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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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springenden Punkt.«
    »Und der wäre, mein Freund?«
    »Also, wir gehen davon aus, dass Georges das Verbrechen geplant hat. Aber daraus ergibt sich die lächerliche Behauptung, er habe den Mord an sich selber geplant!«
    »Eh bien, mon ami«, sagte Poirot gelassen. »Genau das hat er getan.«

Einundzwanzigstes Kapitel

Hercule Poirot über den Fall
     
    M it gemessener Stimme begann Poirot seine Darlegung.
    »Sie finden es seltsam, mon ami, dass jemand seinen eigenen Tod plant? So seltsam, dass Sie die Wahrheit zur Phantasie erklären und auf eine Geschichte zurückgreifen wollen, die in Wirklichkeit zehnmal unmöglicher ist. Ja, Monsieur Renauld hat seinen eigenen Tod geplant, aber es gibt noch ein Detail, das Ihnen vielleicht entgangen ist – er wollte gar nicht sterben.«
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Aber nein, das ist wirklich ganz einfach«, sagte Poirot freundlich. »Für das Verbrechen, das Monsieur Renauld plante, war kein Mörder vonnöten, wie ich Ihnen bereits sagte, sehr wohl aber ein Leichnam. Lassen Sie uns den Fall rekonstruieren und die Ereignisse diesmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
    Georges Conneau entzieht sich der Justiz und flieht nach Kanada. Dort heiratet er unter anderem Namen und erwirbt schließlich in Südamerika ein großes Vermögen. Aber er hat Heimweh. Zwanzig Jahre sind vergangen, sein Äußeres hat sich um einiges verändert, außerdem ist er eine angesehene Persönlichkeit, die wohl von kaum irgendwem mit einem vor vielen Jahren geflohenen Verbrecher in Verbindung gebracht werden wird. Er hält eine Rückkehr für möglich. Er lässt sich in England nieder, möchte die Sommer jedoch in Frankreich verbringen. Und ein böses Geschick oder eine obskure Gerechtigkeit, die die Menschen lenkt und nicht zulässt, dass sie den Konsequenzen ihres Tuns entgehen, bringt ihn nach Merlinville. Und dort wohnt die einzige Person in ganz Frankreich, die ihn erkennen kann. Für Madame Daubreuil wird er natürlich zu einer Goldmine, einer Goldmine, die sie sich sofort zu Nutze macht. Er ist hilflos und ganz und gar in ihrer Gewalt. Und sie lässt ihn ausgiebig bluten.
    Und dann passiert das Unvermeidliche. Jack Renauld verliebt sich in das schöne Mädchen, das er fast jeden Tag sieht, und möchte es heiraten. Das rüttelt seinen Vater auf. Um jeden Preis will er verhindern, dass sein Sohn die Tochter dieser bösen Frau heiratet. Jack Renauld weiß nichts über die Vergangenheit seines Vaters, Madame Renauld dagegen weiß alles. Sie ist eine Frau von starkem Charakter, die ihren Mann innig liebt. Die beiden beraten sich. Renauld sieht nur eine Möglichkeit – den Tod. Er muss scheinbar sterben, während er in Wirklichkeit ins Ausland flieht, um dort einen anderen Namen anzunehmen. Madame Renauld wird eine Zeit lang die Witwe spielen und sich dann zu ihm begeben. Sie muss die Kontrolle über sein Vermögen haben, und deshalb ändert er sein Testament. Woher sie einen Leichnam nehmen wollen, weiß ich nicht – vielleicht denken sie an ein Skelett, wie es die Medizinstudenten benutzen, und an einen Brand –, aber noch ehe ihr Plan wirklich gereift ist, ereignet sich etwas, das ihnen geradezu in die Hände spielt. Ein grober Landstreicher, gewalttätig und unflätig, taucht im Garten auf. Es kommt zu einem Handgemenge, Renauld versucht, ihn hinauszuwerfen, und plötzlich stürzt der Landstreicher, der an Epilepsie leidet, in einem Anfall zu Boden. Er ist tot. Renauld holt seine Frau. Zusammen ziehen sie den Toten in den Schuppen – wir wissen ja, dass die Auseinandersetzung dort in der Nähe stattfand. Ihnen geht auf, welche wunderbare Möglichkeit sich ihnen da bietet. Der Mann hat zwar keine Ähnlichkeit mit Renauld, aber er ist im passenden Alter und der normale französische Typ. Das muss genügen.
    Ich stelle mir vor, dass sie da oben auf der Bank saßen, außer Hörweite des Hauses, und die Sache durchgesprochen haben. Die Identifizierung des Toten musste ganz und gar auf Madame Renaulds Aussage beruhen. Jack Renauld und der Chauffeur (der seit zwei Jahren in Diensten der Renaulds stand) mussten aus dem Weg geschafft werden. Die französischen Dienstbotinnen würden wohl kaum in die Nähe des Toten kommen, und auf jeden Fall wollte Renauld dafür sorgen, dass alle, die nicht genau auf Einzelheiten achten, getäuscht werden könnten. Masters wurde in Urlaub geschickt, Jack bekam ein Telegramm, und Buenos Aires wurde ausgewählt, um Renaulds Geschichte Glaubwürdigkeit zu

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