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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Frau ist auf der Flucht? Und Sie sind hinter ihr
her?«
    Tuchtenhagen stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wie dumm
sind Sie eigentlich? Die haben meine Frau entführt.«
    Das gibt dem Fall eine völlig neue Wendung, dachte
Frauke, und würde manches am merkwürdigen Verhalten Tuchtenhagens erklären.
    »Sie haben sich nicht vor der Polizei versteckt?«
    »Ich? Warum denn? Ich suche meine Frau. Am Montag
erreichte mich ein Anruf, dass Manuela meine Hilfe benötigt. Ich sollte ein
paar Sachen aus unserem Haus besorgen. Später dirigierte mich der Anrufer zu
dem Hotel am Meersmannufer.«
    »Warum sind Sie von dort geflüchtet, ohne zu
bezahlen?«
    »Mann, ich hatte den Kopf voll. Die Nacht nicht
geschlafen. Und dann rief mich der Unbekannte wieder an. Ich habe dort auch den
Koffer meiner Frau vergessen.«
    Das war eine der Fragen, auf die die Polizei noch
keine Antwort hatte, erinnerte sich Frauke. Ebenso war das Rätsel gelöst, wie
Tuchtenhagen informiert worden war. Seine Frau war ohne Handtasche, Handy und
Portemonnaie aus Manfredis Büro geflüchtet. Die Ermittler hatten sich gefragt,
wie die Frau Kontakt zu ihrem Ehemann aufgenommen hatte.
    »Kannten Sie den Anrufer?«
    »Woher denn.«
    »War es Simone Bassetti?«
    In Tuchtenhagens Augen funkelte es böse.
    »Sind Sie schwer von Begriff? Ich sagte bereits, dass
ich den Anrufer nicht kannte.«
    »Ein Mann? Deutscher?«
    »Klar – ein Mann. Und Deutscher.« Tuchtenhagen
stutzte. »Oder nicht?« Er ließ den Kopf auf die Brust sinken. »Ist das so
wichtig? Ich will nur meine Frau wieder.«
    »Was hat man Ihnen aufgetragen?«
    Tuchtenhagen sah sich nach dem Wirt um. Frauke
befürchtete, er würde erneut Ouzo bestellen. Doch der Restaurantbesitzer tat
klugerweise so, als hätte er es nicht bemerkt.
    »Verschiedenes. Zunächst sollte ich am Dienstagabend
zur Messe kommen. Genau am Tor Kronsbergstraße. Man sagte mir, ich würde dort
meine Frau treffen. Oder jemanden, der von ihr wüsste.«
    »Wie haben Sie das Tor zum Messegelände geöffnet, als
Sie hineingeschlüpft sind?«
    »Ich war doch nicht drinnen, sondern habe im Auto
gewartet. Dann hörte ich Schüsse. Als jemand aus dem Dunkeln auf mich
zugelaufen kam, habe ich Gas gegeben und bin in Panik weg.«
    »Wohin?«
    »Keine Ahnung.« Tuchtenhagen malte mit dem Zeigefinger
unsichtbare Figuren auf die Tischplatte. »Irgendwie mit Wolf hieß das Nest. Am
Harz. Wenn Sie wollen, kann ich nachsehen. Die Quittung vom Hotel habe ich in
die Tasche gesteckt.«
    »Und dann?«
    »Am nächsten Tag bin ich nach Goslar bestellt worden.
Zur Kaiserpfalz. Dort hat mich Bassetti erwartet. Er wollte mir nicht sagen, wo
meine Frau ist. Auch nicht, woher er den Treffpunkt kannte. Irgendwer muss es
ihm aber gesagt haben. Es war doch kein Zufall, dass er mich dort erwartet
hat.«
    »Warum hat Bassetti auf Sie geschossen? Wollte er Sie
töten?«
    Tuchtenhagen lachte laut auf. Es klang voller
Bitternis, sodass die Familie am Nebentisch aufmerksam wurde und zu ihnen
herübersah.
    »Der blöde Italiener. Ein kleiner unbedeutender
Scheißer ist der. Ich habe keine Ahnung, was der mit der Entführung meiner Frau
zu tun haben sollte. Der kann doch nicht bis drei zählen.«
    Frauke ließ unerwähnt, dass Bassetti im dringenden
Tatverdacht stand, Marcello Manfredi mit dem Fleischhammer erschlagen zu haben.
    »Worüber haben Sie in Goslar gesprochen?«
    Tuchtenhagen wischte sich Speichel aus den
Mundwinkeln. »Das habe ich nicht verstanden, was der wollte. Der hat nur
herumgefaselt. Ich soll mich raushalten, wenn ich meine Frau gesund wiedersehen
will. Und so.«
    »Was heißt › und so‹ ?«
    Tuchtenhagen stierte sie aus glasigen Augen an. Dann
drehte er sich um. »Verflixt, wo bleibt der Ouzo?«, rief er quer durch das
Lokal, dass die anderen Gäste aufmerksam wurden und zu ihnen herüberstarrten.
    Der Wirt eilte herbei.
    »Möchten Sie wirklich noch einen?«, fragte er leise.
    »Klar. Und so ein Dings noch.« Tuchtenhagen drehte das
Bierglas, bis es ihm aus der Hand glitt. Es gelang ihm gerade noch, das Gefäß
abzufangen und unbeschädigt auf den Tisch zurückzustellen.
    »Sie noch etwas?«, wandte sich der Wirt an Frauke.
    Sie lehnte dankend ab.
    Tuchtenhagen zeigte deutliche Spuren einer beginnenden
Trunkenheit. Frauke war sich sicher, dass er sonst anders sprach. Nicht nur
seine Artikulationsfähigkeit, auch die Wortwahl und der aggressive Unterton
passten nicht zu dem, was sie über Thomas Tuchtenhagen zu wissen glaubte.
    »Haben Sie noch

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