Mord an der Leine
herangetragen?«
»Das soll man einer versuchen«, dröhnte es lachend aus
dem Lautsprecher. »Bei mir nicht!«
Dann saßen sich Madsack und Frauke wieder schweigend
gegenüber, bis ihnen gemeldet wurde, dass Bassetti in den Verhörraum gebracht
worden war.
Kurz darauf betraten Frauke und Madsack den kahlen
Raum. Der uniformierte Beamte nahm dem Italiener die Handschellen ab und
bewegte dabei drohend seinen Zeigefinger.
»Schön ruhig bleiben, Freundchen«, mahnte er.
Bassetti warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Gab es Probleme?«, fragte Frauke.
»Ein lebhafter Zeitgenosse«, erwiderte der Beamte.
»Auch Sie werden noch von mir hören«, drohte Bassetti
Frauke. Er gab einen wütenden Blick in Richtung des uniformierten Polizisten
ab, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte und bei Bassettis Wutausbruch
geräuschvoll mit den Handschellen geklimpert hatte.
Frauke wiederholte noch einmal die Tatvorwürfe, die
sie bereits am Vortag vorgetragen hatte.
»Tsssch«, war Bassettis ganzer Kommentar.
»Sie haben auch Manuela Tuchtenhagen entführt«, sagte
Frauke.
Bassetti fuhr in die Höhe, dass sich der Tisch
zwischen ihm und den Beamten verschob.
»Wer erzählt so einen Scheiß?«
»Es gibt Zeugen.« Madsack hatte Frauke die
Gesprächsführung überlassen.
»Ihr spinnt doch.«
»Frau Tuchtenhagen hat Sie überrascht, als Sie
Manfredi erschlagen haben.«
Es sah aus, als wollte Bassetti erneut in die Höhe
springen.
»Wenn Sie sich nicht beherrschen können, lasse ich Sie
fesseln«, schnauzte Frauke ihn an.
»Du blödes Weib wirst dich noch wundern«, giftete
Bassetti zurück und machte mit der rechten Hand eine Geste des
Halsabschneidens.
»Wir haben unsere Informationen aus erster Hand.«
»Pah. Das ist doch gelogen. Die Tuchtenhagen kann doch
nichts mehr sagen.«
Während Frauke den Verdächtigen aus schmalen Augen
musterte, gewahrte sie aus den Augenwinkeln, wie Madsack sie erschrocken ansah.
Hoffentlich sagt er jetzt nichts, dachte sie.
Gleichzeitig durchfuhr sie ein eisiger Schreck. Was hatte das zu bedeuten? War
Manuela Tuchtenhagen auch ermordet worden, und jagte ihr Ehemann einer falschen
Hoffnung hinterher?
»Othfresen!«, sagte Frauke und ließ diesen Ortsnamen
auf Bassetti wirken.
Der nagte an der Unterlippe. Erstmals schien er nervös
zu wirken.
»Was ist damit? Was soll das sein?«
»Da haben Sie gearbeitet. Und sind rausgeflogen. Sie
taugen zu nichts, Bassetti.«
»Das muss mir ausgerechnet so eine wie du sagen, hä?«,
schrie der Italiener.
»Sie kennen die Gegend um Goslar sehr gut. Deshalb
haben Sie Thomas Tuchtenhagen dorthin gelockt. Und seine Frau.«
»Lüge!«
»Wir haben sie gefunden.« Frauke lehnte sich entspannt
zurück. Plötzlich schnellte sie nach vorn und schrie Bassetti an: »Was glaubt
ein Versager wie Sie eigentlich, wie dumm wir sind? Othfresen!«
Bassetti war blass geworden. »Ihr könnt sie unmöglich
gefunden haben«, sagte er leise.
»Doch. Das Spiel ist aus. Sie haben verloren. Sie und
Ihre Familie .«
Der Italiener zuckte zusammen. Dann schlug er die
Hände vors Gesicht.
»Ich sage nichts mehr«, kam es stoßweise zwischen
seinen Zähnen hervor. »Ich will sofort Dottore Carretta sprechen.«
Frauke nickte dem uniformierten Beamten zu, der dem
Verhör schweigend beigewohnt hatte.
Dann verließen sie und Madsack den Raum.
»Das ist stümperhaft«, empfing sie Richter laut
schimpfend. »Aus dem, was an Material gegen den Mann vorliegt, hätten Sie viel
mehr herausholen müssen. Den Verdächtigen mit unbewiesenen Behauptungen zu
irritieren, hält keinem Gerichtsverfahren stand.« Der Hauptkommissar schüttelte
heftig den Kopf. »Mit solchen Methoden versaut man den ganzen Fahndungserfolg.«
Frauke winkte nur ab und ließ Richter stehen.
»Ich rede mit Ihnen«, rief er ihr hinterher.
»Ich aber nicht mit Ihnen«, gab sie über die Schulter
zurück.
»Immerhin haben wir jetzt die Vermutung, dass Manuela
Tuchtenhagen tot sein könnte«, hörte sie Madsack sagen.
»Hannover liegt doch nicht an der deutschen
Märchenstraße«, ließ sich Putensenf vernehmen. Dann war Frauke außer Hörweite.
Sie kehrte zu ihrem notdürftigen Arbeitsplatz in Madsacks Büro zurück und
setzte sich.
Fünf Minuten später erschien Richter im offenen
Türrahmen.
»Madsack nicht da?«, fragte er kurz angebunden.
»Hier bin ich«, vernahm Frauke die Stimme des
schwergewichtigen Hauptkommissars hinter Richters Rücken.
»Komm mit«, sagte Richter. »Wir haben etwas
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