Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Fischer knapp. „Na, dann kommen Sie mal rein. Sie können sich gerne bei uns auf die Terrasse setzen. Ich sag ihm Bescheid.“
Die Terrasse war eher ein Wintergarten mit geöffneten Schiebetüren. Terracotta-Fliesen und mediterrane Pflanzen bestimmten das Bild. Irgendwo im Garten plätscherte ein künstlicher Bachlauf, vielleicht auch ein Brunnen. Bohlan nahm in einem der Korbstühle Platz. Kurze Zeit später stand Andreas Fischer im Türrahmen.
„Was führt Sie denn so spät noch zu mir?“, fragte er freundlich und streckte Bohlan die Hand entgegen. Der Kommissar ergriff sie und fragte sich insgeheim, ob Fischers Leichtigkeit auch dann noch fortbestehen würde, wenn er seine Fragen gestellt hatte.
„Das können Sie sich doch sicher denken.“
„Vermutlich geht es um Lea Schuster.“
„Genau. In welchem Verhältnis standen Sie zu dem Mädchen?“
„Sie war meine Schülerin. Was soll diese Frage?“
„War sie wirklich nur Ihre Schülerin?“ Bohlan hatte seine Pokerface aufgesetzt und scannte Fischers Gesichtszüge. Zu seiner Verwunderung offenbarten sie keinerlei Unruhe.
„Ich pflege zu meinen Schülerinnen und Schülern immer ein freundschaftliches Verhältnis“, sagte Fischer. „Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn sie Probleme haben. Ich bin Vertrauenslehrer.“
Bohlan nickte. „Davon haben wir schon gehört.“ Er dachte kurz nach, wie er Fischer aus der Reserve locken konnte. „Nehmen wir einmal an, eine Ihrer Schülerinnen oder ein Schüler wendet sich mit einem Problem an Sie. Wie muss ich mir das weitere Verfahren vorstellen?“
„Normalerweise läuft es so, dass sie oder er zu mir in die Sprechstunde kommt. Manchmal werde ich auch in der Pause angesprochen. Dann suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen oder wir vereinbaren einen Termin.“ Fischers Stimme blieb ruhig und besonnen. Bohlan wandte den Kopf zu Will, die eifrig Notizen anfertigte.
„Und wie war es mit Lea Schuster?“
Fischer blickte irritiert, ohne zu antworten.
„Wie hat sie mit Ihnen Kontakt aufgenommen?“
„Lea Schuster hatte keine Probleme. Und wenn sie welche hatte, dann hat sie sie nicht mit mir besprochen.“
„Gut.“ Bohlan hatte das plötzliche Gefühl, mit seiner Strategie nicht weiterzukommen. Er kratzte sich über die Wange, bevor er es mit einem anderen Thema versuchte. „Sie sind zur Zeit Aufpasser einer Gartenlaube.“
Für einen Moment glaubte Bohlan, eine Verunsicherung bemerkt zu haben.
„Naja, Aufpasser ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen.“ Fischer lachte auf. „Wenn Sie Brentanos Gartenlaube meinen. Ich sehe da ab und an nach dem Rechten, bis er wieder zurück ist.“ Fischer lächelte in Richtung Bohlan. „Naja, ganz so stimmt es nicht. Anfangs hatte ich mir vorgestellt, ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Aber das reicht nicht. Es ist mit Arbeit verbunden. In diesen Kleingartenvereinen gibt es harte Regeln. Der Garten muss gepflegt werden. Man muss bestimmte Nutzpflanzen anbauen. Es darf nichts verwildern und so weiter.“ Fischer machte eine abfällige Handbewegung. „Aber was soll’s. Beim Unkrautjäten kann man auch ganz gut nachdenken.“
„Wie oft sind Sie in der Anlage?“
„Ein- bis zweimal die Woche. Je nachdem. Manchmal nehme ich mir ein paar Arbeiten mit und setzte mich dort hin. Es hat etwas Beruhigendes.“
„Haben Sie sich dort mit Lea Schuster getroffen?“
„Wie? Was?“
„Sie brauchen uns nichts vorzumachen. Wir wissen, dass Sie sich mit ihr dort getroffen haben, und zwar an dem Abend, an dem sie ermordet wurde.
„Wie kommen Sie auf solche abstrusen Einfälle?“
„Vor dem Vereinsheim des Kleingartenvereins haben wir Leas Roller gefunden. Der stand da seit Tagen. Man muss nur eins und eins zusammenzählen ...“
„Lieber Herr Bohlan“, unterbrach Fischer den Kommissar und hob abwehrend beide Hände. „Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht erklären, was Leas Roller dort zu suchen hat. Mit mir hat es jedenfalls nichts zu tun.“
„Waren Sie denn am Mordabend im Garten?“
Fischer zog seine Stirn in Falten. „Wann genau soll das gewesen sein?“
„Montagabend“, sagte Bohlan zerknirscht. Er hatte gehofft, dass Fischer im Eifer des Gefechts ein Fehler unterlief. Der genaue Todeszeitpunkt war bislang noch nicht nach außen kommuniziert worden.
„Warten Sie. Ja, am Montag war ich da. Es war ein sehr heißer Tag und ich habe ordentlich gegossen. Danach habe ich ein Glas Wein getrunken und bin wieder nach Hause gefahren.“
„Und
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