Mord au chocolat
während wir Drei-Bohnen-Salat essen. Ein paar Stunden, nachdem ich meinen Boss mit einem Loch im Kopf gefunden habe …
»Nein«, entgegne ich, »mich hätte es nicht treffen können. Erstens gibt’s in meinem Büro kein Fenster. Erinnerst du dich? Deshalb wurde dieses Gitter eingebaut. Damit ein bisschen Tageslicht reinfällt. Und zweitens –
wer immer Owens Mörder ist, hatte offensichtlich was gegen ihn. Gegen mich hat niemand was. So ein Mensch bin ich nicht.«
»Oh? Und Dr. Veatch war so einer?« Tad lacht. Nicht so, als würde er komisch finden, was ich gesagt habe. Insbesondere den Teil über das Gitter. So was passiert mir oft, die Leute finden mich nicht halb so komisch, wie ich glaube. »Ein College-Verwalter, der sich scheiden ließ, in mittleren Jahren, mit schütterem Haar?«
»Wer weiß?« Ich zucke die Achseln. »Außerhalb von der Fischer Hall habe ich ihn nie gesehen. Vielleicht hat er auf dem Schwarzmarkt Babys verkauft oder so was.«
»Heather!«
»Was ich meine, verstehst du doch.« Ich stochere mit meiner Gabel im Drei-Bohnen-Salat herum und hoffe, wie durch ein Wunder, ein Schinkenstückchen oder eine Makkaroni zu finden. Kein Glück. Wo verstecken sich die verdammten Rigatoni, wenn man sie braucht?
»Jedenfalls läuft da draußen ein Killer frei herum, Heather. Der hat deinen Boss erschossen, einen Mann, der so bedrohlich war wie – wie dieser Drei-Bohnen-Salat. Das ist alles, was ich sage. Ich bin wirklich froh, dass es nicht dich erwischt hat.«
Ich blicke von meiner Plastikschüssel auf und lache. Natürlich ist er froh, dass es nicht mich erwischt hat. Das muss er nicht eigens betonen. Aber das findet er offenbar wichtig, denn er greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand. Zärtlich schaut er mir in die Augen. O Gott, er meint’s ernst. Was soll ich sagen? Was kann ich sagen? »Eh, danke – ich bin auch froh, dass es nicht mich erwischt hat.«
So sitzen wir da und halten uns über den Drei-Bohnen-Salaten
an den Händen, als eine mürrische Sarah zu uns kommt. »Oh! Hallo!«, ruft sie. Das ist kein Gruß, eher die vorwurfsvolle Frage: Wo waren Sie? »Da sind Sie ja, Heather. Alle Leute suchen Sie. Oben in der Bibliothek findet eine Notstandsitzung des administrativen Stabs statt. Nämlich jetzt. Die einzige Person, die durch Abwesenheit glänzt, sind Sie.«
Sofort springe ich auf und fahre mit einer Serviette über meinen Mund. »Großer Gott, wirklich? Ich hatte keine Ahnung. Tut mir leid, Tad, ich muss gehen …«
»Du hast deinen Protein-Shake nicht ausgetrunken«, protestiert er verstört.
»Oh, das macht nichts«, versichere ich. Nichts für ungut, aber dieser Drink schmeckt wie chemischer Abfall. »Ich rufe dich später an. Okay?«
Natürlich verkneife ich mir einen Abschiedskuss. Die Cafeteria ist voller Leute, und unsere Beziehung soll den Anschein erwecken, ein Dozent würde sich ganz harmlos um eine Studentin kümmern. Also drücke ich nur seine Hand.
Dann folge ich einer immer noch missgelaunten Sarah an Magdas Kasse vorbei in die Halle und die Treppe zum ersten Stock hinauf. Dort liegt die Bibliothek mit den Mahagoniregalen aus dem neunzehnten Jahrhundert, die früher die Sammlung der Familie Fischer enthielten, zahlreiche kostbare Lederbände. So sehr wir uns auch bemühen, das zu verhindern, ständig werden Bücher gestohlen, ganz egal, wie zerfleddert oder schmutzig sie sind, und auf dem St. Mark’s Place verkauft.
Doch der Raum ist immer noch erstaunlich beliebt. Da sitzen Studenten, die sich auf Prüfungen vorbereiten oder vor Zimmergenossen geflohen sind, die gerade
eine Party feiern. Ich habe mehrere Schilder beschriftet – Pst! Nur lautlose Studien! Gruppenstudien unten in der Halle, im Zimmer 21 – und unter Gipsputten befestigt, die früher auf Sherry-Partys herabblickten, nicht auf Kids, die sich über ihre Notebooks beugen. Aber was soll’s?
»Was ist los, Sarah?«, frage ich, als wir die Stufen hinaufsteigen. »Worum geht’s bei dieser Besprechung?«
»Weiß ich nicht«, murrt sie. »Dazu wurden die Studenten nicht eingeladen. Unsere Versammlung beginnt heute Abend um neun. Anscheinend sind wir nicht gut genug für den elitären Verwaltungskörper.«
»Sicher nur, weil man annimmt, die meisten Werkstudenten hätten jetzt Vorlesungen«, erwidere ich, bestürzt über Sarahs bitteren Tonfall. Sie hasst es, wenn sie nicht in Verwaltungsangelegenheiten einbezogen wird. Das kann ich ihr nicht verdenken, denn sie arbeitet wirklich hart,
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