Mord an der Leine
Tuchtenhagens Audi in der Mache, auf den vor der Kaiserpfalz in
Goslar geschossen wurde. Wenn die Waffe und das Geschoss aus dem Audi
miteinander verglichen sind, wissen wir mehr. Vermutlich handelt es sich aber
nicht um die Waffe, mit der Lars von Wedell erschossen wurde.«
»Stimmen Bassettis Fingerabdrücke mit denen auf dem
Fleischhammer überein, mit dem Manfredi erschlagen wurde?«, fragte Frauke
dazwischen.
»Wenn Sie das Protokoll aufmerksamer gelesen hätten,
wüssten Sie, dass dort keine verwertbaren Spuren gefunden wurden. Die Abdrücke,
die wir identifizieren konnten, waren alle zuzuordnen. Der Tote, Manuela
Tuchtenhagen, der griechische Putzmann. Sie alle wurden von anderen Spuren
überlagert, die verwischt waren.«
»Es bietet sich aber ein DNA -Abgleich an«, sagte Frauke. »Haben Sie das veranlasst?«
»Herrje noch mal. Wann hätte ich das alles tun
sollen?«
»Kollege Richter wird sich gleich nach der
Teambesprechung darum kümmern«, sagte Ehlers beschwichtigend.
»Ich werde als Nächstes Simone Bassetti verhören.
Madsack wird mich dabei unterstützen«, sagte Richter.
»Ich wäre gern dabei«, erklärte Frauke.
»Nein! Nathan und ich sind ein eingespieltes Team.«
»Das will ich gelten lassen«, sagte Ehlers. Seinem
Tonfall war anzumerken, dass er keine weitere Diskussion wünschte. »In zehn
Minuten in meinem Büro.« Der Kriminaloberrat sah nacheinander Frauke und
Richter an, stand auf und verließ den Besprechungsraum.
Der Teamleiter folgte ihm, ohne Frauke eines Blickes
zu würdigen. Als Letzte standen Madsack und sie selbst auf und kehrten in das
Büro des korpulenten Hauptkommissars zurück. Schwer atmend ließ sich Madsack in
seinen Schreibtischstuhl fallen.
»Das ist nicht sehr erfreulich – die
Auseinandersetzung zwischen Ihnen und Bernd Richter. Ich möchte nicht in
Ehlers’ Haut stecken und Schiedsrichter spielen müssen.« Madsack griff zu einer
Brötchentüte, riss sie auf und nahm ein Croissant zur Hand. »Das brauche ich
jetzt. Dann kümmere ich mich um den Exporteur aus Hamburg.«
Zur verabredeten Zeit suchte Frauke Ehlers’ Büro auf.
Das war leer. Auch von Richter war nichts zu sehen. Sie wartete ein paar
Minuten und fragte dann bei Frau Westerwelle nach.
»Der Chef musste überraschend zum Lagebericht zum
Präsidenten. Wenn Sie Herrn Ehlers sprechen möchten, versuchen Sie es später
noch einmal.«
Frauke seufzte, nahm zwei Becher Kaffee aus dem
Geschäftszimmer mit und kehrte zu Madsack zurück.
Der telefonierte angeregt und nahm mit einem dankbaren
Nicken den für ihn bestimmten Becher mit dem heißen Getränk entgegen.
Sie lauschte schweigend den Telefonaten. Nach einer
guten Stunde hatte Madsack den Inhaber des Hamburger Exportunternehmens am
Apparat. Er schaltete den Raumlautsprecher ein.
»Berenberg«, meldete sich eine sonore Männerstimme.
»Madsack, Landeskriminalamt Hannover.«
»Madsack, wie die gleichnamige …«
»Nicht verwandt und nicht verschwägert«, fiel der
Hauptkommissar dem Hamburger ins Wort. »Sie exportieren Parmaschinken in die
Vereinigten Arabischen Emirate?«
»Muss ich mit Ihnen darüber reden?«
»Sie würden uns in einer Mordsache helfen. Ihr
Geschäftspartner, Marcello Manfredi aus Hannover, ist ermordet worden.«
Einen Moment herrschte Sprachlosigkeit am anderen Ende
der Leitung.
»Tatsächlich?«
»Ja. Wir haben im Zuge der Amtshilfe vom Zoll
erfahren, dass Sie Original Parmaschinken von Manfredi bezogen und diesen
weiterverkauft haben.«
»Das ist richtig.«
»Warum haben Sie Manfredi als Zwischenhändler
eingeschaltet?«
Ein leises Lachen drang aus dem Lautsprecher. »Junger
Mann. Wenn ich Kontakte zum Produzenten gehabt hätte, hätte ich die Marge des
italienischen Kollegen gern selbst eingesteckt.«
»Ist es nicht außergewöhnlich, dass Original
Parmaschinken aus Italien über Hamburg rund um Europa nach Arabien verschifft
wird? Es wäre doch wirtschaftlicher, die Ware von Italien aus dorthin zu
versenden.«
»Die wenigsten Schiffe gehen durch den Suezkanal. Der
Weg führt um das Kap der Guten Hoffnung. Da macht es fast keinen Unterschied,
ob Sie ab Hamburg verschiffen. Abgesehen davon laufen die Geschäfte in diesem
Fall eben über diesen Weg.«
»Wieso liefern Sie Schinken in den arabischen Raum? Es
handelt sich schließlich um ein Produkt aus Schweinefleisch.«
»Sie werden sich wundern, aber beste Qualität ist
gefragt. In den führenden Hotels der Region finden Sie nur Spitzenprodukte, sei
es
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