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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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aus verschiedenen Modeschmuckmotiven, die über dem weit
ausladenden Busen lag.
    »Guten Tag«, grüßte sie von Weitem. »Sie sind von der
Polizei?« Die Frau wartete die Antwort nicht ab. »Darf ich Sie zur
Geschäftsleitung führen?«
    Sie ging durch den schmalen Flur, der eher in eine
Kaserne gepasst hätte, klopfte am Ende des Ganges kurz an eine Tür, öffnete sie
und trat zur Seite. »Bitte«, sagte sie.
    Ein braun gebrannter Mann, vielleicht Anfang vierzig,
stand vom Schreibtisch auf und kam ihnen mit federndem Schritt entgegen. Die
dunkelbraunen Haare lagen in Wellen über den Ohren. Er trug zu einer grauen
Stoffhose ein dunkelblaues Pilotenhemd, das am Kragen offen war und den Blick
auf ein paar vorwitzige schwarze Brusthaare freigab. Erst beim Näherkommen
waren die zahlreichen Aknenarben im Gesicht zu erkennen.
    »Guten Tag. Mein Name ist Steinhövel. Ich bin der
kaufmännische Geschäftsführer.« Er reichte zuerst Frauke, dann von Wedell die
Hand. Dann zeigte er auf die beiden bequemen Besucherstühle vor seinem
Schreibtisch. »Bitte. Kann ich Ihnen eine kleine Erfrischung kommen lassen?«
    »Kaffee wäre nett«, sagte Frauke, ohne von Wedell zu
fragen. Der Geschäftsführer nickte in Richtung der Tür, in der die Blonde einen
Moment gewartet hatte.
    »Was führt Sie zu uns?«
    »Es überrascht uns ein wenig, wie Sie uns empfangen«,
sagte Frauke.
    Steinhövel ließ ein jungenhaftes Lachen hören. »Der
Pförtner hat Sie angekündigt. Das macht er mit jedem Besuch. Wir führen hier
rigide Zugangskontrollen durch. Zum einen sind wir es als Lebensmittel verarbeitender
Betrieb der Hygiene schuldig, zum anderen werden wir oft von der Presse oder
irgendwelchen Ideologen behelligt, die in jeder Wurstfabrik den Skandal
schlechthin vermuten.«
    »Haben Sie etwas zu verbergen?«
    Der Geschäftsführer lachte. »Nein. Um Himmels willen.
Natürlich nicht. Ich fühle mich gänzlich unschuldig, wenn die Polizei hier
erscheint, obwohl es nicht oft vorkommt.« Er legte den Zeigefinger an die
Nasenspitze, als müsse er überlegen. »Eigentlich ist es das erste Mal.«
    »Wir würden gern mit Herrn Tuchtenhagen sprechen«,
sagte Frauke. »Und da wir ihn zu Hause nicht erreichen können, hoffen wir, dass
Sie uns helfen können.«
    »Das ist eine merkwürdige Geschichte.« Steinhövel
machte gar nicht den Versuch, uninformiert zu wirken. »Man hat mich in Kenntnis
gesetzt, dass Herr Tuchtenhagen gestern Hals über Kopf seinen Arbeitsplatz
verlassen hat. Als leitender Angestellter hat er natürlich mehr Freiheiten als
andere Mitarbeiter. Aber trotzdem ist das unter außergewöhnlichen Umständen
geschehen. Man hat mir berichtet, dass er einen Anruf bekommen habe. Er war
gerade in der Produktion unterwegs, und man hat das Gespräch von seinem Apparat
dorthin durchgestellt. Seine Frau hat angerufen. Daraufhin hat er ohne jede
Erklärung den Betrieb verlassen. Seitdem ist er verschwunden.«
    »Kann sich jemand daran erinnern, ob eine
Rufnummernidentifikation auf dem Display erschienen ist, als Frau Tuchtenhagen
anrief?«
    »Danach hat schon jemand von der Polizei gefragt.
Nein. Der Anrufer war ›unbekannt‹, wurde mir berichtet. Halten Sie es für
möglich, dass die Eheleute etwas mit dem Mord an dem Italiener zu tun haben?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich lese Zeitung. Heute Morgen wurde in der
Hannoverschen Allgemeinen ausführlich darüber berichtet. Auch, dass ein Ehepaar
T. von der Polizei als Zeugen gesucht wird. Und hier im Hause war bekannt, dass
Tuchtenhagens Ehefrau bei einem italienischen Importunternehmen arbeitete. Die
beiden sind Italienfans, und Herr Tuchtenhagen hat gelegentlich davon
gesprochen, dass es ihn und seine Frau in jedem Urlaub immer wieder zum Stiefel
Europas hinzöge. Kultur. Wetter. Lebensart. Einfach alles.«
    »Kannten Sie Marcello Manfredi?«
    »Ist das der Italiener?«
    Frauke nickte.
    »Nein. Der Name sagt mir nichts.«
    »Immerhin war der Mann auch in Ihrer Branche tätig.
Gegen ihn wurde vor zwei Jahren im Zusammenhang mit einem sogenannten
Gammelfleischskandal in Oldenburg ermittelt.«
    »Das meinen Sie. Das war eine dumme Sache, in die wir
verwickelt waren.«
    Bevor Frauke es verhindern konnte, fragte von Wedell
überrascht: »Schröder-Fleisch war das?«
    »Nicht direkt. Wir haben in Oldenburg ein
Tochterunternehmen. Ammerländer Landwurst. Das hat Herr Schröder irgendwann
aufgekauft. Es ist übrigens nicht die einzige Tochter. Man hat sich in
Oldenburg jedenfalls dazu verleiten

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