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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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alles Hörbare in einem Fünf-Meilen-Umkreis übertönt – klar, ich übertreibe, aber die Lady besitzt kerngesunde Lungen.
    Was im Atrium geschieht, sehe ich nicht, weil Mark mich zur Treppe zieht. Wahrscheinlich zielen bebende Fingernägel auf Sebastians Augäpfel. Was hat Sarah sich bloß dabei gedacht? Mit dem Jungen hierherzukommen! Sie muss doch wissen, was für eine schlechte Idee das ist. Andererseits, vielleicht wollte Sebastian dem Ermordeten die letzte Ehre erweisen. Aber muss er das in
aller Öffentlichkeit tun – in der sensiblen emotionalen Atmosphäre nach der Trauerfeier?
    Wie auch immer, ich sehe nicht, wie die Mrs Veatches Nummer eins und zwei auf die Anwesenheit des jungen Mannes reagieren, der Owen ermordet haben soll, und höre nur Mrs Veatch Nummer zwei kreischen. Mark presst mich an die Schlacksteinwand – offenbar, um mir klarzumachen, dass ich die Information über den Verlust seiner früheren Arbeitsplätze für mich behalten müsste.
    Natürlich merke ich, dass wir über einer sehr steilen Treppe stehen. Mark ist für seinen Beruf erstaunlich stark. Also besteht durchaus die Möglichkeit, er könnte mich diese Stufen hinabwerfen, wobei ich mir den Hals brechen würde. Und danach würde er behaupten, es sei ein Unfall gewesen. Alle würden ihm glauben. Immerhin bin ich nicht für meine Geschicklichkeit und geschmeidigen Bewegungen bekannt.
    »Hören Sie«, zischt er, packt meine Oberarme und schüttelt mich. Seine Daumen unterbrechen tatsächlich meinen Blutkreislauf. »Was diese anderen Mädchen angeht – meine Schuld war’s nicht! Ich sehe nun mal gut aus, und die Teenies sind scharf auf mich. Natürlich sage ich nein. Dann sind sie sauer und beschweren sich über mich. Mich trifft keine Schuld – nur diese dummen Gänse!«
    »Mark«, entgegne ich mit der ruhigsten Stimme, die mir gelingt. Nur ein dünnes Metallgeländer trennt mich von der Tiefe. In der Luft liegt beißender Chlorgeruch und erinnert mich an meine diversen Versuche, zu schwimmen und Kalorien zu verbrennen. Als würde das funktionieren. Meistens kam ich so hungrig nach Hause, dass ich einen ganzen Brotlaib aß. Mit nichts
drauf. »Die anderen Mädchen interessieren mich nicht. Nur Owen.«
    »Owen?« Verwirrt runzelt er die Stirn. »Wer zum Teufel ist OWEN?«
    »Owen Veatch«, erinnere ich ihn, »der Mann, auf den Sie vorhin eine Trauerrede gehalten haben.«
    »Was hat denn der damit zu tun? Großer Gott, hat er etwa behauptet, ich wäre ihm zu nahe getreten? Ich mag zwar viel sein – aber schwul bin ich nicht.«
    Unwillkürlich lache ich. »Okay, welch ein Glück.«
    »Das meine ich ernst. Heather, ich weiß, ich habe ein Problem. Aber ich meine – den meisten Mädchen gefällt es – besonders den Studentinnen, die nicht so gut aussehen. Die Unscheinbaren, Dicken. Wenn ich mich um sie kümmere, stärke ich ihr Selbstbewusstsein. Für mich bedeutet es nichts. Ich will nur freundlich sein.«
    Meine Augen verengen sich. »Großer Gott, wissen Sie eigentlich, wie widerwärtig Sie sind?«
    »Heather, der Herr hat mich reich beschenkt.« Jetzt ist sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. »Dieses Aussehen, diese Persönlichkeit – es ist meine Bestimmung, andere Menschen zu erfreuen. Und das tue ich im Namen des Herrn.«
    »Seit wann ist es im Sinne des Herrn, dass seine Diener andere Leute umbringen?«
    »Umbringen?« Mark blinzelt. »Wovon reden Sie?«
    »Überlegen Sie mal!«, empfehle ich ihm sarkastisch. Natürlich muss ich Zeit gewinnen. Irgendwann wird Cooper herausfinden, durch welche Tür der Reverend mich gezerrt hat, und zu mir stürmen. Bis dahin muss ich Mark hinhalten. Wenn er redet, ist er zu beschäftigt, um was anderes zu tun – beispielsweise, mich zu töten.

    »Haben Sie Owen gestern Morgen etwa nicht erschossen? Damit er Ihrem Vorgesetzten und dem Kuratorium nichts von Ihren früheren Missetaten erzählt?«
    Mark blinzelt etwas heftiger. »Was? Sind Sie verrückt?«
    »Kommen Sie schon, Mark! Sie waren es. Das weiß jeder. Jamie weiß es. Ich weiß es. Und die Cops wissen es auch. Sicher wäre es besser, Sie würden sich stellen. Gewiss, Sie können noch mehr unschuldige Leute erschießen. Aber irgendwann wird man Sie schnappen, das ist nur eine Frage der Zeit.«
    Da tut Mark etwas Ungewöhnliches – er bricht in Gelächter aus und lässt mich los. »Also darum geht es?« Er lehnt sich auf der anderen Seite des Treppenhauses an die Wand und fährt mit allen Fingern durch sein

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