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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sagte Frauke.
    »Das dürfen Sie nicht so ohne Weiteres.«
    »Wir besorgen uns einen Beschluss des Richters, und in
einer halben Stunde wimmelt es hier von Polizisten und Mitarbeitern der
Staatsanwaltschaft. Organisierte Kriminalität heißt das Zauberwort.«
    Steinhövel lehnte sich zurück. Er war leichenblass
geworden. »Das können Sie doch nicht machen.«
    »Das ist erst der Anfang. Was meinen Sie, wie begierig
die Presse einen neuen Skandal in der Fleisch verarbeitenden Industrie
aufgreift? Ich kann mir gut vorstellen, dass die großen Handelsketten über
solche Publicity nicht begeistert sind.«
    Steinhövel zog ein Papiertaschentuch aus der Tasche
und tupfte sich damit die feinen Schweißperlen von der Stirn.
    »Es hat früher schon einmal Probleme gegeben. Mit
unserem Tochterunternehmen in Oldenburg. Wir sprachen darüber.«
    »Dann haben Sie jetzt das nächste Problem an der
Backe«, sagte Putensenf.
    »Also … das läuft ganz sauber. Wir haben einem guten
Kunden lediglich einen Gefallen getan«, stammelte Steinhövel.
    »Und der gute Kunde war Manfredi?«
    Der Geschäftsführer nickte.
    »Das war kein Geschäft, das für uns Substanz erhaltend
war. Wir hätten unsere Ware auch an anderer Stelle gut absetzen können. Es ist
sicher unbestritten, dass wir für unsere herausragende Qualität bekannt sind.«
    »Wir wollen jetzt keinen Marketingvortrag hören«,
sagte Putensenf und beugte sich ein wenig vor.
    »Ich hätte dem auch keine Bedeutung beigemessen, aber
dieses Geschäft war ein persönlicher Wunsch unseres Chefs.«
    »Des alten Herrn Schröder? Ich denke, der hat sich in
eine stille Ecke der Schweiz zurückgezogen?« Frauke erinnerte sich an
Steinhövels frühere Aussage.
    »Deshalb ist er aber noch lange nicht senil. Sagt
Ihnen Schröder-Bau etwas?«
    Frauke und Putensenf nickten im Gleichklang.
    »Deren Baustellen finden Sie hier in Hannover an jeder
Straßenecke. Ferdinand Schröder. Der jetzige Inhaber von Schröder-Bau ist der
Sohn des Cousins unseres Chefs.«
    Irgendwie scheinen alle miteinander verwandt und
verschwägert zu sein, dachte Frauke. Schröder-Bau war schon einmal aufgetaucht.
Für dieses Unternehmen waren die Marmormuster bestimmt, die der Bote in
Manfredis Büro gebracht hatte.
    Laut sagte sie: »Und was ist mit Schröder-Bau?«
    »Die haben sich in den letzten Jahren stark im Ausland
engagiert. Sie bekommen viele Aufträge aus Italien.«
    »Und was hat das mit Ihnen zu tun?«
    »Nun ja …« Steinhövel hob die Hände und drehte die
Handflächen nach oben. »Es war eine Anweisung von Herrn Schröder. Ich vermute,
er hat seinem Großneffen damit einen Gefallen getan.«
    »Es bleibt Ihnen überlassen, wem Sie Ihren Schinken
verkaufen. Sie sollten ihn dabei aber korrekt auszeichnen«, sagte Frauke.
    Steinhövel tupfte sich erneut die Schweißperlen von
der Stirn.
    »Ich war strikt dagegen. Das dürfen Sie mir glauben.
Auf den Rechnungen und den Lieferpapieren war die Ware auch als Katenschinken
ausgezeichnet. Auch unser Preis hat sich am Marktüblichen für diese Spezialität
orientiert. Lediglich die Verpackung …«
    »Was war mit der Verpackung?«
    »Wir haben die Ware gleich für den Export verpackt.
Und auf der Verpackung stand »original italienischer Parmaschinken«. Auf
Italienisch. Und als Herkunftsland wurde Italien angegeben.«
    »Das ist Betrug.«
    Steinhövel winkte ab. »Ich hatte doch keine andere
Chance. Man hat mich dazu gezwungen.«
    »Paul Schröder?«
    Der Geschäftsführer nickte resigniert.
    »Und welche Funktion hatte Bassetti?«
    »Der hat das Ganze überwacht.«
    »Das ist doch lächerlich. Überall ist man bestrebt,
Personal abzubauen und den Betriebsablauf zu rationalisieren, und Sie
beschäftigen einen Mitarbeiter, der nichts anderes macht, als auf das Einpacken
des Schinkens zu achten.«
    »Es ist wirklich so«, jammerte Steinhövel.
    Frauke erinnerte sich an den polnischen Vorarbeiter
Marek Besofski, der sich bitter darüber beklagt hatte, dass der unbeliebte
Simone Bassetti nur herumlungern und offensichtlich nicht arbeiten würde.
    »Wo haben Sie das Verpackungsmaterial für den
Schinken?«, fragte Frauke.
    »In der Produktionshalle. In einem Extrafach. Das war
verschlossen und wurde von Bassetti verwaltet.«
    Als die beiden Beamten aufbrachen, ließen sie einen
sichtlich konsternierten Alexander Steinhövel zurück.
    »Wenn man Sie ansieht, könnte man vermuten, Sie wären
eine Frau, obwohl Ihr Auftreten alles andere als weiblich war. Sie

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