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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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aber es sah umwerfend imposant aus. Sein Helm war mit kunstvoll gearbeiteten Silberverzierungen versehen, die einen Lockenschopf darstellen sollten. Er zügelte sein Pferd und wandte sich an Cicero.
    »Ich bin Marcus Sublicius Pansa, optio der neunten turma der elften Legion, zurzeit in Capua unter dem Kommando des Prokonsuls Gnaeus Pom-peius Magnus stationiert. Habe ich die Ehre, mit dem Praetor Peregrinus Metellus zu sprechen?«
    »Nein«, klärte ich ihn auf. »Das ist der Prokonsul Marcus Tullius Cicero. Ich bin Metellus.« Formal gesehen war Cicero tatsächlich noch Prokonsul, jedenfalls solange er auf die Gewährung seines Triumphs wartete, und er würde das Amt offiziell erst bei seiner Rückkehr nach Rom verlieren. Der Junge hatte einen verständlichen Fehler gemacht, aber er sah zutiefst zerknirscht aus.
    »Ich bitte ergebenst um Entschuldigung, Praetor! Ich dachte …«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn. »Es ist ganz normal, den am ehrwürdigsten aussehenden Mann in einer purpurgesäumten Toga für den Amtsinhaber zu halten. Allerdings bin ich derjenige, der dich angefordert hat. Wer ist dein Befehlshaber?«
    »Sextus Pompeius, Praetor, der Sohn des Prokonsuls.« Seine Ausdrucksweise ließ erkennen, dass er gründlich in griechischer Rhetorik geschult worden war, deren Beherrschung man für eine politische Karriere für unverzichtbar hielt.
    »Marcus Sublicius«, sagte ich, »wir haben in der Gegend einen Ausbruch wilden Banditentums. Ich persönlich bin Opfer eines Überfalls geworden und betrachte das als einen Angriff auf die Würde Roms. Ich möchte, dass ihr die Banditen aufspürt, ihren Umtrieben ein Ende bereitet und mir ein paar von ihnen lebendig bringt, damit ich sie verhören kann. Wahrscheinlich sind sie unterwegs zum Krater des Vesuvs, in dem sie normalerweise ihren Unterschlupf haben. Bevor sie sich wieder hineintrauen, warten sie vermutlich, bis der Vulkan sich ein wenig beruhigt hat. Glaubst du, das kriegst du hin?«
    Er grinste. »Das wird für die Jungen eine gute Übung sein.«
    Er sagte wirklich »die Jungen«, obwohl er selber höchstens neunzehn war.
    »Gut. Dann reitet als Erstes zur Villa Hortensia und nehmt den Stallmeister mit. Er heißt Regilius und war früher bei der Kavallerie. Er ist ein hervorragender Fährtenleser. Er kennt die Gegend hier in- und auswendig und wird euch an die richtige Stelle führen. Ich erteile euch für die gesamte Region die Erlaubnis, euch mit den erforderlichen Lebensmittel-und Getreidevorräten einzudecken und, falls nötig, auch Ersatzpferde zu beschlagnahmen. Übermorgen früh habt ihr euch wieder hier einzufinden, mit oder ohne Banditen.
    Vielleicht brauche ich euch zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung.«
    »Zu Befehl, Praetor!« Er salutierte, wirbelte herum und ritt, gefolgt von seiner turma, unter lautem Hufgetrappel davon.
    »Viel versprechende junge Männer«, stellte Cicero fest. »Was meinst du, Decius? Du hast doch in Caesars Kavallerie gedient.
    Können sie es mit Caesars Männern aufnehmen?«
    Über die Antwort musste ich nicht lange nachdenken. »Gegen Caesars Männer sähen sie ziemlich schlecht aus. Viel Glanz und Angeberei, aber sie wirken auf mich wie die Reiter von Scipio Africanus vor zweihundert Jahren. Caesars Kavalleristen gleichen eher Banditen, die sich ihre Ausrüstung auf dem Schlachtfeld zusammengesucht haben. Wenn es zum Kampf käme, würden Caesars Männer diese Jüngelchen bei lebendigem Leibe verzehren.«
    Cicero seufzte. »Diese Antwort hatte ich befürchtet.«

XII
    Der Feiertag galt dem jährlichen Fest zu Ehren des Baios, des Steuermanns von Odysseus, dessen prachtvolles, vor der Stadt liegendes Grab man mir bereits gezeigt hatte. Dort begannen auch die Festlichkeiten mit einer prunkvollen Opferung. Als vorübergehend in Baiae weilender Amtsträger nahm ich an dem Opfer teil. Sämtliche Priester der gesamten Region waren anwesend, die meisten von ihnen in prachtvollen Gewändern.
    Als Vertreter des Apollotempels war auch Diocles da, doch er hatte sich nicht besonders herausgeputzt.
    Junge, weiß gekleidete Mädchen tanzten vor dem Grab, schmückten es mit Blumenkränzen und - girlanden und beträufelten den Altar immer wieder mit Wein und Öl. Nach der Opferzeremonie führten die Mädchen die Prozession an und verwandelten die Straßen der Stadt, begleitet vom lauten Gesang des städtischen Chors, in ein buntes Blütenmeer.

    Auf dem Forum waren mehrere Bühnen aufgebaut, auf denen Tänzer und

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