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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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üblich.«
    Frauke zog leicht die linke Augenbraue in die Höhe.
»Für jemanden, der sich nur mit Putzen beschäftigt, kennen Sie sich erstaunlich
gut aus.«
    Profanas verbeugte sich leicht. »Vielen Dank. Aber das
ist zu viel der Ehre. Wir sind nur einfache Reinigungskräfte.« Plötzlich hob er
den Zeigefinger, als würde er sich in der Schule melden wollen. »Ich weiß
nicht, ob es Sie interessiert. Aber vielleicht handeln die mit Fleisch.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist mir beim Saubermachen aufgefallen. Wenn ich
Herrn Manfredis Schreibtisch gewischt habe, musste ich die Dinge, die dort
herumlagen, zur Seite räumen. Der Schreibtisch war immer leer. Fast. Ich habe
dort nie einen geschäftlichen Vorgang gefunden. Auch das Notebook hatte Herr
Manfredi immer mitgenommen. Was mir aufgefallen war, war ein kleines Utensil.
Vielleicht ein Talisman. Allerdings ein eigenartiger.«
    »Nun reden Sie endlich. Was für ein merkwürdiges Ding
lag dort?«, fuhr Putensenf ungeduldig dazwischen.
    Profanas strafte ihn mit einem Seitenblick. Dann sah
er wieder Frauke an. »Ein hölzerner Fleischklopfer. Ich kenne von anderen
Büros, dass dort allerhand auf den Schreibtischen liegt. Bilder, Teddybären und
jede Menge Figuren aus Überraschungseiern. Aber ein Fleischklopfer?«
    Bevor Putensenf erneut dazwischenreden konnte, stand
Frauke auf. »Vielen Dank. Sie haben uns sehr geholfen.« Sie gab Mikolitis die
Hand, anschließend Profanas. »Sie sprechen sehr gut Deutsch. Leben Sie schon lange hier?«
    Der Mann lächelte und zeigte dabei eine Reihe blendend
weißer Zähne. »Griechisch ist bis heute die Sprache der Gebildeten. Das trifft
auch auf Deutschland zu. Und wer bei Ihnen Griechisch spricht, kann häufig auch
andere Sprachen«, antwortete er vieldeutig.
    Schade, dachte Frauke, als sie die Wohnung verließen
und sie immer noch den festen Händedruck Profanas spürte. Manchmal vergeudet
die Natur die schönsten Dinge an falsche Adressen.
    Als sie wieder im Auto saßen, steckte Putensenf den
Schlüssel in das Zündschloss, startete aber nicht. Er sah Frauke mit puterrotem
Kopf an. »Das machen Sie nicht noch einmal mit mir. Sie führen mich nicht noch
einmal wie einen dummen Jungen vor.«
    Sie spitzte die Lippen. »Ich habe Sie nur vor einer
Dummheit bewahrt. Sie fingen an, Ermittlungsergebnisse auszuplaudern.«
    »Das ist nicht wahr«, empörte sich Putensenf. »Sie
unterstellen da etwas. So geht das nicht. Ich werde mich bei Richter
beschweren.«
    »Und ich bei Ehlers«, antwortete Frauke kühl.
    »Die beiden Schwuchteln da oben sind doch harmlose
Putzmänner.«
    »Wie die beiden Herren ihr Leben gestalten, unterliegt
nicht der Beurteilung durch die Polizei. Oder ist Ihnen in Ihrer zweifelsfrei langen Polizeilaufbahn entgangen, dass dieser diskriminierende Paragraph
gestrichen ist? Fehlt Ihnen ein Update?«
    Putensenf starrte minutenlang mit grimmigem Gesicht
durch die Scheibe nach vorn.
    »Ist Ihnen wenigstens etwas aufgefallen?«, fragte
Frauke nach einer Weile eine Spur versöhnlicher.
    »Halten Sie mich für blöde?«
    »Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass ich Ihnen
nicht alle Fragen beantworte.«
    »Ich hätte nicht wenig Lust, Sie aus dem Wagen zu
werfen«, giftete Putensenf.
    »Das kann ich verstehen. Aber er gehört nicht Ihnen,
sondern Peter Harry.«
    Putensenf stutzte. »Wer ist Peter Harry?«
    Dann fiel Frauke ein, dass Sie nicht mehr in
Schleswig-Holstein war. »Schön. Dann eben Christian Wulff.«
    »So ein Quark«, schimpfte Putensenf. Er trommelte
einen Moment mit seinen Fingerspitzen auf das Lenkrad. »Natürlich habe ich
registriert, dass der Mörder das Tatwerkzeug nicht mitgeschleppt hat, sondern
es auf dem Schreibtisch des Opfers vorgefunden hat.«
    »Und was folgern Sie daraus?«
    »Dass die Annahme, es wäre ein Ritualmord, der sein
Motiv irgendwo in den Untergründen der Fleischmafia hat, nicht mehr ohne
Weiteres zutrifft. Es kann auch einen Streit gegeben haben, und der Täter hat
im Affekt mit dem nächstbesten Gegenstand zugeschlagen. Und das war der
Fleischklopfer, der in Reichweite lag.«
    »Prima. Man muss Ihrem Verstand nur einen Anstoß
geben. Dann funktioniert er auch.«
    »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie sind die
unmöglichste Frau, die mir je begegnet ist.«
    »Sicher«, bestätigte Frauke. »Aber das haben vor Ihnen
schon viele andere festgestellt. Kommen wir aber zu unserer Befragung zurück.«
    »Ich mag es nicht, wenn Sie mich wie einen dummen
Schuljungen

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