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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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es, das Zigarillo in Brand zu
setzen. Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, bis er schließlich knurrte: »Das wundert mich.«
    Frauke gab sich keine Blöße. Putensenf wollte sie zu
einer Nachfrage verleiten. Sie war sich sicher, dass er die mit einem Kommentar
wie »Frauen sind von Natur aus neugierig« beantwortet hätte. Eine Weile später
brach Putensenf die Stille.
    »Wollen Sie gar nicht wissen, was mich wundert?«
    »Mich wundert bei Ihnen gar nichts mehr. Und Männer
wie Sie sind von Natur aus sabbelig. Da werden Sie schon von sich aus reden.«
    Frauke sah, wie Putensenf das Lenkrad fester umschloss
und seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Das war dienstlich«, zischte er schließlich. »Ich bin
erstaunt, dass ein Mann das Büro reinigt und Manfredi keine Putzfrau
beschäftigt hat.«
    »Vielleicht war das Opfer ein kluger Mensch und hat
erkannt, wie die Rollen besser verteilt werden können.«
    »Sie sind aber eine hartnäckige Emanze.«
    »Emanze gegen Macho.«
    Putensenf schlug mit beiden Händen gleichzeitig gegen
das Lenkrad. »Freunde werden wir nie.«
    Frauke lachte auf. »Das ist die erste positive
Aussage, die ich aus Ihrem Mund gehört habe. Eine kluge Erkenntnis, dass Sie
bei mir keine Chance haben.«
    Putensenf missachtete sie für den Rest der Fahrt, bis
sie vor einem Gelbklinkerhaus mit schwarzem Sockel hielten. Die
Kindertagesstätte auf der anderen Straßenseite brachte ein wenig Leben in diese
ruhige Straße, die parallel zur rührigen Calenberger Straße verlief, die den
Mittelpunkt der Calenberger Neustadt bildete. Ein mit Gerümpel vollgestellter
Hof in direkter Nachbarschaft war ebenso wenig idyllisch wie die beiden
heruntergekommenen Fachwerkhäuser. Da schmeichelte auch das herausgeputzte
Nebengebäude des Restaurants Backöfle nicht, das mit einem Schild selbstbewusst
verkündete, über Hannovers kleinsten Biergarten im lauschigen Innenhof zu
verfügen.
    Auf der Fahrt waren sie auch am Neuen Rathaus
vorbeigekommen, zu dem Madsack mit Sicherheit ein paar erklärende Worte
gefunden hätte.
    Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis der Türsummer
erschallte, nachdem sie auf den Knopf mit der Aufschrift »Mikolitis/ Profanas«
gedrückt hatten.
    »Der Typ wohnt mit einer Landsmännin zusammen«, sagte
Putensenf mehr zu sich selbst und ging voran.
    In der zweiten Etage wurden sie von einem mittelgroßen
schlanken Mann mit dunklen Augen und einem schwarzen Vollbart erwartet. Er sah
wie ein klassischer Grieche aus. Dazu trugen auch die gelockten dunklen Haare
bei, die ihm in die Stirn hingen und Ähnlichkeiten mit der Haartracht einer
antiken Statue aufwiesen.
    »Herr Mikolitis?«, fragte Putensenf.
    Der Mann nickte.
    »Putensenf, Polizei Hannover. Das ist eine Kollegin.
Wir haben ein paar Fragen an Sie. Dürfen wir hereinkommen?«
    Mikolitis starrte die beiden Beamten einen Moment
erstaunt an. Putensenf kramte seinen Dienstausweis hervor und hielt ihn dem
Griechen unter die Nase.
    »Ja sicher«, antwortete Mikolitis erschrocken und gab
die Tür frei. »Kommen Sie bitte mit.«
    Er führte sie durch einen kleinen Flur, in dem keine
Möbel standen. Lediglich ein paar Garderobenhaken waren an der Wand angebracht.
Im Vorbeigehen konnten sie durch die geöffnete Tür einen Blick in das
Schlafzimmer werfen, in dem ein großes Bett mit fein ziselierten metallenen
Kopf- und Fußteilen stand. Das Bett war noch nicht hergerichtet. Aus dem
Badezimmer drang das Plätschern der Dusche.
    »Hier bitte«, bat Mikolitis und wies ihnen den Weg in
den Wohnraum. Frauke sah sich erstaunt um. Knallbunte Stoffkuben dienten als
Sitzmöbel, die sich um einen bunt lackierten kleinen Tisch gruppierten. Der
altmodische Diwan in der Zimmerecke passte zwar nicht zur Einrichtung, aber die
ebenso schrill lackierten Regale und die bunten Kunstdrucke. Da überraschten
die poppigen Stofffiguren, die überall herumsaßen, schon nicht mehr.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, bat der Grieche und setzte
sich auf einen der Schaumstoffwürfel.
    Frauke versank fast in ihrem Sitz. So weich war das
Material.
    »Polizei?«, fragte Mikolitis und sah Putensenf an.
    Der nickte. »Sie arbeiten für Marcello Manfredi?«
    Mikolitis musterte Putensenf einen kurzen Moment mit
einem fragenden Blick. »Ja. Ist etwas nicht in Ordnung? Wir haben unser Gewerbe
ordnungsgemäß angemeldet.« Er wollte aufspringen. »Ich zeige Ihnen meine Papiere.
Die Buchhaltung ist allerdings beim Steuerberater.«
    »Bleiben Sie bitte sitzen«, bat Frauke. »Wir sind

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