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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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für das Produktspektrum des
Unternehmens, und Steinhövel hielt einen Stegreifvortrag, als müsse er
kritische Neukunden überzeugen, bis sich sein Telefon meldete.
    »Gerke. Wir haben vier Frauen, die Simone heißen.
Simone Eberwald, Simone Herzog, Simone Müller und Simone Schwarzenbeck.«
    Frauke schüttelte den Kopf. »Ich sagte ausdrücklich,
dass wir einen Mann suchen.«
    Die Mitarbeiterin der Personalabteilung hatte Fraukes
Einwand mitgehört.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte sie. »Simone ist
weiblich.«
    »Es ist ein italienischer Männername. Haben Sie schon
einmal etwas von dem blinden Sänger Andrea Bocelli gehört?«
    »Ja, aber …«
    »Suchen Sie weiter«, sagte Steinhövel barsch. Dann
sagte er mehr zu sich selbst: »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja.« Und er
setzte seinen Bericht fort. Diesmal dauerte es nicht lange, bis sich Frau Gerke
erneut meldete.
    »Das gibt ja immer wieder tolle Sachen«, sagte sie.
»Wir haben einen. Simone Bassetti.«
    »Was macht der bei uns?«
    »Moment.« Man hörte durchs Telefon, wie Frau Gerke
ihre Tastatur bearbeitete. »Ich hab ihn. Der arbeitet in der Wurstproduktion.
In H25.«
    »Danke«, sagte Steinhövel und stand auf. »Wenn es
Ihnen recht ist, gehen wir direkt dorthin. Oder möchten Sie nicht mit Herrn
Bassetti sprechen?«
    »Natürlich. Gern«, sagte Frauke und folgte mit von
Wedell dem Geschäftsführer aus dem Verwaltungsgebäude. Sie überquerten den Hof,
auf dem es von firmeneigenen und fremden Fahrzeugen wimmelte, und gingen durch
eine Eisentür in ein von außen unscheinbar wirkendes fensterloses Gebäude.
    Steinhövel blieb in einem Vorraum stehen und wies auf
ein Regal. »Stülpen Sie sich bitte die Hauben über die Haare und vom linken
Stapel jeweils einen Überzieher über die Schuhe. Hier vorn liegen Kittel für
Gäste.« Nachdem sich die beiden Beamten verkleidet hatten, mussten sie sich
noch die Hände desinfizieren, bevor sie die nächste Tür passieren konnten. In
einem weiß gekachelten Raum, der Frauke in seiner Sterilität an die
Gerichtsmedizin erinnerte, folgte Steinhövel einem Weg und wich zwischendurch
immer wieder Arbeitern aus, die große fahrbare Bottiche transportierten. Ein
geschäftiges Treiben erfüllte die Luft. Und spätestens die an Haken unter der
Hallendecke dahinschwebenden Hälften geschlachteter Schweine ließen Fraukes
kurzen gedanklichen Ausflug an die Räume der Kieler Gerichtsmedizin enden.
    »Unsere Produktion«, erklärte Steinhövel gegen den
Lärm an. »Vieles ist schon automatisiert, aber dennoch bleibt genug
Handarbeit.«
    Die Kette mit den schwebenden Schweinehälften endete
an einem Laufband. Sie wurden durch eine Vorrichtung automatisch abgekippt. An
dieser Stelle begann ein langer Tisch, auf dem die Tiere an zahlreichen
nebeneinanderliegenden Arbeitsplätzen von Männern zerlegt wurden.
    »Das ist alles noch Handarbeit«, sagte Steinhövel, als
sie kurz hinter einem der Arbeiter stehen blieben. Der Mann hatte in der
rechten Hand ein langes, spitz zulaufendes Ausbeinmesser, während die linke
Hand durch einen Kettenhandschuh vor der scharfen Klinge geschützt war.
Unglaublich geschickt fuhr der Mann mit dem Messer in die Tierhälfte und
schnitt Teile davon heraus, die er in verschiedene hinter sich stehende
Bottiche warf.
    »Arbeiten die im Akkord?«, fragte von Wedell.
    Steinhövel nickte. »Das kann uns noch keine Maschine
abnehmen. Das Zerlegen will gelernt sein. Je nach Verwendung des
Ausgangsprodukts unterscheiden wir zwischen Wurst- und Fleischschwein. Abhängig
davon müssen die Schnitte beim Zerteilen angelegt werden.«
    Sie verließen die Halle und betraten andere Räume, die
wie eine große Küche wirkten.
    »Hier werden die unterschiedlichen Produkte
weiterverarbeitet«, erläuterte Steinhövel und führte sie zu einem Bereich, in
dem auch ein Laie wie Frauke erkennen konnte, dass hier Schinken zubereitet
wurden.
    »Das ist eines der Markenzeichen unseres Hauses.« Der
Stolz schwang in Steinhövels Stimme mit. »Für unseren Delikatessschinken sind
wir weithin bekannt.«
    Ein Mann mit dichtem Schnurrbart und dunklen Augen,
die unter der Schutzhaube aus einem finster wirkenden Gesicht blinzelten, kam
auf sie zu. Es sah aus, als wollte er die Besucher anschnauzen, als er den
Geschäftsführer erkannte.
    »Wir suchen Simone Bassetti«, sagte Steinhövel.
    Der Mann zeigte auf einen abgetrennten Glaskasten.
»Der sitzt da«, erklärte er. Seine Stimme hatte einen harten

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