Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
läuteten bei »Özgün« im Erdgeschoss. Der Summer
wurde betätigt, und ein Mann mit Stoppelbart und kariertem Hemd sah mit weit
geöffneten Augen den drei Beamten entgegen, als sie den Flur betraten.
    Frauke legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Pst«,
sagte sie. »Vielen Dank, dass Sie uns geöffnet haben. Wir wollen nicht zu
Ihnen. Gehen Sie bitte zurück in Ihre Wohnung und schließen Sie die Tür.«
    Herr Özgün nickte stumm. Nicht das leiseste Geräusch
war zu hören, als er sich hinter die verschlossene Tür seiner Wohnung
zurückgezogen hatte.
    Die Holztreppe knarrte unter den Stiefeln der beiden
Beamten, aber niemand nahm Notiz von ihnen. Vom Absatz der zweiten Etage
führten zwei Wohnungstüren in die Mieträume. Frauke zeigte auf die linke Seite.
    Sie blieben vor der Holztür stehen und lauschten. Aus
der Wohnung kam kein Laut, lediglich ein schmaler Lichtschimmer drang unter der
Tür hervor.
    Die drei Polizisten zogen ihre Waffen und postierten
sich links und rechts neben der Tür. Dann betätigte Frauke die Klingel. Es
blieb immer noch ruhig. Dafür erlosch das Licht hinter der Tür.
    Sie warteten einen Moment. Frauke klingelte erneut. Es
blieb weiterhin ruhig. Plötzlich erlosch die Treppenhausbeleuchtung. Für einen
kurzen Moment war nichts mehr zu erkennen, bis sich die Augen an die Dunkelheit
gewöhnt hatten und einer der beiden Streifenpolizisten den Lichtschalter
gefunden hatte.
    Frauke versuchte es ein drittes Mal. Dann klopfte sie
gegen das Holz. »Herr Bassetti. Hier ist die Polizei. Öffnen Sie die Tür und
kommen Sie heraus. Halten Sie dabei die Hände gut sichtbar über den Kopf.«
    Nichts rührte sich.
    »Der Bursche hat sich in der Bude verschanzt«, raunte
Brumund. »Was nun?«
    »Sieht so aus, als würde er nicht freiwillig
herauskommen«, sagte sein Kollege. »Die Wohnung zu stürmen ist nicht ratsam.
Der Kerl ist bewaffnet, sagten Sie?« Dabei sah er Frauke fragend an.
    »Wir müssen notfalls das SEK anfordern«, sagte Frauke und klopfte noch einmal gegen
die Tür. »Polizei. Kommen Sie heraus. Es hat keinen Sinn. Sie haben keine
Chance.«
    Stattdessen öffnete sich die gegenüberliegende Tür.
Ein Mann mit Halbglatze und einem mächtigen Bierbauch sah auf die Polizisten,
zog noch einmal an einem Stumpen und blies eine Rauchwolke ins Treppenhaus.
    »Was ist denn hier los?«
    »Sehen Sie zu, dass Sie in Ihre Wohnung kommen«, fuhr
Brumund ihn an. Mit einem Achselzucken verschwand der Nachbar in seine Räume.
    »Das ist ein Italiener?«, fragte der unformierte
Hauptkommissar und zeigte auf Bassettis Wohnungstür.
    Frauke nickte.
    »Der hört nicht auf Frauen.« Brumund pochte heftig
gegen die Tür. »Mach auf. Sonst holen wir dich.«
    Dann lauschten sie. Ein kaum wahrnehmbares Schurren
war hinter der Tür zu hören, bis sich der Wohnungsinhaber mit leiser Stimme
meldete. »Ist gut, Mann. Macht keinen Stress. Ich mach jetzt auf.«
    Die drei Beamten blieben in der Deckung neben der
Haustür und hielten ihre Waffen auf den Eingang gerichtet. Zunächst wurde
wieder der Lichtschimmer sichtbar. Der Italiener musste das Flurlicht
angeknipst haben. Die Tür öffnete sich millimeterweise, und Bassetti tauchte
auf. Er war unbewaffnet und hatte beide Hände, die Handflächen nach oben
gekehrt, ausgestreckt. Schneiderhahn sprang vor und schlang die
Kunststofffesseln um die Handgelenke.
    »Mann, nicht so heftig«, protestierte der Italiener.
    »Sind Sie allein? Oder ist noch jemand in der
Wohnung?«, fragte Frauke.
    »Keiner.«
    Der Streifenpolizist stellte den Mann mit dem Gesicht
zur Wand, sodass er sich mit den gefesselten Händen abstützen konnte, fuhr mit
seinem linken Fuß von hinten zwischen die Beine Bassettis und spreizte sie ein
wenig. Während sein Kollege Bassetti mit der ein wenig abgesenkten Waffe in Schach
hielt, tastete Brumund mit geübtem Griff den Italiener ab. »Nichts«, sagte er
und wandte sich an Frauke. »Achten Sie auf den Burschen? Dann durchsuchen wir
die Wohnung?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, ging Brumund, die Waffe
mit beiden Händen in Schulterhöhe haltend, in den Flur. Schneiderhahn folgte
mit zwei Schritten Abstand. Nach drei Minuten tauchten die beiden Polizisten
wieder auf.
    »Alles okay. Da ist nichts«, erklärte Brumund und
steckte seine Pistole in das Halfter zurück. »Was ist mit dem Kerlchen hier?«
Er nickte in Richtung Bassetti.
    »Der wird vorübergehend festgenommen. Er ist zur
Fahndung ausgeschrieben.«
    »Ich habe nichts getan«, beschwerte sich

Weitere Kostenlose Bücher