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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Hapi - so heißt der Vorsteher meiner Haussklaven - hat mich begleitet. Wir haben nicht viel gesprochen, ich habe ihm nur erzählt, dass das Bankett ein voller Erfolg war. Dann habe ich wie immer die Schlafzimmertür geöffnet, und mir drang sofort ein … na ja, so ein merkwürdiger Geruch in die Nase.«
    Diesen Geruch kannte ich nur zu gut. »Und du hast im ersten Moment nichts gesehen?«
    »Nein. Es war dunkel. Ich nahm an, dass Quadrilla die Lampen gelöscht hatte, aber ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich rief ihren Namen, erhielt aber keine Antwort. Hapi holte ein paar Lampen, und wir gingen rein. Quadrilla lag da …
    na, du wirst es ja selber sehen, Praetor. Jedenfalls sah ich sofort, dass man nichts mehr für sie tun konnte. Wir haben nichts angefasst. Sie liegt noch so da, wie ich sie gefunden habe. Dann habe ich Boten losgeschickt, um dich, Norbanus und die städtischen Magistrate zu holen.« Offenbar hatten die Leute meine Ermittlungsmethoden schnell begriffen.
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Manius, du hast dich unter schwierigsten Umständen äußerst geistesgegenwärtig gezeigt. Ich weiß deine Umsicht sehr zu schätzen. Ich werde die Untersuchung zügig durchführen, damit die libitinarii sich bald um Quadrilla kümmern und mit den erforderlichen Ritualen beginnen können.« Er nickte stumm.
    Kurz darauf kam Hermes zurück. »Ich habe alles so gemacht, wie du es gewünscht hast.« Inzwischen waren noch einige andere Männer eingetroffen, die meisten von ihnen städtische Magistrate.
    »Also gut«, wandte ich mich an die Versammelten, »wir verfahren jetzt wie folgt: Nur ich, mein Gehilfe Hermes und die duumviri werden den Raum betreten, in dem sich die Leiche befindet. Dies ist kein Schauspiel, sondern eine offizielle Untersuchung! Keiner sagt etwas, bis ich das Wort ergreife, und auch dann wird nur auf meine Fragen geantwortet. Ich rate euch dringend, euch genau einzuprägen, was ihr seht und was gesprochen wird, denn in Kürze werden eure Aussagen womöglich vor Gericht Verwendung finden. Habt ihr das verstanden?«
    »Jawohl, Praetor«, kam es im Chor zurück.
    »Dann ist ja alles klar. Sehen wir uns also das Opfer an.«
    Silva führte uns zu dem Schlafraum, der von einem Innenhof abging. Vor dem Raum standen nervöse Sklaven mit Lampen.
    »Hermes«, sagte ich, »nimm die Lampen und stell sie drinnen vernünftig auf. Du weißt ja, worauf du zu achten hast.« Auf Grund seiner langen Erfahrung wusste Hermes, wie man am Tatort eines Verbrechens vorging, ohne mögliche Spuren zu verwischen.
    »Natürlich, Praetor.« Er nahm die erste Lampe und betrat vorsichtig den Raum. Dann holte er nacheinander weitere Lampen, bis er schließlich acht oder zehn entsprechend platziert hatte. Als der Raum ausreichend beleuchtet war, betrat ich den Tatort.
    Sofort stieg auch mir der Geruch in die Nase, von dem Manius Silva gesprochen hatte - der Geruch des Todes.
    Quadrilla lag auf dem Bett, neben ihr verwühlte Kissen. Sie war splitternackt und bot den typischen Anblick frisch Verstorbener, ein bisschen wie ein leerer Weinschlauch. Sie war eine hübsche, nicht mehr junge Frau und zweifellos einmal eine wahre Schönheit gewesen. Ohne den eingesetzten Saphir wirkte ihr überdehnter Nabel obszön. Ich sah mich um, doch ich konnte den Stein nirgendwo entdecken.
    »Manius«, fragte ich, »wo hat Quadrilla ihre … ihren Bauchschmuck aufbewahrt?«
    Er zeigte auf ein Elfenbeinkästchen, das auf dem Tisch stand.
    »Sie hatte jede Menge von den Dingern.«

    »Hermes, bitte«, sagte ich und nickte zum Tisch hinüber, woraufhin er das Kästchen öffnete. Es enthielt etwa zwanzig Saphire, von denen einige in Gold eingefasst und einige mit eingravierten Figuren verziert waren. Einer war sogar mit Perlen besetzt. Für jeden Stein gab es ein eigenes Fach in dem Kästchen. Ein Fach war leer. »Welcher Stein fehlt?«, wandte ich mich an Silva.
    »Der größte«, erwiderte er. »Es war ihr Lieblingssaphir.«
    »Hat sie ihn heute auf dem Fest getragen?«
    »Ja.«
    »Vielleicht hat er sich im Bettzeug verfangen«, überlegte ich.
    »Wir werden es hinterher durchsuchen lassen, wenn die libitinarii mit der Leiche fertig sind.«
    Es war unschwer zu erkennen, woran sie gestorben war. Ihr Körper war etwas verrenkt, der Kopf auf die Seite gedreht. Aus dem unteren Teil ihres Hinterkopfes ragte der Griff eines winzigen Dolches, genau an der Stelle, die mein befreundeter Arzt Asklepiodes den Nackenwirbelansatz

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