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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Essen herum. Frauke trat an den
Tisch.
    »Guten Abend, Herr Tuchtenhagen.«
    Erschrocken fuhr der Mann zusammen. Er zog ruckartig
den Kopf zwischen die Schultern, rutschte mit der Gabel, die er in der rechten
Hand hielt, über den Teller und sah Frauke aus weit geöffneten Augen an. Das
ohnehin bleiche Gesicht wurde kalkweiß, dann schoss ein Feuerrot aufs Antlitz.
    »Darf ich?«, fragte Frauke und bemühte sich, ruhig und
gelassen zu wirken. Sie zeigte auf den Platz gegenüber und setzte sich, ohne
die Antwort abzuwarten.
    Noch im Stehen hatte Frauke ihre Jacke ausgezogen und
über die Lehne des benachbarten Stuhls gelegt.
    »Dobermann, Polizei Hannover. Wir haben miteinander
telefoniert.«
    Tuchtenhagen sah sich um. Als er keinen weiteren
Besucher sah, musterte er Frauke. Er sah übernächtigt aus. Schwarze Ringe lagen
unter den Augen, die er zusammengekniffen hatte. Zwei tiefe Falten hatten sich
von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln ins Antlitz eingegraben, die Rasur war
unsauber, und die Bartstoppeln warfen dunkle Schatten.
    »Sie sind doch nicht allein?«, fragte Tuchtenhagen und
sah sich erneut um.
    »Wir haben Sie gefunden«, antwortete Frauke
ausweichend.
    »Steht das andere Aufgebot draußen vor der Tür?« Es
folgte erneut das hektische Umsehen.
    Niemand im Restaurant hatte von den beiden Notiz
genommen. Der Nachbartisch war unbesetzt, am übernächsten amüsierte sich ein
Ehepaar mit einem achtjährigen blonden Mädchen.
    Der Wirt war an den Tisch getreten und reichte Frauke
die Karte. Dabei warf er einen missbilligenden Blick auf Tuchtenhagen, der
wieder mit der Gabel in seinem Essen herumstocherte.
    »Danke«, sagte Frauke zum Wirt. »Ich möchte einen
griechischen Salat und ein großes Wasser.«
    »Ist was mit dem Essen?«, fragte der Wirt schließlich,
an Tuchtenhagen gewandt.
    Der legte die Gabel ab und schob den Teller ein Stück
von sich.
    »Nein danke. Der Korfuteller war gut. Ich habe keinen
Appetit. Sie können abräumen.«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern und nahm den Teller.
Er hatte sich schon zwei Schritte entfernt, als Tuchtenhagen ihm hinterherrief: »Noch ein Radeberger und einen Ouzo.«
    Frauke legte die Hände auf den Tisch.
    »Ihr Versteckspiel hat alle Beteiligten viel Kraft
gekostet. Sie sollten froh sein, dass es vorbei ist.«
    Tuchtenhagen nickte. Er atmete tief durch und stieß
dabei einen Seufzer aus. Frauke kannte ein solches Verhalten. Personen, nach
denen gesucht wurde, waren oft erleichtert, wenn die Polizei sie gestellt
hatte. Dem Fahndungsdruck und dem Zwang, sich verbergen zu müssen und in jedem
Menschen, der einem begegnete, den Jäger zu vermuten, waren viele nicht
gewachsen. Und Thomas Tuchtenhagen hatte keine Erfahrungen mit dem kriminellen
Milieu.
    Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und
nahm dem Wirt den Ouzo aus der Hand. Noch bevor das Bier auf dem Tisch
abgestellt war, hatte Tuchtenhagen den Schnaps heruntergestürzt.
    »Das ist alles ganz anders«, sagte er dann.
    Fast hätte Frauke laut gelacht. Diesen Satz hatte sie
oft gehört. Und er gehörte zum Standard der Autoren von Boulevardkomödien, wenn
die Ehefrau ihren untreuen Gatten mit der Gespielin in flagranti überraschte.
    »Erzählen Sie.«
    »Noch einen Ouzo«, rief Tuchtenhagen dem Wirt zur
Theke hinüber.
    Man merkte ihm an, dass er im Laufe des Abends schon
einige getrunken hatte. Frauke wollte ihm aber keine Vorhaltungen machen. Das
hätte womöglich die Bereitschaft, zu reden, beeinflusst.
    »Meine Frau«, stammelte Tuchtenhagen. Dann schluckte
er tief. Er wischte sich mit Daumen und Zeigefinger zwei Speichelfäden aus den
Mundwinkeln. »Die ist weg.«
    »Wir suchen Ihre Frau ebenso wie Sie.«
    Tuchtenhagen schüttelte den Kopf. »Sie haben keine
Ahnung.«
    »Sie unterschätzen uns. Ihre Frau ist aus Manfredis
Büro geflüchtet und hat Sie verständigt. Sie sind daraufhin in die Wohnung
gefahren und haben Sachen für Ihre Frau eingepackt.«
    »Quatsch.« Tuchtenhagen wischte mit dem Finger
Speicheltropfen vom Tisch, die ihm bei seiner heftigen Antwort entwichen waren.
Dann tippte er sich an die Stirn. »Manuela war schon im Büro, als Bassetti
auftauchte.«
    »Und dann?«
    Tuchtenhagen stierte zu einem imaginären Punkt an der
Wand hinter Frauke.
    »Keine Ahnung.«
    »Was hat Ihnen Ihre Frau erzählt?«
    »Nichts. Begreifen Sie es doch endlich.«
    Frauke starrte Tuchtenhagen ratlos an.
    »Sie konnte mir nichts erzählen, weil ich nicht mit
ihr gesprochen habe. Sie ist weg.«
    »Ihre

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