Mord an der Leine
Schweinefleisch oder Alkohol. Vermuten wir beide, dass diese Artikel nur von
Touristen konsumiert werden.«
»Und es gab nie Reklamationen zum Parmaschinken?«
»Nie«, versicherte Berenberg. »Es handelt sich eben um
eine typische italienische Spezialität erstklassiger Qualität.«
»Kannten Sie Marcello Manfredi persönlich?«
»Sicher.« In Berenbergs Stimme klang ein Hauch
Melancholie mit. »Man kann es sich kaum vorstellen, dass Manfredi tot sein
soll.« Dann versicherte der Hamburger Kaufmann, dass er jederzeit für weitere
Auskünfte zur Verfügung stehen würde.
»Sind die so doof in Hamburg oder mischt Berenberg bei
diesem Betrug mit?«, fragte Madsack. »Wenn der so erfahren ist, wie er vorgibt,
müsste er doch gemerkt haben, dass sein ›Original Parmaschinken‹ vom
Oldenburger Mastschwein stammt und bei Schröder-Fleisch in Hannover geräuchert
wird.«
»Sind Sie sich sicher? In der Branche läuft viel auf
Vertrauensbasis. Wenn es nie Reklamationen gab, hatte Berenberg keine
Veranlassung, Manfredi gegenüber argwöhnisch zu sein« Sie nahm einen Schluck
vom mittlerweile kalten Kaffee. »Die Masche ist nicht neu. Die Mafia mischt in
vielen Bereichen mit. Sie hat längst das lukrative Geschäft mit
Produktfälschungen entdeckt. Eine unauffälligere Geldmachmaschine werden Sie
kaum finden. Die Ware wird günstig eingekauft und zu exorbitanten Preisen
weiterveräußert.«
Madsack musterte sie aus seinen kleinen Augen. »Sie
haben eben einen schwerwiegenden Verdacht ausgesprochen: Mafia.«
»Das ist doch nicht so abwegig«, sagte Frauke.
Madsack wiegte den Kopf. »Es ist kaum vorstellbar,
dass die ehrenwerte Gesellschaft sich hier in Hannover niedergelassen hat.«
»Die sind überall. Und Manfredi war eine
Geldwaschanlage. So kann man es vermuten, wenn man an die Luftgeschäfte denkt,
die wir seinen Geschäftsunterlagen entnommen haben. Durch die nebulösen
Verkäufe merkwürdigster Güter rund um den Globus wurde das Geld gewaschen. Als
Erlös eines erfolgreichen Geschäftes mit irgendwelchem Schrott in Afrika war es
sauber und konnte in den legalen Kreislauf gepumpt werden. Und da die Mafia auf
vielen Hochzeiten tanzt, wurde die Relaisstation Manfredi auch genutzt, um mit
gefälschtem Parmaschinken aus Niedersachsen einen zusätzlichen Reibach zu machen.«
»Und was ist mit den Gesteinsproben, die der Bote am
Mordtag bei Manfredi abgeliefert hat?«
»Darauf haben wir noch keine Antwort«, sagte Frauke.
»Schade. Ich würde gern Bassettis Vernehmung beiwohnen.«
In diesem Moment klingelte Madsacks Telefon.
»Ich komme«, sagte der Hauptkommissar und stand auf.
»Das war Richter«, erklärte er. »Wir wollen jetzt mit der Vernehmung beginnen.«
Putensenf saß in seinem Büro, machte einen missmutigen
Eindruck und blätterte in einem blassblauen Aktendeckel. Er sah auf, als Frauke
an den Türrahmen klopfte.
»Ich will zu Schröder-Fleisch. Begleiten Sie mich?«
Er schlug den Altendeckel zu, vergewisserte sich, dass
sein Rechner passwortgeschützt war, griff sich das Sakko, das über der Lehne
des Besucherstuhls hing, und drängte sich wortlos an Frauke vorbei auf den
Flur. Im Gehen zog er ein Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und drehte es in
der Luft.
Frauke verstand es richtig. Putensenf wollte damit
andeuten, dass er die Autoschlüssel hatte.
Auf dem Parkplatz öffnete er mit der Fernbedienung die
Wagentüren und stieg auf der Fahrerseite ein. Der Kriminalhauptmeister sagte
auch kein Wort, als Frauke ihn mit wenigen Worten über die neuen Erkenntnisse,
die sie und Madsack erarbeitet hatten, informierte.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, knurrte Putensenf,
nachdem Frauke fertig war. »Ich habe nichts gegen Frauen, aber dieser Job ist
nichts für das weibliche Geschlecht. Verstehen Sie etwas von Anatomie?«
»Ein wenig.«
»Warum sind Frauen anders gebaut? Sie haben von der
Natur eine andere Bestimmung. Niemand erwartet, dass Frauen gemeinsam mit den
Männern Fußball spielen, gegeneinander im Boxen antreten oder um die Wette
laufen. Warum also soll eine Frau sich in diesem harten Geschäft austoben?«
»Lars von Wedell war ein Mann und wurde Opfer eines
Mörders.«
»Wie groß wäre die Empörung gewesen, wenn eine
Polizistin ermordet worden wäre?«, fragte Putensenf zurück.
»Beruht Ihr ganzes merkwürdiges Gebaren nur auf dem
Bedürfnis, um als Kavalier alter Schule aufzutreten?«
»Quatsch. Aus Ihrer Antwort entnehme ich, dass Frauen
auch ein kleineres Gehirn
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