Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Willen nicht!“, sagte Natascha mit fester Stimme.
Dass Leas Roller in der Kleingartenanlage gestanden hatte, war äußerst seltsam. Eine innere Unruhe befiel Natascha. Bislang war sie davon ausgegangen, dass sich niemand aus der Schule dort aufhielt. Es waren zumeist Rentner, die die Gartenparzellen bewirtschafteten. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte Lea niemals erwähnt, dass sie in dieser Anlage gewesen war. Die Überlegungen der Polizei, dass sie lediglich ihren Roller dort abgestellt haben könnte, um anschließend auf den Sportplatz zu gehen, hielt sie für abwegig. Welchen Sinn sollte das gehabt haben? Wenn Lea auf den Fußballplatz gewollt hätte, hätte sie den Roller dort abgestellt. Bliebe noch die Möglichkeit, dass es gar nicht Lea gewesen war, die den Roller am Fundort abgestellt hatte. In diesem Fall hätte es nur ihr Mörder gewesen sein können. Aber würde ein Mörder das Fahrzeug des Opfers so offensichtlich platzieren? Während Natascha ihren Gedanken nachhing, legte sich eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken fuhr sie zusammen.
„Natascha weiß etwas über die Gartenkolonie“, sagte Julia Will. Sie saß mit Bohlan an einem Tisch in der Cafeteria der Willy-Brandt-Schule, jeder einen Kaffee vor sich.
„Ich weiß. Als ich die Kolonie erwähnt habe, ist sie jedes Mal zusammengezuckt.“ Bohlan nippte an seinem Kaffee. „Oh, verdammt heiß!“
In diesem Moment betraten Steinbrecher und Steininger die Cafeteria und setzten sich zu ihren Kollegen.
„Ihr seht ganz schön erschöpft aus“, sagte Bohlan.
„Es war auch kein leichter Vormittag“, antwortete Steinbrecher.
„Aber der Einstieg war legendär“, fügte Steininger hinzu. „Walter ist auf den Tisch im Lehrerzimmer gestiegen, beinahe so, als wolle er die Revolution ausrufen. Richtig im Stil eines Arbeiterführers.“
„Die Königin war auch ganz schön geschockt“, knurrte Steinbrecher und packte seinen Tabakbeutel auf den Tisch.
„Nimm den weg! In der Schule herrscht totales Rauchverbot“, zischte Bohlan.
„Ich will doch gar nicht rauchen.“
„Trotzdem. Hier ist allein der Besitz strafbar.“
„Mann, Mann, Mann. Diese Überreglementierung macht Deutschland noch kaputt.“ Steinbrecher packte die Utensilien widerwillig zusammen.
„Was genau ist denn im Lehrerzimmer passiert?“, wollte Will wissen.
„Als wir kamen, war da ein totales Durcheinander. Es muss ziemlichen Ärger wegen allerlei Abmahnungen gegeben haben, die von Lichtenhagen verteilt hat. Niemand hat zunächst von uns Notiz genommen. Bis Walter auf den Tisch gestiegen ist und eine Ansprache gehalten hat. Dann ist von Lichtenhagen aufgekreuzt und war ... sagen wir mal ... not amused.“
Will riss die dritte Zuckerpackung auf und rührte den Inhalt in den Kaffee. „Und um was ging es bei diesen Abmahnungen?“
Steinbrecher winkte ab. „Nicht der Rede wert. Angeblich haben einige Lehrer die neuesten Erlasse nicht rechtzeitig gelesen. Verstoß gegen eine Dienstanweisung.“
Bohlan verzog das Gesicht.
„Die Stimmung im Kollegium ist mehr als schlecht“, fügte Steinbrecher hinzu. „Von Lichtenhagen hat einen sehr schweren Stand. Die Mehrheit des Kollegiums versucht, sie aus dem Amt zu drängen. Letzte Woche gab es eine Unterschriftensammlung und einen Brief an das Schulamt. Die Abmahnungen sind wahrscheinlich die Retourkutsche dafür.“
„Muss uns das interessieren?“, fragte Will.
„Wir sollten es zumindest im Hinterkopf haben. Wer weiß, in welche Verstrickungen uns der Fall noch führen wird.“ Bohlan riskierte einen weiteren Schluck Kaffee. Diesmal stimmte die Temperatur. „Was habt ihr sonst noch herausgefunden?“
„Nicht wirklich viel. Keiner kann sich einen Grund für den Mord an Lea Schuster denken. Sie war überall geachtet. Bei Lehrern und Schülern gleichermaßen. Das Einzige, was einen Ansatz liefern könnte, war die Aussage eines Redakteurs der Schülerzeitung. Danach sei Lea an einer größeren Sache dran gewesen.“
Bohlan wurde hellhörig: „Was soll das sein?“
„Genaues wusste er nicht. Lea habe nur angedeutet, es würde bald einen richtigen Knaller geben. Sie wolle aber erst darüber sprechen, wenn sie handfeste Beweise hätte.“
„Wenn das stimmt, dann muss es Hinweise geben. Irgendwelches Material, erste Rechercheergebnisse, Notizen, all so was. Vielleicht sollten wir uns nochmal in ihrem Zimmer umsehen.“
„Musst du mich immer so erschrecken?!“ Natascha Weller sah Tobias strafend an.
„Tut mir
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