir werden mit einzelnen Schülern und auch mit Ihnen Gespräche führen müssen. Diese Aufgaben werden von meinem Kollegen“, Steinbrecher zeigte auf Steininger und fuhr fort: „und von mir übernommen. Später werden Hauptkommissar Bohlan und Julia Will hinzustoßen. Die beiden sind Ihnen bereits von Freitag bekannt. Wir werden versuchen, alles so ruhig wie möglich in Angriff zu nehmen, damit der Unterrichtsablauf wenig gestört wird.“
    In diesem Moment öffnete sich die Tür des Lehrerzimmers und Annette von Lichtenhagen blickte hinein. Sie blieb mit eisiger Miene im Türrahmen stehen und musterte die Anwesenden.
    „Dürfte ich vielleicht erfahren, was hier aufgeführt wird?“
    Die Unruhe im Kollegium wurde wieder stärker. Steinbrecher und Steininger sahen sich an, während einige Lehrer zu tuscheln begannen. Steinbrecher stieg vom Tisch hinunter und ging zu von Lichtenhagen.
    „Guten Morgen, Frau Rektorin.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Mein Name ist Walter Steinbrecher von der Mordkommission. Wir hatten bereits am Freitag das Vergnügen ...“
    „Sparen Sie sich Ihre Ausführungen. Ich weiß, wer Sie sind und von Vergnügen kann ich meinerseits nicht sprechen. Dürfte ich also erfahren, warum Sie auf dem Tisch gestanden haben?“
    „Ich war bemüht, mir Gehör zu verschaffen. Wir werden heute unsere Arbeit vom Freitag fortsetzen müssen. Aus diesem Grunde lassen sich einige Störungen des normalen Schulalltags nicht vermeiden.“
    „Und warum spielen Sie dann hier den großen Redenschwinger? Gehört das zur Arbeit der Polizei? Wenn Sie hier schon ermitteln müssen, dann sprechen Sie das bitte zunächst mit mir ab, und zwar ausschließlich mit mir.“ Sie sah Steinbrecher streng an. „Dürfte ich Sie in mein Zimmer bitten?“
    „Das ist das gute Stück“, sagte Wolfram Scherer und deutete auf einen cremefarbenen Motorroller der Marke Piaggio, der am

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