Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Hosenbein ihrer Mutter fest.
    »Ich mach oft die Spätschicht«, erklärte Frau
Petermann ungefragt. »Mein Mann geht früh aus dem Haus, und wenn er heimkommt,
kann er sich um die Kleine kümmern. Nicht wahr, Mäuschen?« Dabei warf sie dem
Kind einen liebevollen Blick zu und fuhr ihm zärtlich über den Kopf.
    »Sie haben gestern noch einen Gast eingecheckt.«
Putensenf hatte es wieder Frauke überlassen, die Fragen zu stellen.
    Cäcilie Petermann nickte. »Das haben wir nicht oft –
ich meine, dass jemand ohne Voranmeldung so spät nach einem Zimmer fragt. Aber
das war kein Problem. Wir sind nicht ausgebucht.«
    »War der Mann allein?«
    »Ja.«
    »Kann er sich mit einem anderen Gast getroffen haben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Haben Sie einen einzelnen weiblichen Gast gehabt?«
    »Frauen ohne Herrenbegleitung? Ja. Die waren aber mit
einem Bus gekommen. Lange vorbestellt. Der Landfrauenverein aus Nottuln. Das
liegt bei Münster. Sonst war keine einzelne Frau bei uns.«
    »Waren ausländische Gäste im Hotel? Italiener?«
    Sie lachte. »Nein. Das waren alles Deutsche.
Überwiegend ältere Ehepaare. Und die Damenriege aus Westfalen – wie gesagt.«
    »Kann sich der Mann in der Bierstube mit jemandem
getroffen haben?«
    »Sie meinen, mit jemandem, der nicht bei uns gewohnt
hat?«
    »Ja.«
    »Ausgeschlossen. Bei uns verkehren so gut wie keine
Leute, die nur unsere Bierstube besuchen. Und gestern schon gar nicht. Das
wüsste ich.«
    »War Herr Tuchtenhagen früher schon einmal in Ihrem
Hotel?«
    »Ich habe ihn gestern das erste Mal gesehen.«
    Die beiden Beamten verabschiedeten sich von Frau
Petermann.
    »Es sieht so aus, als hätte Tuchtenhagen dieses Hotel
zufällig ausgewählt«, sagte Frauke.
    »Keine konspirative Verabredung mit seiner
männermordenden Ehefrau«, lästerte Putensenf.
    »Er ist von der Messe aus in südlicher Richtung
geflüchtet und erst einmal ein Stück über die Autobahn gerast. Irgendwann hatte
er sich ein wenig beruhigt, hat die Autobahn verlassen, vermutlich in Rhüden,
und der nächste Ort war Langelsheim. Reiner Zufall.«
    »So könnte man es vermuten«, knurrte Putensenf. »Und
nun?«
    »Wir haben keine Anhaltspunkte, wo er sich aufhalten könnte.
Die Kollegen im Büro sollen die Fahndung auf den Harz und das Vorland
ausdehnen. Vielleicht sucht Tuchtenhagen in der Gegend eine weitere Bleibe für
die kommende Nacht.«
    »Oder er fährt weiter nach Ossiland«, umschrieb
Putensenf den zu Sachsen-Anhalt gehörenden Ostharz. »Oder in den Thüringer
Wald. Oder sonst wohin.«
    »Dafür hat man uns, um herauszufinden, wo sonst
wohin liegt.«
    »Und das wollen Sie mit Ihren weiblichen grauen Zellen
ermitteln.«
    »Habe ich eine Alternative, wenn Ihre dazu nicht
ausreichen?«
    »Sie sind eine gottverdammte Emanze«, fluchte
Putensenf.
    »Und Sie haben auch nie ein Examen auf einer
Kavaliersschule erworben.«
    Putensenf atmete erleichtert auf, als sein Handy
klingelte.
    »Ja, Bernd, was gibt’s?«, fragte er. Dann lauschte er
in den Lautsprecher.
    »Gut, wir fahren hin«, sagte er und klappte das
Mobiltelefon zusammen. »Das war Richter. In Goslar hat es eine Schießerei
gegeben. Vermutlich ist Tuchtenhagen einer der Beteiligten. Zumindest steht
sein Audi am Tatort.«
    »Gibt es Opfer?«, fragte Frauke.
    Putensenf warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Ist
nicht weit her mit den weiblichen grauen Zellen?« Er tippte sich dabei gegen
die Stirn. »Ich war nicht an der Ballerei beteiligt. Und mehr als das, was mir
Richter erzählt hat, weiß ich auch nicht. Ich kann vieles, aber nicht
hellsehen.«
    »Das ist mir schon lange klar, dass Sie nicht zu den
Hellsten gehören.«
    »Irgendwann begegnen Sie dem Richtigen. Und dann
kracht es.« Putensenfs Stimme klang pikiert.
    »Da werden Sie aber nicht dabei sein. Und nun wäre es
der Sache dienlich, wenn Sie endlich fahren würden. Wohin müssen wir?«
    »Zum Parkplatz an der Kaiserpfalz.«
    »Aha.«
    »Ihrem Kommentar entnehme ich, dass Sie keine Ahnung
haben, was das ist.«
    »Glauben Sie noch an die Mär, dass es in Flensburg nur
Zwergschulen gibt?« Frauke lehnte sich im Polster zurück. »Im Mittelalter gab
es keine Hauptstadt, stattdessen ist der König …«
    »Kaiser«, unterbrach Putensenf.
    »König! Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde er
erst durch die Krönung durch den Papst. Also! Der König ist durch die Lande
gezogen, von Stützpunkt zu Stützpunkt. Und diese Paläste waren die Pfalzen.«
    »Donnerwetter«, knurrte Putensenf

Weitere Kostenlose Bücher