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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Tad?«
    »Was?« Jetzt schüttelt er den Kopf. »Wann?«
    »Gestern. Du sagtest, du müsstest mich was fragen, wenn das Timing richtig wäre. Was war das?«
    Tad errötet. Zumindest bilde ich mir das ein. Im reflektierten
Licht des Pools lässt es sich schwer feststellen. Genau genommen sieht Tads Gesicht grün aus. »Und du glaubst, jetzt wäre das Timing richtig, Heather? Wohl kaum...«
    »Frag mich einfach!«, fauche ich ihn an. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Habe ich mich plötzlich in Sarah verwandelt? Sarah vor der grandiosen Rundumerneuerung?
    Zu verängstigt, um mir zu widersprechen, nickt er. »Okay. Also, die Leute vom mathematischen Institut wollen im Sommer dem Appalachian Trail folgen – tagsüber wandern wir, nachts zelten wir. Ich wollte nur wissen, ob du mitkommen willst. Ich weiß, du interessierst dich nicht besonders für Aktivitäten im Freien. Trotzdem müsste dir der Trip Spaß machen. Wir leben nur von dem, was das Land hergibt. Keine Handys, keine iPods. Welch eine wertvolle Erfahrung! Nun, was meinst du?«
    Eine volle Minute lang kann ich ihn nur anstarren. Dann merke ich es langsam. Was immer in mir zerrissen ist, hat sich geschlossen, und ich fühle mich wieder wie die ganze Heather.
    Am liebsten hätte ich laut gelacht. Doch das wäre unpassend, so kurz nach der Trauerfeier für Owen, bei seinem Leichenschmaus. Aber soeben hat mein Freund gefragt, ob ich im Sommer mit ihm dem Appalachian Trail folgen will. »Nun, Tad...« Krampfhaft bemühe ich mich um eine ausdruckslose Miene. »Ich fühle mich geschmeichelt. Aber diesen Job habe ich erst seit einem knappen Jahr. Einen so langen Urlaub werde ich nicht kriegen.«
    »Eine Woche könntest du dir sicher freinehmen«, schlägt er vor, »und diese Tage mit uns verbringen.«
    Allein schon der Gedanke, eine ganze Woche mit Mathematikprofessoren
und -dozenten auf einem holprigen Wanderweg voller Insekten zu schwitzen, nicht zu baden, Nüsse und Beeren zu essen, entlockt mir beinahe Lachtränen. Aber ich beherrsche mich und beiße in die Innenseiten meiner Wangen. »Das glaube ich nicht.« Meine Stimme klingt merkwürdig, weil ich so fest zubeiße. »Tad, das wird nicht klappen.«
    Tad sieht erleichtert aus. Doch das versucht er zu verbergen. »Heather...«, beginnt er vorsichtig. »Machst du – mit mir Schluss?«
    »Ja. Tut mir leid, Tad. Ich mag dich. Aber in Zukunft sollten wir zu einer Beziehung zwischen Dozent und Studentin zurückkehren. Wenn Dr. Veatchs Tod mich etwas gelehrt hat, dann die Erkenntnis, wie kurz das Leben ist. Deshalb sollten wir unsere Zeit nicht mit sinnlosen Intimitäten vergeuden.«
    Jetzt wirkt er so erleichtert, dass ich fürchte, er wird sein Bewusstsein verlieren. Ich hole tief Luft und spanne meine Muskeln an, falls ich ihn festhalten muss.
    »Eh...« Entschlossen behält er seine traurige Miene bei. »Wenn du meinst, das wäre besser...«
    »Ja, genau das meine ich. Aber wir bleiben Freunde. Okay?«
    »Natürlich.« Jetzt kann er seine Erleichterung nicht mehr verhehlen und lächelt.
    Doch die Erleichterung verwandelt sich in Entsetzen, als Muffy Fowler heranschlendert und ihn durch lange Wimpern anschaut. »Hi, Heather. Würden Sie mich mit Ihrem Freund bekannt machen?«
    »Oh, sehr gern. Muffy, das ist Tad Tocco, mein Mathematikprofessor. Tad, das ist Muffy Fowler, die neue PR-Managerin vom Präsidentenbüro. Und außerdem«, füge
ich völlig grundlos hinzu, »ist sie ganz verrückt nach Aktivitäten an der frischen Luft.«
    »So?«, fragt Muffy verdutzt. Dann trete ich gegen ihren Fußknöchel, und sie quietscht: »Autsch! Ich meine – o ja, das stimmt.«
    »Uh...« Tad reicht ihr seine rechte Hand. »Hi.«
    »Hi«, erwidert sie und zwinkert ihm zu. Das erfinde ich nicht, sie zwinkert tatsächlich. »Ich wünschte, meine Mathematiklehrer in der Schule hätten auch so ausgesehen. Dann hätte ich vielleicht besser aufgepasst.«
    »Oh«, murmelt Tad und grinst verlegen. »Welche Frischluftaktivitäten ziehen Sie denn vor?«
    »Alle«, erklärt sie prompt. »Warum? Was machen Sie denn am liebsten, Tad?«
    Als ich Coopers eindringlichen Blick bemerke – und seine Hand, die mich zur Punschschüssel winkt -, bitte ich: »Würdet ihr mich für eine Minute entschuldigen? Gleich bin ich wieder da.«
    »Lassen Sie sich nur Zeit«, gurrt Muffy und rückt Tads Hanffaserkrawatte zurecht, die ein bisschen verrutscht ist. Natürlich ringt er erschrocken nach Atem. Aber auch ein bisschen erregt. Offenbar kann er

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