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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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und hierher kommen. Sag ihm, er soll rund um das Anwesen nach Spuren suchen und vor allem auf den Teil jenseits der Mauer achten, der dem Haupthaus am nächsten liegt. Er wird schon wissen, worauf es mir ankommt.«
    Der Junge hatte keine Ahnung, was es mit diesem seltsamen Auftrag auf sich hatte, doch er verschwendete meine kostbare Zeit nicht mit überflüssigen Fragen. »Wird sofort erledigt, Praetor«, sagte er und eilte zu seinem Pferd. Dieser Junge hatte eine viel versprechende Zukunft vor sich.
    »Da hinten an der Mole wird die Ware angeliefert«, erklärte Archias und zeigte auf den steinernen Steg, den man durch das Haupttor sehen konnte. »Von hier aus werden die Sklaven in das große Lager gebracht. Bitte, folgt mir hier entlang.« Er redete wie ein Touristenführer, vermutlich um so seine Ängste zu überspielen, für die ich durchaus Verständnis hatte. Er schien diese Führung regelmäßig durchzuführen, wahrscheinlich für potenzielle Käufer und Großkunden. Wir betraten einen Innenhof, der von zweistöckigen Baracken umgeben war. Damit der Komplex nicht zu düster wirkte, hatte man ihn mit einem Portikus etwas aufgelockert und die Behausungen hell angestrichen. Außerdem waren entlang der Begrenzung hübsche Bäume gepflanzt und große Blumentöpfe mit Büschen und Sträuchern aufgestellt worden. Als Kontrast zu diesem beschaulichen Anblick und damit man nicht vergaß, wo man sich befand, gab es in der Mitte des Platzes ein Holzgerüst, an dem etliche Sklaven auf einmal zur Auspeitschung hochgezogen und festgebunden werden konnten.
    Neben dem Haupttor war eine große, weiß angestrichene Holztafel angebracht, auf der in schwarzer Schrift die innerhalb der Mauern geltenden Regeln und eine lange Liste mit Strafen für eventuelle Verstöße aufgeführt waren. Auf der linken Seite stand die »Hausordnung« in Latein und war rechts ins Griechische, Punische, Aramäische, Syrische und ins demotische Ägyptisch übersetzt.
    »Hier werden die neuen Lieferungen aufgeteilt«, fuhr Archias mit seinen Erklärungen fort. »Haussklaven werden in das nördliche Gebäude geschickt, ausgebildete Handwerker kommen in die westliche Unterkunft, Unterhalter, Masseure, Badegehilfen und so weiter werden in der südlichen Baracke untergebracht, und die qualifiziertesten Neuzugänge, also Architekten, Ärzte, Lehrer und ähnliche Experten, werden ins östliche Gebäude gesteckt.«
    »Und wo bringt ihr die Gefährlichen unter?«, wollte ich wissen.
    »Oh, mein Herr«, entgegnete er, »unser Unternehmen handelt nicht mit gefährlicher Ware. Keine Gladiatoren, keine frisch gefangenen Barbaren und keine unverbesserlichen Missetäter, die zu Billigstpreisen verschleudert werden. Wir handeln nur mit Qualitätssklaven.«
    »Und warum sind die Aufseher dann mit Knüppeln und Peitschen bewaffnet?«, fragte Hermes.
    »Die haben sie nur aus Gewohnheit und weil alle Sklaven deren Bedeutung verstehen, egal wo sie herkommen. Aber unser Peitschpfahl wird so selten benutzt, dass er zu verrotten droht.
    Und die wenigen Male, in denen er doch Verwendung findet, geht es in der Regel um Eifersüchteleien oder Prügeleien unter den Sklaven.«
    »Ich verstehe«, gab ich mich zufrieden. »Ich will die Unterkünfte inspizieren. Und die Sklaven auch.«
    »Wie du wünschst, Praetor.«
    »Wissen sie schon Bescheid?«, fragte ich.
    »Nein«, erwiderte er. »Bisher ist nicht einmal das Personal über den Tod unseres Herrn informiert.«
    »Das ist gut«, stellte ich fest. »Eine allgemeine Unruhe oder falsches Trauern und Wehklagen würde die Ermittlungen nur unnötig erschweren. Du brauchst sie nicht in Reih und Glied antreten zu lassen, ich will sie bei ihrer ganz normalen Tagesbeschäftigung sehen.«
    »Dann folgt mir bitte hier entlang«, forderte er uns auf.
    Es war ein ermüdender, aber zugleich lehrreicher Rundgang.
    Die Haussklaven sahen alle bescheiden zu Boden, wie sie es gelernt hatten. Zweifellos hielten sie mich für einen Käufer, der sie kritisch musterte, und rechneten damit, in meinen Diensten zu landen. Meine Familie kaufte nur äußerst selten Sklaven; sie zog die Nachkommen der bereits beschäftigten Sklaven vor.
    Allenfalls untereinander verkauften wir uns gelegentlich welche.
    So war ich auch an Hermes gekommen, nachdem er die Gastfreundschaft im Hause meines Onkels lange genug strapaziert hatte.
    In der Unterkunft der Handwerker gab es etliche kleine Werkstätten, in denen die Tischler, Schmiede, Töpfer und Weber zum einen

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