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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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Fahrradständer vor dem Vereinshaus stand. Bohlan betrachtete das Fahrzeug eingehend. Es war ein neues Modell im klassischen Design und schien in einem sehr guten Zustand zu sein.
    „Seit wann steht er schon hier?“, wollte Bohlan wissen.
    „Genau kann ich das nicht sagen. Ein paar Tage sind es schon.“
    „Und warum haben Sie erst jetzt bei der Polizei angerufen?“
    „Warum hätte ich es früher tun sollen? Der Roller hat niemanden gestört. Ich dachte halt, er gehört einem unserer Mitglieder.“
    Bohlan nickte.
    „Am Sonntag hatten wir eine Zusammenkunft und dabei stellte sich heraus, dass niemand wusste, wem der Roller gehört. Erst dann kam es mir komisch vor und deswegen habe ich das Revier verständigt. Ist etwas mit dem Roller?“
    Wieder so eine Situation, in der es galt abzuwägen. Wie viel sollte Bohlan von dem Fall preisgeben? Legte er alle Karten auf den Tisch, bestand die Gefahr, dass die ganze Sache zu einer Panik im Kleingartenverein führte. Andererseits könnte dies auch dazu führen, dass Scherer oder jemand anderes sich als nützlicher Helfer bei den weiteren Ermittlungen erweisen könnte. Spielte er die Sache herunter, bestand für die Herren der Gartenzwerge wenig Anlass, der Polizei zu helfen. Bohlan tendierte heute zur Offenheit und warf Will einen Blick zu. Sie zuckte mit den Schultern.
    „Der Roller gehörte dem Mädchen, das letzte Woche in der Nidda gefunden wurde.“ Für einen Moment herrschte entsetztes Schweigen.
    „O Gott“, stieß Scherer hervor. „Und was bedeutet das jetzt für uns?“
    Bohlan war es gewohnt, dass Menschen in Situationen, in die sie durch polizeiliche Ermittlungen gerieten, komische Dinge sagten oder fragten. Zu neunzig Prozent sollte man diesen Meinungsäußerungen nicht allzu viel Beachtung schenken. Allerdings waren sie in geschätzten zehn Prozent durchaus für die weitere Ermittlungsarbeit dienlich. Im Falle von Wolfram Scherer glaubte Bohlan jedoch nicht, dass er etwas mit dem Mord zu tun hatte oder etwas darüber wusste. Dazu war er viel zu leutselig und unbedarft.
    „Das bedeutet erst mal, dass das tote Mädchen vor ihrem Tod den Roller hier abgestellt haben muss.“
    „Oder, wenn sie es nicht getan hat, dann vermutlich der Mörder“, ergänzte Will und erntete dafür einen tadelnden Blick.
    Scherers Gesicht wurde bleich. „Sie meinen, der Mörder ist hier durch unsere Anlage gelaufen?“
    „Kann sein, muss aber nicht“, versuchte Bohlan zu beschwichtigen. „Vielleicht hat das Mädchen den Roller hier abgestellt und ist dann weiter.“
    Scherer blickte Bohlan skeptisch an. „Sie können ruhig offen mit mir sprechen. Ich kann einiges vertragen. Sie glauben, dass der Mord etwas mit unserer Anlage zu tun hat?“
    „Ich glaube gar nichts. Das überlasse ich den Kirchgängern. Ich stelle lediglich fest, dass der Roller dem Mordopfer gehörte. Wir müssen herauszufinden, warum und von wem der Roller hier abgestellt worden ist.“
    „Und wie wollen Sie das anstellen?“, wollte Scherer wissen.
    „Das lassen Sie mal unserer Sorge sein. Wenn Sie irgendetwas wissen oder von Ihren Mitgliedern erfahren, dann sollten Sie uns darüber in Kenntnis setzten“, sagte Bohlan. „Hilfreich wäre eine Liste aller Personen, die hier eine Parzelle gepachtet haben.“
    „Die können Sie natürlich haben. Keine Frage. Warten Sie hier.“ Scherer wandte sich zum Gehen. „Es dauert keine fünf Minuten.“
    Nachdem Steininger und Steinbrecher das Zimmer verlassen hatten, drückte Annette von Lichtenhagen zwei Aspirin-Tabletten aus der Verpackung in den Mund und spülte sie mit einem halben Glas Wasser hinunter. Danach lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte sie. Der dauernde Ärger mit dem Kollegium, die ständigen Telefonate mit dem Schulamt und jetzt auch noch eine Mordkommission, die den Schulbetrieb lahmlegte. So hatte sie sich ihre Arbeit als Rektorin eines der angesehensten Gymnasien der Stadt nicht vorgestellt. Noch dazu schien sie niemand für voll zu nehmen. Vielleicht wäre es besser, sich ein paar Tage krankschreiben zu lassen, wenigstens so lange, bis sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte. Doch dann würde ihr die Kontrolle über die Schule vollends entgleiten. Die Anwesenheit der Polizei führte keineswegs zu einem Mehr an Ordnung und Disziplin. Schon am Freitag hatte sie eine zunehmende Unruhe in Kollegium und Schülerschaft gespürt und diese würde durch das erneute Auftauchen

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