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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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einem von ihren jeweiligen Gattinnen begleiteten Reeder und einem Priester des Mars lagerten; sie waren unbeschwert in eine ausgelassene Unterhaltung vertieft, und der Rangunterschied schien absolut keine Rolle zu spielen.
    »Da kommt mal wieder deine patrizische Überheblichkeit zum Vorschein, meine Liebste«, wies ich sie zurecht.
    »Ich bitte dich!«, protestierte sie. »Der Mann ist ein Sklavenhändler!«
    »Dein Onkel Julius hat gerade ein ganzes Volk versklavt.«
    »Ein Land zu erobern ist etwas Ehrenwertes«, sagte sie. »Die Erniedrigung des besiegten Volkes ist der Preis dafür, dass es sich Rom widersetzt hat. Aber seinen Lebensunterhalt mit Menschenhandel zu verdienen ist ja wohl etwas völlig anderes.«
    Das war es natürlich, was sie störte: dass Kaufen und Verkaufen im Spiel war. Einen Haufen Barbaren zu besiegen und die Überlebenden in die Sklaverei zu verkaufen war für sie ganz und gar nicht das Gleiche. Für Patrizier gehörte es sich nun mal nicht, Handel zu treiben. Wie sie wohl über ihren Onkel denken würde, wenn sie dabei gewesen wäre, als er Tausende von Kriegsgefangenen im Pack versteigert und mit der Selbstgefälligkeit eines Experten den Preis in die Höhe getrieben hatte? Die Sklavenhändler folgten den Legionen wie Aasgeier, und Caesar wusste genau, was er von ihnen kassieren konnte. Vermutlich fand Julia es nur deshalb in Ordnung, dass ihr Onkel die Gefangenen verkaufte, weil er sie ja vorher nicht gekauft hatte.
    Die Sklaven servierten jetzt eine besondere Spezialität der Region: einen Fischeintopf aus unterschiedlichen Schalentieren in einer schmackhaften Brühe, die mit einer Prise Safran gewürzt war. Da dies eines meiner Lieblingsgerichte ist, verwarf ich auf der Stelle jeden Gedanken an Sklavenhändler und Caesar und fiel stattdessen über die Muscheln und Austern her, knackte Krebsscheren und tunkte dann und wann mein Brot in den köstlichen Sud.

    »Damit wissen wir nun schon mal, wofür du eine besondere Schwäche hast«, stellte eine gewisse Quadrilla fest. Sie war die Gattin des duumvir Manius Silva, eine kleine, dunkle Frau, deren koisches Schleiergewand sie wie eine zweite Haut umschmeichelte. Auf dem Kopf trug sie ein Silberdiadem, das mit schwarzen Perlen besetzt war. Ihr fuchsartiges schmales Gesicht ließ ein lebhaftes Temperament erahnen.
    »Wer mir jeden Tag so ein Essen hinstellt, wird bestimmt mit günstigen Urteilen belohnt«, vertraute ich ihr an. »Ich glaube, so ein köstliches Mahl verspeisen die Götter, wenn sie etwas zu feiern haben.«
    »Mein Mann übertreibt«, schaltete Julia sich ein. »So sehr er auch das gute Essen liebt - was seine öffentlichen Pflichten angeht, ist er stinklangweilig und konventionell. Ich wünschte, das könnte man von seinen außerdienstlichen Umtrieben auch behaupten.«
    Während die beiden Frauen meine Schwächen erörterten, ließ ich meinen Blick über die Gäste schweifen. Außer denen, die zu betrunken waren, um noch irgendetwas mitzubekommen, schienen sich alle bestens zu amüsieren. Ganz im Sinne der in Baiae herrschenden Lebensart gab es speziell ausgebildete Sklaven, die die Volltrunkenen zu ihren Sänften schleppten, bevor etwas Unangenehmes passieren konnte. Ich entdeckte auch Hermes. Er maß sich gerade mit einem Mann im Armdrücken, der nach seiner kurzen zweigestreiften Tunika und dem kleinen Haarknoten zu urteilen ein Wagenlenker war. Die beiden waren von mehreren attraktiven jungen Frauen umringt.
    Hermes war ohne jeden Zweifel außergewöhnlich stark, aber Männer, die jahrelang die Zügel einer Quadriga gehalten und geführt haben, haben Hände und Arme wie aus Eisen. Hermes verlor die Partie und damit seinen gesamten Wetteinsatz, aber er schien die Niederlage locker wegzustecken. Jedenfalls lächelte er glückselig, als das neben ihm stehende Mädchen, dessen Haar knallrot gefärbt war, ihm den schmerzenden Arm massierte.
    Nicht weit von uns hatten es sich Circe und Antonia neben dem sympathischen Gelon gemütlich gemacht: Der junge Kerl schien es gewohnt zu sein, von Frauen umworben zu werden; jedenfalls erheiterte er die beiden mit Geschichten, die sie immer wieder lauthals lachen ließen. Gorgo, die Tochter des Priesters, konnte ich nirgends entdecken. Der Priester selbst lagerte an unserem Tisch, aber er machte keinen so zufriedenen Eindruck wie die übrigen Gäste, was vielleicht daran lag, dass der in seiner unmittelbaren Nähe speisende Gaeto ihm den Appetit verdorben hatte.
    Am späten Abend wurde

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