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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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haben.«
    »Sie sind ein eigenartiger Mensch.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen, und erwarten Sie
nicht, dass ich Ihnen um den Hals falle.«
    »Sie sind wirklich nicht mein Typ.«
    »Na, das beruhigt meine Frau.«
    »Warum sind Sie eigentlich nicht im gehobenen
Dienst?«, wechselte Frauke abrupt das Thema.
    »Wollen Sie meine Lebensgeschichte erforschen?«
    »Ich halte Sie nicht für dumm.«
    »Zu meiner Zeit hat man die Volksschule besucht,
danach eine Lehre absolviert. Ich habe Dreher gelernt, mich dann bei der
Polizei beworben. Ochsentour. Wach- und Wechseldienst, dann zur Kripo. Von der
Pike auf. Gestartet als Kriminalassistent und in Jahrzehnten aufwärtsgedient.
Für so einen gibt es keinen Aufstieg in den gehobenen Dienst.« Putensenf zog
die Mundwinkel herab. »Und heute? Da kommen die Grünärsche frisch zur Polizei
und beginnen gleich als Kommissar.«
    »Und das hat Sie verbittert?«
    »Hm!«
    Für den Rest der Fahrt verfiel Putensenf erneut in
eisiges Schweigen.
    Am Eingang des Fleischbetriebes wiederholte sich die
Prozedur, die Frauke von ihrem ersten Besuch bereits kannte, obwohl diesmal ein
anderer Pförtner Dienst hatte. Die beiden Beamten wurden von der Frau mit dem
kurzen Raspelschnitt abgeholt und zu Alexander Steinhövel geleitet.
    Der Geschäftsführer empfing sie mit einem jovialen
Händedruck.
    »Frau, äh … wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Dobermann.«
    »Richtig. Entschuldigung. Letztes Mal waren Sie in
Begleitung eines anderen Herrn hier.«
    Frauke wies auf Putensenf. »Das ist mein Kollege, Herr
Putensenf.«
    Steinhövel drückte dem Kriminalhauptmeister die Hand.
Es schien, als wollte er sie gar nicht mehr loslassen.
    »Nehmen Sie bitte Platz. Kann ich Ihnen etwas bringen
lassen?«
    Die beiden Polizisten lehnten dankend ab.
    »Gibt es etwas Neues? Das ist schon merkwürdig, was
Tuchtenhagen widerfahren ist.«
    Frauke ging nicht auf Steinhövels Frage ein.
    »Uns interessiert, welche Funktion Simone Bassetti in
Ihrem Betrieb wahrnimmt.«
    Steinhövel legte den Daumen auf die Wange, spreizte
die Finger und drückte Zeige- und Mittelfinger gegen die Schläfe.
    »Bassetti? Bassetti?«, murmelte er.
    »Wie kommen Sie bei dem schlechten Namensgedächtnis zu
Ihrem Job?«, fuhr Putensenf ihn an.
    »Entschuldigung, aber haben Sie eine Vorstellung, wie
viele Mitarbeiter wir haben?«, empörte sich der Geschäftsführer.
    »Immerhin wissen Sie, dass es sich um einen
Angestellten handelt«, entgegnete Putensenf.
    Frauke sah das Erschrecken in Steinhövels Augen. Er
fühlte sich offensichtlich ertappt.
    »Bei unserem ersten Besuch haben Sie uns an den
Arbeitsplatz von Simone Bassetti geführt«, sagte sie.
    »Ach ja. Ich erinnere mich. Das war in der
Schinkenräucherei.«
    »Und da ergibt sich für uns ein merkwürdiger Zufall.
Simone Bassetti kennt Thomas Tuchtenhagen, der ebenfalls bei Ihnen beschäftigt
ist.«
    »Das ist wirklich ein Zufall«, sagte Steinhövel.
»Fachlich haben die nichts miteinander zu tun.«
    »Komisch«, fuhr Putensenf dazwischen. »Plötzlich
wissen Sie genau, an welchen Positionen die beiden Männer beschäftigt sind,
obwohl Sie sich eben nicht an Bassetti erinnern konnten.«
    »Die beiden scheinen sich aber intensiver zu kennen«,
fuhr Frauke fort. »Sie haben sich, nachdem beide nicht mehr an ihren
Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, nachweislich noch einmal getroffen.«
    »Wo denn?«, fragte Steinhövel.
    Frauke wollte dem Geschäftsführer nichts von der
Begegnung in Goslar erzählen. Stattdessen fragte sie: »Bassetti ist in der
Schinkenräucherei beschäftigt?«
    »Jaa«, antwortete Steinhövel gedehnt.
    »Und Marcello Manfredi ist ein wichtiger Abnehmer
Ihrer Schinkenprodukte?«
    »Manfredi? Der Name sagt mir nichts. Doch! Warten Sie.
Ist das nicht der Mann, der vor Kurzem ermordet wurde?« Steinhövels Blick
wechselte zwischen Frauke und Putensenf hin und her.
    »Da haben wir ja Glück, dass Sie sich nicht erneut auf
Ihr schwaches Namensgedächtnis berufen«, sagte Putensenf.
    »Und Sie wollen nicht wissen, dass Manfredi ein Kunde
von Schröder-Fleisch ist?«
    »Hören Sie. Wissen Sie, wie groß der Betrieb ist? Da
kenne ich doch nicht jeden Abnehmer.«
    »Nur die Großkunden?«, fragte Frauke.
    »Sicher.«
    »Und bei welcher Umsatzhöhe beginnt ein Großkunde?«
    »Das kann man so nicht sagen«, wand sich Steinhövel.
    »Dürfen wir einen Blick in Ihre Buchhaltung werfen?
Dann könnten wir uns selbst überzeugen, welche Bedeutung der Kunde Manfredi für
Sie hatte«,

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