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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Mörder sich ziemlich gut ausgekannt.«
    »Wie meinst du das?«, hakte ich nach.
    »An der Stelle, an der er eingedrungen ist, habe ich mich selber auf mein Pferd gestellt und an der Mauer hochgezogen«, erwiderte er. »Genau dahinter befindet sich ein Stall, sodass man von der Mauer auf das Dach des Stalles gelangen kann. Von dort kann man dann auf einen Zaun hinabsteigen und kommt so lautlos auf den Boden. Und falls jemand die Pferde der beiden gehört haben sollte, wird er gedacht haben, dass es sich um Pferde aus dem Stall gehandelt hat.«
    »Du hast Recht«, erwiderte ich. »Der Eindringling ist wirklich äußerst geschickt vorgegangen. Nun musst du also nach zwei Pferden Ausschau halten.«
    »Sobald ich eine Spur von ihnen entdecke, wirst du es umgehend erfahren«, versprach er.
    Als wir die Villa erreichten, wollte Julia natürlich sofort wissen, was sich zugetragen hatte, und ich fasste das Wesentliche in einem knappen Bericht zusammen.
    »Wir müssen es Gelon sagen«, sagte sie.
    »Ich werde mit ihm reden«, versprach ich. »Aber nicht jetzt.«
    »Was hast du vor?«, fragte sie, angesichts meines Tonfalls und meines entschlossenen Auftretens ein wenig besorgt.
    »Ich werde tun, was ich längst hätte tun sollen«, entgegnete ich, »und mir dieses arme Mädchen vorknöpfen. Jetzt habe ich wenigstens einen rechtmäßigen Grund.«
    Sie nickte, Hermes grinste erwartungsfreudig und rief:
    »Liktoren!« Julia hielt mir meine Ehrfurcht einflößende Amtstoga hin, und so machten wir uns in vollem Aufzug auf den Weg zu dem schönen Apollotempel. Schon in einer Entfernung von etwa sechzig Doppelschritten hörten wir das Wehklagen des geschundenen Sklavenmädchens.
    Julia packte mich am Arm. »Fang bloß nicht an zu laufen«, wies sie mich zurecht. »Das ist unwürdig. Das Mädchen bekommt nur eine Tracht Prügel und wird schon nicht sterben, bevor wir da sind.« Da war ich mir allerdings nicht so sicher.
    Nach den Wunden zu urteilen, die Hermes beschrieben hatte, war keineswegs gewiss, ob Charmian eine weitere Auspeitschung überleben würde. Die Bestrafungsaktion fand im Hof hinter dem Tempel statt.
    Diocles, der Priester, sah regungslos zu, wie ein großer, kräftiger Sklave eine junge Frau auspeitschte, die an einem Pfahl festgebunden war. Über ihren Rücken und ihr Gesäß liefen hässliche Striemen, und das Blut bildete unter ihren Füßen eine zusehends größer werdende Pfütze. Doch das Mädchen, das unter den Schlägen schrie, war nicht Charmian. Es war Gaia, die stämmige Germanin.
    »Hört sofort damit auf!«, brüllte ich. Einer meiner Liktoren stieß den Auspeitscher mit seinen fasces an.
    Diocles drehte sich um und sah mich entgeistert an. Unser Auftauchen schien ihn völlig überrascht zu haben. »Praetor!«, brachte er heraus. »Diese Angelegenheit betrifft einzig und allein mich und meine Bediensteten. Ich kann sie bestrafen, wie ich will. Mit welchem Recht mischst du dich hier ein?«
    »Mit dem Recht eines amtierenden römischen Praetors Peregrinus«, erwiderte ich scharf. »Diocles, ich verdächtige dich des Mordes an Gaeto, dem Numider. Ich ordne hiermit an, dass du mir einige deiner Sklavinnen übergibst, damit ich sie zu diesem Mordfall verhören kann. Außerdem werde ich sie zur Ermordung deiner Tochter befragen. Und zwar wirst du mir Charmian übergeben und Gaia und, da wir schon einmal dabei sind, auch noch die andere, Leto, bevor du sie alle zu Tode peitschen lässt.«
    Der alte Mann wurde noch blasser, als er sowieso schon war, und sein Kopf begann zu zittern. »Gaeto? Tot? Na gut, aber was habe ich damit zu tun? Hat es dieses numidische Schwein also erwischt. Aber wie kommst du dazu, mich des Mordes zu verdächtigen, sofern man die Tötung eines solchen Mannes überhaupt als Mord bezeichnen kann.«
    »Du hast ein Motiv«, erwiderte ich. »Immerhin glaubst du, dass sein Sohn deine Tochter ermordet hat. Aber als ansässiger Ausländer stand er unter dem Schutz der römischen Gesetze, und ich wache hier über die Einhaltung genau dieser Gesetze.
    Nun geh endlich und bring uns Charmian!« Ich verlor allmählich die Geduld, wohingegen er ein wenig zugänglicher wurde.
    »Das kann ich leider nicht«, räumte er kleinlaut ein.
    »Willst du damit etwa sagen, dass sie tot ist?«, herrschte ich ihn an.
    »Nein, nein«, erwiderte er schnell, »sie ist aus dem ergastulum geflohen. Und diese germanische Schlampe hat sie rausgelassen!« Bei diesen Worten schoss sein Zeigefinger in Richtung des leidenden

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