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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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Bohlan drängte sich wortlos an ihm vorbei und trat an den toten Körper heran. Julia Will folgte ihm und kramte zwei Paar Gummihandschuhe aus ihrer Tasche. Ein Paar streifte die sich selbst über, das andere reichte sie Tom Bohlan. Der Kommissar nahm es kommentarlos entgegen und starrte angewidert auf den Leichnam. Es handelte sich um einen weiblichen Körper, der in einem kurzen Jeansrock und einem schwarzen Top mit glitzernden Strassapplikationen steckte. Zwei Dinge erinnerten Bohlan an den Leichnam, den sie in der letzten Woche aus der Nidda gezogen hatten. Die augenscheinlichste Ähnlichkeit war der abgehackte Stumpf, der sich an der Stelle befand, an der für gewöhnlich der Kopfansatz war. Es gab aber noch ein weiteres Detail, das den Schluss nahelegte, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Morden geben musste. Auf dem Bauch der Toten lag eine abgeschnittene weiße Lilie.
    „Dann wollen wir mal“, sagte Bohlan und streifte sich die Gummihandschuhe über. Neben der Toten lag eine Jeanstasche, die ihm bekannt vorkam. Er war sich sicher, dass er sie in den letzten Tagen schon einmal gesehen hatte. Vorsichtig öffnete er den Reißverschluss, während er in seinen Gedanken stöberte. Die Tasche enthielt allerlei übliche Utensilien, unter anderem Kosmetika, ein Handy und ein Portemonnaie. Offenbar hatte sich der Täter keine größeren Mühen mit dem Vertuschen der Identität machen wollen, wenn man einmal von der Mitnahme des Kopfes absah. Bohlan griff nach dem Portemonnaie und zog nach kurzer Suche einen Personalausweis heraus. Als er einen Blick auf das Foto warf, fiel ihm auch wieder ein, bei wem er die Tasche gesehen hatte.
    Andreas Fischer betrat die Aula des Willy-Brandt-Gymnasiums und betrachtete die Requisiten, die auf der Bühne standen. Die Kunst-AG der Schule hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Bilder und Kulissen zeigten Motive des alten Frankfurts: Fachwerkhäuser und hessische Gemütlichkeit. Er setzte sich auf einen der Stühle, die im Zuschauerraum standen, und legte die Stirn in Falten. Wie würde es mit dem Stück weitergehen? Würde es überhaupt weitergehen? Sollte man alles absagen oder Leas Rolle neu besetzen und einfach weitermachen? Für heute Nachmittag hatte er alle Mitglieder des Ensembles zu einer außerordentlichen Probe einbestellt. Er war gespannt darauf, wie sich die Schüler zu diesem Problem stellen würden. Fischer erhob sich und ging langsam die Treppe zur Bühne nach oben. Voller Wehmut ließ er seine Hand über die Kulissen streichen.
    „Guten Morgen, Andreas.“ Fischer blickte auf. Annette von Lichtenhagen trat hinter einer Kulisse hervor. „Betrachtest du die Trümmer deiner Arbeit?“
    „Rede keinen Quatsch. Siehst du hier irgendwelche Trümmer?“
    „Vordergründig ist alles in Ordnung, aber du kannst doch jetzt nicht weitermachen wie bisher. Eine Schülerin ist kaltblütig enthauptet worden. Dieses Theaterstück grenzt sowieso schon an Geschmacklosigkeit.“
    „Diese Entscheidung wird die Theater-AG heute Nachmittag treffen. Ich werde den Schülern nicht vorgreifen. Du erfährst von unserer Entscheidung.“
    Von Lichtenhagen verzog das Gesicht. „Ich glaube, du verkennst die Kompetenzen. Ich bin diejenige, die hier die Entscheidungen trifft. Das sollte auch dir endlich einmal klar sein.“ Von Lichtenhagen trat einen Schritt näher und legte ihre Hand auf Fischers Schulter. „Vergiss das Stück, Andreas. Konzentriere deine Kräfte auf dein Zuhause und sorge da für Ordnung.“
    Fischer sah von Lichtenhagen verächtlich an. „Das musst gerade du sagen. Die ganze Sache geht doch von deinem Mann aus. Im Übrigen ist es mir völlig wurscht, was meine Frau macht und mit wem sie verkehrt.“ Er schlug ihre Hand von der Schulter und wandte sich zum Gehen.
    „Ich habe dich gewarnt, Andreas. Es geht nicht nur um die jetzigen Affären. Denk auch einmal an das, was uns verbindet. Willst du wirklich, dass der ganze Morast wieder hochgespült wird? Überspann den Bogen nicht. Komm endlich zur Vernunft.“ Von Lichtenhagens Worte verhallten in der leeren Aula. Fischers Antwort war das Zuschlagen der Eingangstür.
    „Ach du Scheiße“, entfuhr es Will, nachdem sie das Foto auf dem Personalausweis betrachtet hatte. Sie gab den Ausweis Bohlan zurück, der ihn vorsichtig wieder in das Portemonnaie steckte.
    „Sieht so aus, als haben wir es mit einem Serienkiller zu tun.“ Der Kommissar drehte sich zu einem der umstehenden Polizisten. „Wer hat die Leiche

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