Mord am Vesuv
nennt.
»Manius«, fragte ich, »kennst du diese Waffe? Stammt sie aus deinem Haus?«
»Nein. Ich habe sie noch nie gesehen.«
Von draußen hörte ich lautes Tuscheln, dass Quadrilla auf die gleiche Weise umgebracht worden sei wie Gaeto. Hermes sorgte umgehend für Ruhe. Neben dem Geruch des Todes nahm ich noch einen anderen Duft wahr, der mir inzwischen recht vertraut war. »Manius«, sagte ich, »ich nehme an, dass du dieses Parfüm identifizieren kannst.«
Er trat etwas näher an seine tote Frau heran und schnupperte mit gequälter Miene. »Natürlich kann ich das. Es heißt ›Zarathustras Verzückung‹ und war ihr Lieblingsparfüm. Es ist so sündhaft teuer, dass sogar ich mir nur winzige Mengen davon leisten konnte. Sie hat es nur bei besonderen Gelegenheiten benutzt.«
»Und? Hatte sie es aufgetragen, bevor sie dich am Abend verlassen hat?«
»Nein«, erwiderte er verbittert. Er wusste, was das vermutlich bedeutete.
Nachdem ich die Leiche gesehen hatte, suchte ich sorgfältig den gesamten Raum nach Spuren ab. Es schien alles an seinem Platz zu stehen, nur auf dem Bett waren die Kissen und Decken ein wenig in Unordnung. Vielleicht waren sie im Todeskampf so verwühlt worden, doch das schien mir eher unwahrscheinlich.
Ich prüfte die Lampen, die in dem Raum gestanden hatten, bevor Hermes in Aktion getreten war. Sie waren alle mit Öl gefüllt. Also hatte sie entweder jemand gelöscht, oder sie waren an diesem Abend gar nicht entzündet worden.
»Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun«, stellte ich fest. »Ihr könnt jetzt die libitinarü hereinrufen. Informiert mich bitte umgehend, ob der Saphir gefunden wurde oder nicht. Ich will jetzt mit dem Vorsteher der Haussklaven sprechen.«
Hermes führte mich in einen kleinen Raum, der vom triclinium abging. Wie sein Name bereits verriet, war der Vorsteher der Haussklaven ein Ägypter; bekanntlich ist Hapi der Zwillingsgott des Nils. Als ich den Raum betrat, schwitzte er aus allen Poren. Er war mittleren Alters, hatte ein rundliches Gesicht und einen kahlen Kopf. Vermutlich war er ein Eunuch.
»Praetor!«, legte er mit schriller Stimme los - also tatsächlich ein Eunuch. »Ich hatte keine Ahnung … also, ich weiß auch nicht, was …«
»Erzähl mir nur, was du weißt«, wies ich ihn zurecht. »Und um anzufangen - wann ist deine Herrin nach Hause gekommen?«
»Kurz nach Sonnenuntergang, Praetor.« Er rang die Hände, seine Augen zuckten wild umher, nur mich sah er nicht an.
»War sie allein?«
»Also … nun, sie kam in einer Sänfte. Die Vorhänge waren verschlossen.«
»Dann muss ich mit den Trägern sprechen.«
»Es war nicht die Sänfte meiner Herrin, Praetor. Die wurde bereits etwa eine Stunde früher gebracht. Meine Herrin hatte den Trägern gesagt, dass sie noch ein wenig durch das Wäldchen der Diana bummeln wolle, und hatte sie nach Hause geschickt. Es sei so ein schöner Abend, hat sie gesagt, deshalb wolle sie zu Fuß zurückgehen.«
»Ich verstehe. Hast du denn wenigstens die Sänfte erkannt?
Oder die Träger?«
Er sah auf den Boden, als ob von dort Rettung zu erwarten wäre. »Nein, Praetor. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass die Sänfte sehr luxuriös war und alle Träger schwarze Nubier waren.«
»Und sie hat nicht gesagt, warum sie in einer fremden Sänfte nach Hause kam? Warst du denn nicht neugierig und hast sie gefragt?«
»Ich … man hat gelernt, keine überflüssigen Fragen zu stellen, Praetor.«
»Ich verstehe. Dann erzähl mir nun mal genau, was du gesehen hast.«
»Also, wie ich bereits sagte, kam die Sänfte etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang vor dem Haupttor an. Der Janitor hat sie eingelassen, und sie wurde ins Atrium getragen, wo ich selber mich aufhielt und meine Herrin mir mitteilte, dass sie sich direkt in ihr Schlafzimmer begeben wolle. Sie wies mich an, ihre persönlichen Sklavinnen ins Bett zu schicken.«
»Hast du gesehen, ob noch jemand in der Sänfte saß?«
»Nein. Meine Herrin hatte nur den Kopf rausgestreckt und die Vorhänge geschlossen gehalten. Die Träger haben sie dann direkt ins Schlafzimmer gebracht und das Haus kurz danach mit der Sänfte wieder verlassen.«
»Und hast du nicht vielleicht - ich weiß, man hat gelernt, keine Fragen zu stellen. Aber hast du aus dem Schlafzimmer vielleicht ungewöhnliche Geräusche gehört?«
»Nein, Praetor. Sie hat gesagt, der Herr sei auf dem Bankett der Parfü-meure und werde erst spät nach Hause kommen, ich könne getrost zu Bett gehen. Und
Weitere Kostenlose Bücher