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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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aus
einem anderen Grund hier.«
    Mikolitis hatte seine Nervosität immer noch nicht
abgelegt. »Wirft man uns etwas vor?« Er hatte sich zu Putensenf gewandt. Es
schien, als würde er Frauke ignorieren wollen.
    »Es geht nicht um Sie, sondern um Manfredi«, sagte
Frauke, bevor Putensenf antworten konnte.
    Der Grieche warf ihr einen kurzen Blick zu, drehte
sich aber wieder zu Putensenf und fragte: »Was hat er gesagt?«
    »Der sagt nichts mehr«, brummte Putensenf. »Marcello
Manfredi ist tot. Er wurde heute Morgen in seinem Büro ermordet.«
    »O Gott.« Mikolitis hielt sich beide Hände vors
Gesicht. »Das ist nicht wahr.«
    Warum ist das sehr häufig eine Reaktion von Menschen,
denen man eine schlechte Nachricht überbringt?, überlegte Frauke. Schließlich
erscheint die Polizei nicht zum Spaß und klärt über ein böses Ereignis auf.
    »Leider doch.« Putensenf hatte für Frauke überraschend
einen einfühlsamen Ton angeschlagen. »Er ist heute Morgen in seinem Büro
gefunden worden.«
    Mikolitis hielt sein Gesicht immer noch hinter den
Händen verborgen. Schließlich ließ er die Hände gefaltet auf die Knie sinken.
»Von wem? Von Frau Tuchtenhagen?«
    »Das wissen wir noch nicht«, sagte Putensenf voreilig.
    »Sie kennen die Verhältnisse im Büro?«, mischte sich
Frauke ein.
    »Kennen ist zu viel gesagt«, erwiderte der Grieche,
blickte kurz zu Frauke und wandte sich wieder an Putensenf. Sie wurden durch
ein Geräusch auf dem Flur unterbrochen. Die Badezimmertür wurde geöffnet, und
jemand schlurfte über den Korridor. Kurz darauf hörte man die Schiebetür des
Kleiderschranks, die schwungvoll aufgezogen wurde.
    »Sie machen im Büro von Herrn Manfredi sauber.« Frauke
wollte sich die Gesprächsführung nicht entreißen lassen. »Sind Sie dort
angestellt?«
    Mikolitits schüttelte den Kopf. »Nein. Wir sind
selbständig. Herr Manfredi ist einer unserer Kunden. Wir waren immer montags
und donnerstags bei ihm. Von halb sieben bis halb neun.«
    »Sie haben einen Schlüssel?«
    Der Grieche stand auf und verließ wortlos den Raum.
Kurz darauf kehrte er mit einem Schlüsselring wieder, an dem sich zwei
Sicherheitsschlüssel und ein Anhänger aus rotem Kunststoff befanden. »Manfredi«
stand in sauberer Handschrift auf der Markierung.
    »Seit wann arbeiten Sie dort?«
    »Seitdem das Büro besteht.«
    »Wer hat Ihnen den Auftrag vermittelt?«
    Mikolitits dachte einen Moment nach. Dann zuckte er
die Schultern. »Ich weiß es nicht mehr. Tut mir leid.« Immer wieder wechselte
sein Blick zwischen Frauke und Putensenf. Ihm schien es nicht zu gefallen, dass
Frauke das Fragen übernommen hatte.
    »Wenn Sie dort tätig waren, sind Sie auch Herrn
Manfredi und seiner Sekretärin begegnet?«
    »Frau Tuchtenhagen war immer früh da. So gegen acht.
Ihren Chef haben wir manchmal getroffen. Meistens kam er aber erst, wenn wir
wieder weg waren.«
    »War Manuela Tuchtenhagen immer pünktlich?«
    »Manchmal kam sie schon kurz vor acht. Aber nie
später.«
    »Sind Ihnen Fremde aufgefallen? Besucher?«
    »Büros reinigen wir meistens vor Dienstbeginn. Zu
solch früher Stunde trifft man nicht auf Besucher.«
    »Danach reinigen wir Privathaushalte. Und abends
Banken und Läden«, mischte sich eine tiefe Stimme von der Tür her ein. »Guten
Tag.« Der hochgewachsene Mann, bartlos, aber ebenfalls mit schwarz gelocktem
Haar, ging zu Frauke, reichte ihr die Hand und machte eine Art Verbeugung.
»Georgios Profanas. Ich bin der Partner.« Dann begrüßte er Putensenf.
Anschließend ließ er sich auf der Lehne von Mikolitis’ Sitzgelegenheit nieder.
Der Schaumstoff gab nach, und Profanas rutschte dadurch direkt an den anderen
Griechen heran. Er lächelte leicht, als er Putensenfs erstaunten Blick
registrierte. Dann fuhr er Mikolitis einmal vorsichtig über den Kopf. » Das hat
bei uns in Griechenland eine lange Tradition . «
    »Wissen Sie, womit sich die Firma beschäftigt hat?«
    »Das geht uns nichts an«, sagte Profanas. »Wir sehen
nicht in die Schränke oder Unterlagen unserer Kunden. Dann hätten wir schnell
das Vertrauen verspielt, das man uns entgegenbringt. Schließlich händigen uns
die Leute ihre Schlüssel aus.«
    »Trotzdem weiß man in der Regel, womit das Unternehmen
handelt, in dem man putzt. Das ist kein großes Geheimnis«, erwiderte Frauke.
    »Wir haben dort nie Ware gesehen. Wenn es ein Großhändler
war, dann – so vermute ich – wurde alles nur auf dem Papierweg abgewickelt. Das
ist bei Importgeschäften so

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