Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Mädchens. »Dafür hat sie die Bestrafung mehr als verdient. Und du hast kein Recht, dich hier einzumischen.« Wie es schien, drohte seine Widerspenstigkeit zurückzukehren.
    »Im Moment«, belehrte ich ihn, »habe ich hier die absolute Macht. Wenn ich im Herbst mein Amt abgebe, kannst du mich ja verklagen. Allerdings würde ich darauf nicht unbedingt setzen, denn vielleicht habe ich dich bis dahin schon enthaupten lassen.«
    Mit diesen Worten ging ich zu dem Pfahl. Unter Julias sorgfältiger Anweisung banden Hermes und die Liktoren das Mädchen los. Die Schreie waren einem Wimmern gewichen.
    »Fürs Erste dürfte sie nicht sprechen können«, stellte Julia fest. »Ich werde sie in die Villa bringen lassen und mich um sie kümmern.« Sie schnippte mit den Fingern und zeigte auf das Mädchen. Ohne dass sie ein weiteres Wort verlieren musste, eilte einer der Liktoren in Richtung Villa, um Hilfe zu holen.
    Für mich legten sie sich nie so ins Zeug.
    »Wann ist Charmian geflohen«, wandte ich mich noch einmal an den Priester.
    »Vorgestern Nacht«, erwiderte er, »aber ich habe es erst heute Nachmittag erfahren. Gaia hat weiterhin das Essen in die Zelle gebracht und mir verheimlicht, dass sie das Miststück rausgelassen hat. Als ich Charmian holen lassen wollte …«
    »Was wolltest du von ihr?«, unterbrach ich ihn.
    »Ich hatte ihr ein paar Fragen zu stellen«, erwiderte er.
    Und bestimmt schon wieder die Peitsche zur Hand, dachte ich. »Und wo ist das andere Mädchen, Leto?«
    Er befahl einem Sklaven, das Mädchen zu holen. »Ist es wirklich wahr, dass du mich als Verdächtigen betrachtest?«
    »So wahr, wie Jupiter der Herr über Donner und Blitz ist«, versicherte ich ihm. »Hier in Südkampanien ist etwas höchst Unerfreuliches im Gange. Als ich hierher kam, war ich auf einen angenehmen Aufenthalt ohne größere Zwischenfälle eingestellt, aber ich wurde bitter enttäuscht. Das lässt in mir gewisse Rachegelüste aufkommen, und ich werde nicht zögern, so viele Hinrichtungen anzuordnen und Exile zu verhängen wie nötig, damit die Dinge wieder in Ordnung kommen.«
    »Du machst ein bisschen viel Aufhebens um den Tod eines Niemands«, sagte er leise, fast im Flüsterton.
    »Er war kein Niemand«, entgegnete ich. »Er war ein ansässiger Ausländer, der unter meinem Schutz stand. Seine Tötung und die Ermordung deiner Tochter stehen in irgendeinem Zusammenhang, und ich verspreche dir, ich werde die Wahrheit herausfinden. Sollte ich zu dem Schluss kommen, dass du das verbindende Glied zwischen den beiden Morden bist, bekommst du Besuch von meinen Liktoren.«
    »Du kannst doch nicht im Ernst glauben, dass ich etwas mit der Ermordung meiner eigenen Tochter zu tun habe?« Seine Empörung klang echt, aber manche Leute sind bekanntlich Experten darin, einem etwas vorzuspielen.
    »Sollte ich zu dem Schluss kommen, dass doch«, entgegnete ich, »wirst du jedenfalls auf eine dir sehr wohlgesonnene Geschworenenbank angewiesen sein.«
    In diesem Moment kam der Sklave mit Leto. Sie zitterte am ganzen Leib und war außer sich vor Angst. Sie starrte die geschundene, blutende Gaia mit großen Augen an und wäre umgekippt, wenn Hermes sie nicht aufgefangen hätte.
    Julia nahm ihre Hand. »Beruhige dich, Mädchen. Du kommst mit zu uns. Dort wird dir niemand etwas tun.«
    Damals fragte ich mich allerdings schon, ob ich überhaupt noch jemanden beschützen konnte.

VIII
    Das Ding, das bei unserer Rückkehr auf dem Tisch im impluvium lag, sah nicht aus wie eine Waffe. Ein Bote hatte es abgegeben, während wir die Sklavenmädchen aus dem Tempel geholt hatten. Julia hatte das germanische Mädchen und Leto in einem gemeinsamen Zimmer untergebracht, wo man sich um sie kümmerte. Bis ich Gaia befragen konnte, musste ich mich wohl noch eine Weile gedulden, aber ich hoffte, zumindest aus Leto ein paar zusammenhängende Sätze herauszubekommen, sobald sie ihre panische Angst überwunden hatte.
    Antonia nahm das spitze Instrument und musterte es. Die Ägypter hatten es gründlich gereinigt, bevor sie es mir geschickt hatten. Der Griff war wie ein kleiner Dolch geformt. Die Klinge war dreieckig, lief nach vorne spitz zu und war insgesamt höchstens eineinhalb Handbreit lang. Das Ganze sah mehr wie ein stilus als wie eine Waffe aus.
    »Er wurde mit diesem kleinen Ding umgebracht?«, fragte sie erstaunt.
    »Es ist völlig ausreichend«, erklärte ich ihr, »es ist nur eine Frage der richtigen Platzierung. Wie dir jeder erfahrene Schwertkämpfer

Weitere Kostenlose Bücher