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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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deren Verhalten so skandalumwittert wie unterhaltsam ist.«
    »Was seid ihr bloß für Heuchler!«, rief sie.
    »Das ist der Vorteil, wenn man Bürger der größten Macht der Welt ist«, entgegnete ich. »Man kann ein Heuchler sein, sich geben, wie man will, sagen, was einem beliebt, und jeder darf dazu lächeln, aber er hat es hinzunehmen.«
    »Macht ist schon etwas Wunderbares«, bestätigte sie. »Was wären wir ohne Macht?«
    »Wie mir scheint, befindest du selber dich allerdings momentan in einer ziemlich machtlosen Position, Jocasta«, gab ich zu bedenken. »Du bist Witwe, ein Erbstück deines Mannes, und dein Stiefsohn plant das Geschäft aufzugeben und nach Numidien zurückzukehren, wo das Los einer Frau gewiss nicht das wünschenswerteste auf Erden ist, und das einer überzähligen Witwe schon gar nicht. Seiner Mutter gegenüber wird Gelon sich sicher anständig verhalten, aber wie wird er, und vor allem, wie wird sie mit dir umgehen?«
    »Ich habe nicht die Absicht, nach Numidien umzusiedeln«, stellte sie klar. Meine Worte hatten sie offenbar nicht im Geringsten beunruhigt. »Gelon drängt es nach einem Leben in Zelten, das geprägt ist von Überfällen auf die benachbarten Stämme, endlosen Ritten durch die Wüste, Löwen- und Elefantenjagden, dem Verzehr von Gazellenfleisch und so weiter und so fort. Ich bin sicher, dass das alles sehr aufregend ist, ein bisschen sogar wie Homer. Doch wenn so ein Leben für einen Mann auch zufriedenstellend sein mag, wirkt es auf eine Frau nicht unbedingt anziehend, und auf eine kultivierte Frau wie mich schon gar nicht. Ich komme problemlos auch alleine in der Welt zurecht. Wenn Gelon nach Numidien aufbricht, werde ich ihm von der Mole aus nachwinken. Vorausgesetzt natürlich, dass er nicht wegen des Mordes an Gorgo hingerichtet wird.«
    »Da du gerade davon sprichst - der Prozess wird sehr bald beginnen. Bei unserem letzten Gespräch hattest du befürchtet, dass dein Mann einer Aussage womöglich nicht zustimmen würde. Diese Befürchtung hat sich wohl erledigt. Ich werde dich also als Zeugin vorladen.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und sagte: »Wenn der Praetor es wünscht, sage ich natürlich aus.«
    »Und wird deine Aussage Gelon entlasten?«
    »Wie ich dir bereits sagte, habe ich ihn am Abend des Mordes gesehen, und dann erst wieder am nächsten Morgen. Genau das werde ich aussagen.«
    »Sehr gewissenhaft«, stellte ich fest. »Dann werden meine Liktoren dich demnächst auffordern, vor Gericht zu erscheinen.«
    Nach dem Austausch einiger floskelhafter Höflichkeiten verabschiedete ich mich und kehrte zurück in mein neues Stadthaus.
    »Sie will nicht einmal vor Gericht lügen, um ihren Stiefsohn zu entlasten?«, fragte Antonia entgeistert. Wir saßen bei einem ausgedehnten Mittagessen, und ich hatte den anderen mein Gespräch mit Jocasta gerade zu-sammengefasst, wobei ich mich auf das Wesentliche beschränkt hatte.
    »Sie wird unter Eid stehen«, gab Marcus schmunzelnd zu bedenken. »Vielleicht fürchtet sie den Zorn der Götter.«
    Circe schnaubte verächtlich. »Sie ist Griechin. Und bekanntlich glauben die Griechen, dass die Götter einen guten Lügner belohnen. Nein, das sieht eher danach aus, als ob es zwischen Stiefmutter und Stiefsohn nicht zum Besten stünde.
    Entweder ist es ihr egal, ob er hingerichtet wird, oder sie wünscht sich sogar seinen Tod.«
    »Mal angenommen, Gelon wird hingerichtet«, meldete sich Julia zu Wort, »was passiert dann mit den Besitztümern seines Vaters? Wenn sie an seine hier ansässige Witwe übergehen, hätte sie einen handfesten Grund, seine Hinrichtung zu wünschen.«
    »Das habe ich auch schon in Betracht gezogen«, sagte ich.
    »Der Testamentsvollstrecker eines ansässigen Ausländers muss dessen eingetragener römischer Geschäftspartner sein.
    Deswegen muss ich diesen Gratius Glabrio aus Verona hierher beordern. Bevor er hier ankommt, dürfte ich allerdings längst in Bruttium oder Tarentum sein und muss dann noch einmal zurückkommen, um ihn in dieser Angelegenheit zu befragen.«
    »Wenn er überhaupt existiert«, wandte Julia ein. »Und bis er hier wäre, wäre Gelon ohnehin längst hingerichtet oder freigesprochen. Allerdings glaube ich im Moment sowieso nicht, dass es diesen Glabrio überhaupt gibt.«
    »Und warum sollte Jocasta lügen, was Gaetos Geschäftspartner angeht?«, wollte Hermes wissen.
    »Erstens«, sagte Antonia, »um ihre Unwissenheit zu verbergen. Schließlich hat sie sich in Gaetos Abwesenheit um

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