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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wir mit den Lokalgrößen der Stadt bekannt gemacht, von denen die meisten, wie die beiden duumviri, wohlhabende Equites waren. Viele von ihnen standen den diversen Berufs-Collegien und Handelsvereinigungen vor. Wie mir jedoch ziemlich schnell klar wurde, widmeten sich nur die wenigsten tatsächlich der Herstellung ihrer jeweiligen Produkte. In erster Linie waren sie Importeure, Kaufleute oder Spekulanten in Warentermingeschäften; sie handelten mit hochwertigen Luxusartikeln, aber auch mit Grundnahrungsmitteln wie Wein, Getreide, Öl oder Garum.
    Was die Aufmachung der Männer anging, so schien kaum einer von ihnen gegen die geltenden Luxusgesetze zu verstoßen.
    Ihre Kleidung war zwar von bester Qualität, doch sie trugen alle die übliche weiße Tunika und Toga, und sofern sie Schmuck angelegt hatten, begnügten sie sich mit ein paar Goldringen. Ihre Frauen hingegen hatten sich herausgeputzt wie balzende Pfauen.
    Offenbar war jede von ihnen bestrebt, die anderen weiblichen Gäste durch eine möglichst ausgefallene Garderobe oder schockierende Anstößigkeit zu überbieten. Sie waren mit Unmengen von Juwelen und Perlen behängt und trugen aufwendige Turmfrisuren oder andere extravagante Haartrachten, die sie mit Edelsteinen und Perlen geschmückt und reichlich mit Goldstaub eingepudert hatten. Der Gipfel aber waren die Gewänder der Frauen.
    In Rom wagten allenfalls ein paar verruchte Frauen, diese nahezu durchsichtigen Schleiergewänder aus koischem Stoff zu tragen, und auch das nur bei privaten Feiern der modebewussten Schickeria. Hier in Baiae jedoch hatten die Frauen keinerlei Hemmungen, sich auf einem öffentlichen Festgelage in diesen transparenten Fummeln zu präsentieren. Die Censoren hatten den Stoff schon etliche Male verboten, doch das schien die Frauen von Baiae nicht im Geringsten zu beeindrucken.
    »Wie ungebührlich!«, brachte Julia mit erstickter Stimme hervor, als die Frauen sich in einer Reihe aufstellten, um uns vorgestellt zu werden.
    »Mir gefällt diese Stadt immer besser«, entgegnete ich.
    »Das wundert mich nicht!«
    »Sieh mal«, versuchte ich sie gnädig zu stimmen, »da hinten steht eine Frau, deren Gewand kein bisschen durchsichtig ist.«
    Ich deutete mit dem Kopf auf eine große Dame mit leuchtend rotem Haar, die in ein aufregendes, smaragdgrünes Gewand gehüllt war.
    »Es ist aus purer Seide!«, zischte Julia mir zu. »Sie will sich doch nur wichtig tun und zeigen, dass sie sich so ein kostbares Stück leisten kann. Wer trägt schon ein Gewand aus purer Seide? So etwas habe ich bisher erst einmal gesehen, und das war am Hof des Ptolemaios.«
    Wir unterhielten uns mit gedämpfter Stimme, wie man es bei solchen Anlässen zu tun pflegt, und lächelten und nickten, wann immer es angebracht schien, den anderen Gästen zu. Die Frau von Catilina hatte ebenfalls seidene Gewänder besessen und seine Tochter auch, aber ich unterließ es tunlichst, Julia an meine Beziehung zu letzterer Dame zu erinnern.
    Als Erstes wurde uns die Gattin von Norbanus vorgestellt, eine gewisse Rutilia; sie trug eine Aufsehen erregende Perücke aus haarfeinen Goldfäden. Ihr eng gefälteltes Gewand aus safrangelbem kölschen Stoff stellte nicht nur ihren mehr als üppigen Körper zur Schau, es ließ auch durchschimmern, dass der Gebrauch von Kosmetika nicht an ihrem Hals endete.
    »Eure Anwesenheit ehrt uns«, sagte Rutilia. »In einer Woche laden Norbanus und ich zu einer kleinen Abendgesellschaft ein.
    Ihr müsst unbedingt kommen.«
    »Das wäre uns eine Ehre«, entgegnete Julia. »Gibt es einen besonderen Anlass?«
    »Aber natürlich. Wir feiern eure Ankunft. Und eins kann ich euch versprechen - ihr werdet euch bei uns in der vornehmsten Gesellschaft Baiaes amüsieren und müsst euch nicht …«, hier machte sie eine Pause und zeigte mit ihrem goldlackierten Fingernagel auf die herausgeputzten Gäste, »durch den Anblick des vulgären Mobs den Spaß verderben lassen.«
    »Na, dann wollen wir mal hoffen, dass nicht zu viele Millionäre kommen und sich gegenseitig auf die Füße treten«, stichelte ich und fing mir dafür von Julia einen Stoß in die Rippen ein.
    »Wir freuen uns sehr auf den Abend«, versicherte ihr Julia.
    »Wie schön!«, rief Rutilia und strahlte über das ganze Gesicht. »Aber jetzt will ich euch nicht länger in Beschlag nehmen. Schließlich müsst ihr noch jede Menge Langweiler begrüßen, nicht wahr?« Mit diesen Worten verbeugte sie sich einmal kurz und entschwand, nicht ohne noch einmal

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