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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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deine Kollegen, die entsprechenden Gesetzbücher zu konsultieren.« Er war ein älterer Freigelassener und hatte fünfzig Jahre lang Roms bedeutendsten Juristen als Sekretär gedient. »Möglicherweise ist dieser Mann von einem seiner Sklaven umgebracht worden. Ich muss wissen, ob das Gesetz, dass in einem solchen Fall sämtliche Sklaven des betroffenen Hauses zu kreuzigen sind, auch dann anzuwenden ist, wenn es sich bei dem Opfer nicht um einen römischen Bürger handelt.
    Gaeto war ja ein ansässiger Ausländer.«
    »Das kann ich dir sofort sagen, Praetor«, erwiderte Severus.
    »Diese Frage wurde schon einmal aufgeworfen, und zwar während des Konsulats von Clodianus und Gellius, als die Sklaven allerorten darangingen, ihre Herren umzubringen.
    Damals erfolgte die Kreuzigung aller im Hause des Opfers lebenden Sklaven nur in den Fällen, in denen der Ermordete ein Bürger war. Da der Status eines Ausländers nicht viel höher ist als der eines Sklaven, wird die Ermordung eines solchen wie eine einfache Tötung geahndet. Das heißt, in einem solchen Fall sind nur der Mörder und seine Komplizen zu bestrafen.«
    »Du hast mir sehr geholfen«, bedankte ich mich erleichtert.
    Das Letzte, was ich wollte, war, die Kreuzigung mehrerer hundert Sklaven anzuordnen, die mit der Ermordung ihres Herrn nicht das Geringste zu tun hatten. Was einige archaische Strafen anging, waren unsere Gesetze manchmal wirklich grausam.
    Schließlich traf auch Regilius ein, der Stallmeister der Villa Hortensia, und ich beauftragte ihn, nach den Spuren eines möglichen Eindringlings zu suchen. Die Augen fest auf den Boden gerichtet, ritt er langsam die Außenseite der Mauer ab.
    Alle anderen wies ich an, zur Villa Hortensia zurückzukehren.
    Wir bestiegen unsere Pferde und ritten diesmal ohne jede Eile, sodass ich in aller Ruhe mit Hermes den letzten Mord erörtern konnte.
    »Es war auf jeden Fall jemand, den er gekannt hat«, stellte Hermes fest.
    »Ganz klar«, bestätigte ich. »Jemand, den er nach Einbruch der Dunkelheit in sein Schlafzimmer gelassen hat, als das Tor bereits verschlossen war. Somit kann es auch ein Sklave gewesen sein. Vielleicht hat er sich ein Mädchen kommen lassen. Im Lager dürften bestimmt ein paar attraktive Exemplare sein.«
    Hermes schüttelte den Kopf. »Niemals. Er war ein großer, starker Mann. Nein, eine Frau kommt nicht in Frage.«
    »Warum nicht?«, fragte ich. »Er ist kurz abgelenkt, er dreht sich um, und zack, hat er ein Messer im Nacken.«
    »Der Stich wurde kraftvoll und gezielt ausgeführt«, widersprach Hermes. »Genau an der Stelle, an der mehrere lebenswichtige Funktionen gleichzeitig getroffen werden. Das sieht mir eher nach einem geübten Schwertkämpfer aus.«
    Ich nickte nachdenklich und sagte: »Natürlich kann man sich nur schwer vorstellen, dass eine Frau zu so etwas im Stande ist, aber ich habe im Laufe der Jahre Frauen kennen gelernt, die ohne weiteres zu einer solchen Tat fähig wären. Deshalb würde ich nicht von vorneherein ausschließen, dass Gaeto von einer Frau ermordet wurde.«
    Noch bevor wir die Villa erreichten, holte Regilius uns ein.
    »Das ging aber schnell«, stellte ich fest. »Und? Hast du etwas gefunden?«
    »Es war die gleiche, nach römischer Art beschlagene Stute wie beim letzten Mal«, erwiderte er.
    Ich schlug mit der Faust auf den Sattel und rief: »Derselbe Mörder! Ich hab's doch gewusst!« Natürlich hatte ich nichts dergleichen gewusst, aber es ist immer weise, vor seinen Untergebenen möglichst klug zu erscheinen. »Und wie hat der Mörder sein Pferd angebunden? Zwischen der Mauer und dem Felsvorsprung gibt es keinen einzigen Baum. Hast du Spuren von einem in den Boden gerammten Stock gefunden?«
    »Nein. Die Stute wurde festgehalten.«
    »Festgehalten?«, fragte ich überrascht. »Demnach gab es einen Komplizen.« Damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Es wurden zwei Pferde zur Mauer geritten«, berichtete er.
    »Beides Stuten und beide nach römischer Art beschlagen. Nach allem, was ich feststellen konnte, ist der Mörder tatsächlich über die Mauer geklettert. Wahrscheinlich musste er sich dafür nur auf sein Pferd stellen, die Mauer ist ja nicht besonders hoch. Der Begleiter ist dann mit beiden Pferden weggeritten und hat in einer Entfernung von etwa hundertdreißig Doppelschritten gewartet. Währenddessen hat der andere den Sklavenhändler umgebracht, ist auf dem gleichen Weg zurückgekehrt, und die beiden haben sich aus dem Staub gemacht. Übrigens hat der

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