Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
fielen auch ihr endgültig die Augen zu.
    Wir erhoben uns und ließen die beiden schlafenden Mädchen in der Obhut einer heilkundigen Sklavin zurück. Im Säulenhof tauschten wir unsere Meinungen über das Gehörte aus.
    »Sie ist also nach Baiae geflohen«, stellte ich fest. »Wohin sie wohl gegangen ist? Wer würde sie verstecken?«
    »Sie muss bei einem von Gorgos Liebhabern sein«, erwiderte Julia. »Welchen Freien sollte sie sonst kennen, der ihr wohlgesonnen ist?«
    »Gelon scheidet schon mal aus«, stellte Hermes fest.
    »Für ein Mädchen in ihrem Zustand ist es ein ziemlich langer Fußmarsch nach Baiae«, gab Marcus zu bedenken.
    »Verzweiflung spornt Menschen manchmal zu erstaunlichen Leistungen an«, sagte ich.
    Am nächsten Tag waren alle offiziellen Geschäfte und Handlungen verboten, was mir sehr gelegen kam. So konnte ich ausgiebig durch Baiae bummeln, vorgeblich, um mir die zahlreichen Sehenswürdigkeiten anzusehen, doch in Wahrheit, um ein bisschen herumzuschnüffeln. Hermes und ich suchten das Viertel der Goldschmiede und Juweliere auf, welches, typisch Baiae, noch größer war als das in Rom.
    »Irgendwo hier muss es jemanden geben«, sagte ich, »der weiß, wer diese Halskette gekauft hat.«
    »Warum?«, entgegnete Hermes. »Sie kann genauso gut in Alexandria oder Athen gekauft worden sein. Oder jemand hat sie in einem alten Schiffswrack gefunden und billig verhökert.
    Oder derjenige, der sie ihr geschenkt hat, hat sie gestohlen.
    Warum bist du so sicher, dass der Verkäufer dieser Kette hier zu finden ist? Ich habe das Viertel doch neulich schon abgeklappert.«
    »Weil ich Jupiter heute Morgen einen prächtigen Schafbock geopfert habe«, erwiderte ich. »Und ich habe ihn ersucht, uns heute diesen Mann finden zu lassen.«
    »Aha. Na, dann kann ja nichts schief gehen. Also gut, machen wir uns auf die Suche.«
    Erstaunlicherweise hatten wir den Mann bereits beim dritten Anlauf gefunden. Sein Geschäft war eines der kleinsten und lag zwischen einem gewaltigen Schaufenster voller riesiger Kameen und einem Laden, der sich offenbar auf Rubine in der Größe kleinerer asiatischer Königreiche spezialisiert hatte.
    »Den muss ich wohl übersehen haben«, murmelte Hermes.
    Wir betraten das Geschäft, und der hinter einem Schaukasten sitzende Inhaber begrüßte uns. »Guten Tag der Herr, wie kann ich …« Dann sah er meine Purpurstreifen, sprang auf und kam hinter dem Schaukasten hervor. »Was kann ich für dich tun?«
    Wie die meisten Schmuckhändler war er griechischasiatischer Abstammung, einer dieser Männer, die in Scharen aus Antiochia, Palmyra und allen möglichen anderen Städten des Ostens zu uns strömten.
    »Zeig sie ihm«, wies ich Hermes an. Er zog die Halskette unter seiner Tunika hervor und hielt sie dem Mann hin. »Kennst du diese Kette?«
    Er nahm zwei oder drei der voluminösen goldenen Kettenglieder zwischen die Fingerspitzen und studierte konzentriert die bearbeiteten Edelsteine. »Warum fragst du? Ja, ich erkenne sie wieder. Ich habe sie vor etwa einem Jahr verkauft, da bin ich absolut sicher. Es ist eine außergewöhnliche Kette. Sie kommt aus Phrygien. Gibt es ein Problem damit?«
    »Ich muss nur wissen, wem du sie verkauft hast«, erwiderte ich.
    »Das kann ich dir sagen. Gaeto, der Numider, hat sie gekauft.
    Wie ich gehört habe, ist er tot. Gibt es Probleme mit seinem Erbe?«
    »Ganz genau«, erwiderte ich. Ich war ziemlich verblüfft über seine Antwort, aber wie jeder Politiker hatte ich gelernt, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Hat er bei seinem Kauf angedeutet, ob er die Kette verschenken wollte?«
    »Nein, aber davon bin ich natürlich ausgegangen. Schließlich dürfte er sie kaum für sich selber gekauft haben. Männer behängen sich nicht mit solchem Schmuck.« Er dachte kurz nach und schränkte dann ein: »Na ja, gewisse Männer vielleicht doch - aber Gaeto? Nein, bestimmt nicht. Er muss die Kette für eine Frau gekauft haben.«
    »Für seine Ehefrau?«, fragte ich scheinheilig.
    »Nun, mein Herr«, erwiderte er kichernd, »soweit ich weiß, hatte er mehr als nur eine Ehefrau. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass Männer ein derart kostbares Schmuckstück in aller Regel nicht für eine Frau kaufen, mit der sie bereits verheiratet sind, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich verstehe genau, was du meinst«, erwiderte ich.
    »Vermutlich hat er auch keine Andeutung gemacht, für wen die Kette bestimmt war, oder?«
    »Leider nein. Gaeto war die

Weitere Kostenlose Bücher