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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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entzückend mit ihrem Hinterteil zu wackeln.
    Als machten wir uns daran, die Riege der Damen von Baiae zu begrüßen, von denen, wie gesagt, jede darauf bedacht war, die Konkurrenz durch Aufsehen erregende Kleider und extravaganten Schmuck in den Schatten zu stellen. Als Letzte kam die große rothaarige Frau in dem smaragdgrünen Seidengewand an die Reihe. Offenbar war sie der Ansicht, dass sie mit ihrem extravaganten Gewand sowieso schon alle Augen auf sich zog, und hatte sich deshalb mit Goldpuder, Schmuck und Perlen ein wenig zurückgehalten.
    »Und wer bist du, verehrte Dame?«, fragte ich.
    »Ich bin Jocasta, ehrwürdiger Praetor«, erwiderte sie. »Die Frau von Gaeto, dem Numider.« Sie hatte eine samtige, dem Ohr schmeichelnde Stimme.
    »Dann müsst du die Mutter von dem liebenswürdigen jungen Mann sein, den wir bereits kennen gelernt haben«, stellte Julia fest. »Ich glaube, Gelon war sein Name. Er gereicht dir zu großer Ehre.« Offenbar fand Julia weder die Stimme noch irgendeine andere Eigenschaft der Frau so anziehend wie ich.
    »Ich wünschte, ich dürfte dieses Kompliment annehmen«, entgegnete die Frau des Sklavenhändlers. »Aber Gelon ist der Sohn von Gaetos erster Ehefrau. Sie hat Numidien noch nie verlassen und führt seinen dortigen Haushalt.«
    »Ist dein Mann auch hier?«, fragte Julia und warf einen Blick in die Menge. »Mein Mann hat ihn ja bereits kennen gelernt, aber ich hatte leider noch nicht das Vergnügen.«
    »Aber natürlich«, erwiderte die Frau lächelnd. »In Baiae gibt es so gut wie keine Festivität, zu der Gaeto nicht eingeladen wird.«
    »Wie …«, Julia musste nachdenken und nach dem richtigen Wort suchen, was ihr äußerst selten passierte, »… wie einsichtsvoll.«
    Im nächsten Augenblick wurden wir von jemandem mitgezogen, um einige weitere prominente Persönlichkeiten zu begrüßen. Dann begann das eigentliche Bankett. Man führte uns zu einer Kline auf einem Podium, wo an einem langen Tisch die hochrangigen lokalen Größen lagerten. Im unteren Bereich waren in langen Reihen weitere Tische und Liegen aufgestellt und nahmen fast die gesamte Fläche der in der Mitte der künstlichen Insel liegenden Barkasse ein. Es dauerte nicht lange, und die Sklaven servierten die ersten Vorspeisen.
    Traditionsgemäß gab es zuerst Eier, die auf jede erdenkliche Weise zubereitet waren; einige stammten von Vögeln, deren Namen ich nie zuvor gehört hatte. Da wir uns in einer Küstenstadt befanden und das Bankett obendrein noch auf dem Wasser stattfand, bestanden die meisten und einfallsreichsten Gänge des Festessens natürlich aus Fischgerichten. Es gab eine unermessliche Auswahl an Schalentieren und Fischen sowie die ausgefallensten Kreationen aus Lampreten, Aalen, Tintenfischen, Kraken, Delphinen und sogar Walfleisch am Spieß. Dazu wurden göttliche Weine gereicht, sodass die Stimmung innerhalb kürzester Zeit ziemlich ausgelassen war.
    Man plauderte über die angenehmen Dinge des Lebens, was im Grunde nicht weiter ungewöhnlich war. Schließlich saß hier nicht ein Haufen verknöcherter Philosophen beieinander und debattierte über die Vorzüge der Lehren des Pythagoras. Doch etwas kam mir bei all diesem banalen Gerede komisch vor, und auf einmal wusste ich auch was.
    »Julia«, flüsterte ich, »ist dir auch schon aufgefallen, dass noch nicht ein einziges Mal der Name Julius Caesar gefallen ist?
    Und der von Pompeius auch nicht. Ganz zu schweigen von dem ewigen Streit zwischen den Populären und den Optimaten.«
    »Komisch, nicht wahr?«, stimmte sie mir zu. »Die Leute hier interessieren sich offenbar nicht für Politik. Sie messen den Status der Menschen an ihrem Reichtum und geben nicht viel auf ihre Herkunft. Sie versuchen sich gegenseitig den Rang abzulaufen, indem sie sich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund drängen und den Alleinunterhalter spielen; ob sie damit das Volk für sich gewinnen, ist ihnen völlig egal.«
    »Ich empfinde das geradezu als eine Wohltat«, stellte ich fest.
    »In Rom lümmelt sich fast immer irgendein arroganter Patrizier neben dir, der sich dir überlegen fühlt, weil sich seine Vorfahren fünfzig Jahre früher als die deinen in Rom niedergelassen haben - und das vor etwa tausend Jahren!«
    »Allerdings würdest du in Rom wohl kaum solche Leute mit den ehrwürdigsten Bürgern an einem Tisch sehen«, wandte Julia ein und deutete mit dem Kopf auf das Ende unseres Tisches, wo Gaeto und seine rothaarige Frau wie selbstverständlich zwischen

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