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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Tischplatte
geklopft.
    Frauke hasste auch Zusammenkünfte dieser Art. In ihren
Augen war die oft gepflegte Kultur des »Lasst uns drüber reden«
Zeitverschwendung. In Flensburg hatte sie ihr Team informiert, war auch offen
gegenüber Anregungen und Vorschlägen ihrer Mitarbeiter, aber diese endlosen
Gesprächsrunden …
    Madsack und Putensenf lauschten angeregt ihrem
Bericht, während Richter dazu übergegangen war, unentwegt den Kopf zu
schütteln.
    »Bernd, hast du etwas mit deiner Nackenmuskulatur?«,
fragte Putensenf schließlich.
    Richter straffte sich. »Von dir hätte ich einen
solchen Kommentar zuletzt erwartet.« Dann zeigte er mit der Spitze des
Kugelschreibers auf Frauke. »Das ist hochgradig unprofessionell, was Sie sich
da geleistet haben, Frau Dobermann. Sie werden auch da oben in Dingsbums kaum
so gearbeitet haben, wie Sie es hier praktizieren. Abgesehen davon, dass ich
durchaus nicht Ihre Annahmen hinsichtlich Thomas Tuchtenhagen teile, stellt
sich mir die Frage, ob Sie sich nicht der Begünstigung im Amt zu verantworten
haben, weil Sie einen dringend der Tat Verdächtigen haben laufen lassen.«
    »Es gibt gute Gründe, die Version der Kollegin
Dobermann zu bedenken«, versuchte Ehlers den Leiter der Ermittlungsgruppe zu
beschwichtigen.
    »Nein«, fuhr Richter den Kriminaloberrat an. »Ein
solches Gebaren wie das, was sie da«, dabei zeigte er erneut auf Frauke,
»an den Tag legt, deckt sich nicht mit dem, was wir unter solider
Ermittlungsarbeit verstehen. Seitdem Frau Dobermann bei uns ist, stört sie
unsere Arbeit und die Harmonie im Team.«
    »Das sind starke Worte, Bernd«, mischte sich Madsack
ein. »Die Kollegin tut nur ihr Bestes.«
    »Wenn das das Beste ist, dann will ich das andere gar
nicht kennenlernen«, fauchte Richter. »Ich lehne es ab, weiterhin mit Frau
Dobermann zusammenzuarbeiten. Du bist zu gutmütig, Nathan. In deinem ewigen
Konsensstreben übersiehst du die Fehlentwicklung. Und du, Jakob«, sagte Richter
zu Putensenf, »hast auch erkannt, das mit ihr da einiges aus dem Ruder läuft.«
    »Ja, also, ähm …«, wand sich Putensenf und verfiel in
ein hilfloses Schweigen, als ihn alle ansahen.
    »Sind Sie alle von allen guten Geistern verlassen?«
Ehlers hatte die Stimme erhoben, was selten bei ihm vorkam. »Darf ich Sie daran
erinnern, dass einer aus unserer Runde ermordet wurde? Wir haben Wichtigeres zu
erledigen, als uns gegenseitig Schuld zuzuweisen. Ich werde die Konsequenzen
aus dem ziehen, wie dieses Team sich derzeit präsentiert. Das garantiere ich
Ihnen. Doch jetzt ist genug mit dem Gequengel.« Er sah Frauke an. »Ich ermahne
Sie hiermit förmlich. Ihre Vorgehensweise kann man durchaus kritisieren. Andererseits
haben mich Ihre Argumente überzeugt. Ich werde veranlassen, dass wir eine
weitere Sonderkommission bilden, die der Frage nachgeht, ob Manuela
Tuchtenhagen tatsächlich entführt wurde. Zunächst werden wir aber Simone
Bassetti noch einmal verhören. Ich erwarte dazu keine Wortmeldungen. Nehmen Sie
dies als gegeben hin. Frau Dobermann und Herr Madsack werden sich Bassetti
vornehmen.«
    Ehlers stand ohne weitere Worte auf und verließ den
Raum.
    »Wo sind wir hier nur gelandet?«, schimpfte Richter
und folgte dem Kriminaloberrat, ohne die anderen am Tisch eines Blickes zu
würdigen. Putensenf schlich dem Teamleiter mit gesenktem Haupt wie ein
geprügelter Hund hinterher.
    »Was soll man dazu sagen?«, fragte Madsack zu sich
selbst gewandt und warf Frauke ein Lächeln zu. »Mögen Sie auch einen Kaffee?«
Er wartete ihre Antwort nicht ab und watschelte davon.
    Wenig später trafen sie sich in dem gemeinsam
genutzten Büro. Madsack setzte sich hinter seinen Bildschirm, und sie
wechselten kein Wort miteinander. Frauke griff zum Telefon und nutzte die Zeit,
um ein paar Erkundigungen einzuziehen. Sie hatte richtig vermutet. Bassetti
hatte sich zunächst im Raum Goslar aufgehalten, bevor er nach Hannover
übergesiedelt war. Er hatte unter anderem zwei Wochen in einer Landschlachterei
in Othfresen gearbeitet, jenem Ort, in dem Frauke gestern Thomas Tuchtenhagen
aufgestöbert hatte.
    »Klar, der war hier. Den haben wir aber umgehend
wieder an die Luft gesetzt«, erklärte ihr der Geschäftsführer unumwunden bei
ihrer Rückfrage in dem Betrieb. »Der hat hier nur Unfrieden gebracht. Solche
Typen brauchen wir nicht. Wir leisten hier gute und solide Qualitätsarbeit.«
    »Hat man versucht, Sie unter Druck zu setzen, oder
merkwürdige Forderungen an Sie

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