Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Stelle abbrechen.
Mein Mandant ist fix und fertig. Und auch mich hat es sehr mitgenommen.«
    Frauke und Madsack hatten den Raum kaum verlassen, als
Bernd Richter auf sie zugestürmt kam, Jakob Putensenf im Schlepptau.
    »Ich kann es nicht fassen, wie dilettantisch Sie Ihre
Verhöre leit…«, brüllte er sie an.
    Frauke trat ganz dicht an Richter heran, dass sich die
Fußspitzen fast berührten.
    »Kommen Sie sich nicht allmählich lächerlich vor,
Richter, ständig wie der Seppl aus der Box an die Luft zu springen, anstatt
konstruktiv an der Aufklärung des Falls mitzuwirken? Ich habe von Ihnen noch
nicht viel gesehen, abgesehen davon, dass Sie auf dem Messegelände erfolglos in
der Luft herumgeballert haben.«
    Sie drehte sich zu Madsack um. »Kümmern Sie sich um
das Protokoll, Madsack. Und darum, dass eine Hundertschaft zur Bergung der
Leiche Manuela Tuchtenhagens bereitgestellt wird«, sagte sie in barschem Ton.
Der schwergewichtige Hauptkommissar nickte und war ebenso verblüfft wie
Richter.
    Frauke hatte sich seit ihrem Dienstantritt in Hannover
bemüht, die Tonart und die Umgangsformen zu unterdrücken, mit denen sie in
Flensburg erfolgreich war. Dort oben hatte es sie nicht gestört, dass man ihr
burschikoses Verhalten und unfreundlich wirkendes Auftreten vorwarf. Offenbar
war es in einer von Männern dominierten Welt, in der es auch noch »Futterneid«
gab, nicht möglich, ruhig und sachlich miteinander zu kommunizieren. Um endlich
die Fronten zu klären, schnauzte sie auch noch in Putensenfs Richtung: »Und Sie
können sich Ihre frauenfeindlichen Kommentare sparen, Putensenf.«
    Ohne die Reaktion der drei sie mit offenem Mund
anstarrenden Männer abzuwarten, drehte sie sich um und ging in Richtung ihres
provisorischen Arbeitsplatzes. Sie spürte förmlich die Blicke, die sich in
ihren Rücken bohrten. Trotzdem hatte sie das erste Mal in Hannover ein Gefühl
der inneren Befreiung, nachdem man sie in Flensburg mit den Vorwürfen ihres
ehemaligen Vorgesetzten so tief verletzt hatte.
    Nach einer Viertelstunde erschien Hauptkommissar
Madsack in der offenen Bürotür und klopfte sogar in seinem eigenen Büro an den
Türrahmen.
    »Wir könnten ausrücken, Frau Dobermann. Ich habe alles
arrangiert. Bassetti wird durch die Bereitschaft an den Ort gebracht. Sein
Anwalt möchte auch dabei sein. Wie ist es mit Ihnen?«
    »Natürlich fahre ich. Nehmen Sie mich mit?«
    Madsack nickte stumm.
    Wenig später saßen sie im Auto und fuhren Richtung
Harz. Jakob Putensenf hatte sich hinters Lenkrad geklemmt, Madsack war wie
selbstverständlich auf die Rückbank ausgewichen. Gern hätte Frauke gefragt, wo
Bernd Richter geblieben war und wie er nach ihrem Abwenden auf dem Flur
reagiert hatte. Aber diese Blöße wollte sie sich nicht geben.
    »Glauben Sie, was der Anwalt erzählt hat?«, fragte
Madsack unterwegs.
    »Natürlich nicht. Das ist ein Fuchs. Der hat uns eine
tolle Story aufgetischt. Bassetti wird uns als Täter präsentiert. Ich glaube
schon, dass er der Mörder von Manfredi und Manuela Tuchtenhagen ist. Natürlich
steckt da kein Eifersuchtsdrama dahinter, sondern etwas ganz anderes. Bassetti
wird geopfert, um von der Organisation abzulenken.«
    »Den Verdacht hatte ich auch«, sagte Madsack. »Nur
wird es schwerfallen, die dahinterstehenden Strukturen aufzubrechen.«
    »Gut, Madsack.«
    »Setzen, Eins«, meldete sich Putensenf zu Wort.
    »Haben Sie auch einen qualifizierten Kommentar?«,
fragte Frauke in seine Richtung. Dann sprach sie über die Schulter zu Madsack:»Es wird ein hartes Stück Arbeit werden, Bassetti die Mitwirkung am
organisierten Verbrechen und den vorsätzlichen Mord nachzuweisen. Das
sogenannte freiwillige Geständnis macht auf das Gericht bestimmt Eindruck. Das
hat der italienische Advokat gerissen eingefädelt. Wir wissen noch nichts von
der gesamten Organisation, die vom manipulierten Fleischexport bis zum
Rauschgifthandel alles fest im Griff hat. Bassetti, da bin ich mir sicher, ist
nur ein kleines Licht.«
    »Und wer zieht die Fäden?«, fragte Madsack.
    »Keine Ahnung«, antwortete Frauke.
    Putensenf räusperte sich. »Haben Sie eine Vermutung,
wer Lars von Wedell ermordet hat? Könnte das nicht doch Thomas Tuchtenhagen
gewesen sein?«
    »Bassetti war es nicht«, stellte Frauke klar.
    »Und Tuchtenhagen?«, bohrte Putensenf noch einmal
nach.
    Frauke zeigte nach vorn. »An der nächsten Abfahrt
müssen wir von der Autobahn.«
    »Dann nicht«, brummte Putensenf und zog sich

Weitere Kostenlose Bücher