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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Leute heute gleich nach dem Abitur
als Kommissar ein, während er mit jahrzehntelanger Erfahrung immer noch im
mittleren Dienst tätig ist.« Madsack warf Frauke einen Seitenblick zu. »Er ist
noch von der alten Schule. Damals gab es keine Frauen im Polizeidienst. Damit
hat Jakob immer noch seine Schwierigkeiten. Aber sonst ist er ein zuverlässiger
Kollege. Sie sollten ihn im Kreise der Familie erleben. Das ist sein Ein und
Alles. Und Jakob wird von seinen Enkelkindern abgöttisch geliebt.«
    Sie fuhren eine Weile schweigend weiter.
    »Und Sie?«, fragte Frauke.
    »Ich? Ich bin zufrieden mit meinem Beruf und fühle
mich wohl. Ich habe das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Die Arbeit ist
vielseitig, macht Spaß, und ich darf viele Facetten des menschlichen Lebens
kennenlernen.«
    »Gibt es auch einen privaten Nathan Madsack?«
    »Natürlich. Der fängt nach Dienstschluss an und fühlt
sich wohl, wenn er mit seiner Frau die gemeinsame Zeit genießen kann.«
    »Kinder?«
    Madsack schüttelt knapp den Kopf. »Und wer sind Sie?«
    »Frauke Dobermann. Verheiratet. Keine Kinder. Seit
heute beim LKA in Hannover.«
    Madsack schmunzelte. »Das war aber knapp. Es klingt
fast wie eine Aussageverweigerung.«
    Frauke unterließ es, zu antworten. Sie sah keine
Notwendigkeit, dem neuen Kollegen mehr aus ihrem Leben zu berichten, von ihrem
Werdegang bei der Landespolizei Schleswig-Holstein, von der Anerkennung, die
man ihr als erfolgreiche Leiterin einer Mordkommission dort gezollt hatte, und
vor allem nicht davon, weshalb sie jetzt in Hannover tätig war.
Siebenundvierzig, dachte sie, und immer dem Beruf zugewandt. Darunter hatte ihr
Privatleben erheblich gelitten. Welches Privatleben eigentlich?, schoss es ihr
durch den Kopf. Mit Ausnahme von … Aber daran mochte sie nicht denken. Männer
waren derzeit nicht ihr Thema.
    Madsack bog vom Sahlkamp in eine stille Seitenstraße
ein. Links lagen ein Tennisplatz und die Bezirkssportanlage. Dieses Wohnviertel
unterschied sich deutlich von den Hochhäusern, die sich am vorderen Abschnitt
des Sahlkamps entlangzogen.
    »Gänselieselweg, Elfenweg, Drosselbartweg,
Froschkönigweg. Da ist es.«
    Madsack bog ab und ließ den Mercedes langsam durch die
schmale Straße rollen, die nur an einer Seite einen Gehweg hatte. Links
reichten die Grundstücke bis an die Fahrbahn heran und wurden durch hohe Hecken
von der Straße abgeschirmt. Der Hauptkommissar hielt vor einem relativ neuen
Einfamilienhaus aus Klinker.
    »Da wären wir«, sagte Madsack und verließ mit einem
Ächzen das Fahrzeug. Nachdem auch Frauke ausgestiegen war, sahen sie sich um.
Niemand war zu sehen. Entweder waren die Bewohner dieser Straße berufstätig,
oder sie hatten andere Dinge zu erledigen, als die Straße zu beobachten. Die
beiden Polizisten durchquerten den kleinen sorgfältig gepflegten Vorgarten und
klingelten an der Haustür. Ein schlichtes Messingschild »Tuchtenhagen« wies auf
die Hausbesitzer hin. Nichts rührte sich. Alles blieb still. Frauke versuchte
es erneut. Niemand schien anwesend zu sein.
    »Wenn Manuela Tuchtenhagen fluchtartig den Tatort
verlassen hat, ohne Handtasche und Papiere, dann muss sie doch irgendwo
abgeblieben sein«, sagte Madsack mehr zu sich selbst.
    »Vielleicht gibt es Gründe, weshalb sie nicht die
Polizei oder den Rettungsdienst benachrichtigt hat«, erwiderte Frauke. »Dann
wird sie kaum nach Hause gefahren sein. Wir müssen in Erfahrung bringen, wo ihr
Ehemann beschäftigt ist.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie zum Nachbarhaus
und läutete. Aber auch dort war niemand zu Hause. Es schien wie verhext. Der
ganze Straßenzug war ausgeflogen.
    »Das ist das Revier, in dem sich die Langfinger
tummeln«, merkte Madsack an, der Frauke nicht begleitet hatte, sondern am
Dienstwagen stehen geblieben war. Er hatte sich gegen die Beifahrerseite des
Mercedes gelehnt und telefonierte. Er zuckte trotz des Wetters nicht mit der
Wimper. Es sah aus, als würde der feine Regen an ihm abperlen. Als Madsack das
Gespräch beendet hatte, erklärte er: »Ich habe Lars von Wedell angerufen und
gebeten, ob der Kollege herausfinden kann, wo der Ehemann beschäftigt ist.«
    Frauke sah ihn fragend an.
    »Internet«, erklärte Madsack. »Vielleicht ist
Tuchtenhagen selbstständig. Oder er hat sich in sonst einer Weise irgendwo im
Netz verewigt. Außerdem soll Lars prüfen, wie oft der Name in Hannover
vorkommt. Möglicherweise gibt es Verwandte. Und dann möchten wir gern den
Mädchennamen der Frau wissen.

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