Mord auf dem Golfplatz
ähnelten einander zwar wie ein Ei dem anderen – aber diese hier war nicht Cinderella. Und jetzt, da ich sie ohne die blonde Perücke sah, die sie auf der Bühne getragen hatte, erkannte ich in ihr das Mädchen auf dem Foto, das in Jack Renaulds Kommode gelegen hatte.
»Sie sind der juge d’instruction, Monsieur Hautet?«, fragte sie.
»Ja, aber ich verbitte mir…«
»Ich bin Bella Duveen. Ich möchte mich stellen, ich habe Mr Renauld ermordet.«
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Ich bekomme einen Brief
» M ein Freund – du wirst alles wissen, wenn du diesen Brief erhältst. Nichts, was ich sage, kann Bella in ihrem Entschluss wanken machen. Sie will sich ste l len. Und ich bin zu müde, um weiterz u kämpfen.
Du weißt jetzt, dass ich dich getäuscht, dass ich dein Vertrauen mit Lügen belohnt habe. Dir erscheint das vielleicht als unverzei h lich, aber ehe ich dein Leben für immer verlasse, möchte ich dir doch erzählen, wie es dazu gekommen ist. Wenn ich wüsste, dass du mir verzeihst, wäre mein Leben leichter. Ich habe es nicht für mich getan – und das ist das Einzige, was ich zu meiner Verteidigung anfü h ren kann.
Ich möchte mit dem Tag beginnen, an dem wir uns in Paris im Zug getroffen haben. Ich machte mir Sorgen um Bella. Sie war verzweifelt wegen Jack Renauld; sie hätte ihr Leben für ihn gegeben, und dass er sich so verändert und ihr nicht mehr so oft geschrieben hatte, regte sie schrecklich auf. Sie redete sich ein, er habe sich in eine andere verliebt – und nachher stellte sich natürlich heraus, dass sie völlig Recht hatte. Sie wollte zu der Villa in Merlinville gehen und sich mit Jack aussprechen. Sie wusste, dass ich dagegen war, und deshalb hat sie versucht, mir zu entwischen. In Calais konnte ich sie nicht finden, und ich wollte nicht ohne sie nach England zurückkehren. Ich hatte eine schlimme Ahnung dass etwas Schrec k liches passieren würde, wenn ich es nicht verhinderte.
Ich habe auf den nächsten Zug aus Paris gewartet. Mit dem kam sie, und sie war wild entschlossen zu diesem Besuch in Merlinville. Ich gab mir alle Mühe, ihr diesen Plan auszureden, aber es gelang mir nicht. Sie hatte es sich eben in den Kopf gesetzt. Ich gab auf. Ich hatte getan, was ich konnte. Es wurde spät. Ich ging in ein Hotel, und Bella fuhr nach Merlinville. Ich konnte mich einfach nicht von dem Gefühl befreien, dass sich eine Katastrophe zusammenbraute.
Der nächste Tag kam – Bella kam nicht. Wir waren im Hotel verabredet, aber sie tauchte nicht auf. Den ganzen Tag kein Ze i chen von ihr. Ich ängstigte mich immer mehr. Und dann kam eine Abendzeitung mit der schrecklichen Nachricht.
Es war grauenhaft! Ich war natürlich nicht sicher – aber ich hatte entsetzliche Angst. Ich stellte mir vor, dass Bella Papa Renauld getroffen und ihm von sich und Jack erzählt und er sie vielleicht beleidigt hatte. Wir haben beide ein schrecklich hitziges Temper a ment.
Doch dann war die Rede von den maskierten Ausländern, und ich habe mich ein wenig beruhigt. Allerdings machte ich mir immer noch Sorgen, weil Bella unsere Verabredung nicht eingehalten hatte.
Am nächsten Morgen war ich so fertig mit den Nerven, dass ich einfach nach ihr Ausschau halten musste. Und als Erstes bin ich auf dich gestoßen. Das weißt du ja alles… Als ich den Toten sah, der solche Ähnlichkeit mit Jack hatte und Jacks Mantel trug wus s te ich Bescheid. Und dann war da das Papiermesser – dieses tück i sche kleine Teil –, das Jack Bella geschenkt hatte 1 . Bestimmt waren ihre Fingerabdrücke drauf. Ich kann dir gar nicht erklären, wie hilflos und entsetzt ich in dem Moment war. Ich wusste nur eins – ich musste dieses Messer an mich bringen und verschwunden sein, ehe der Diebstahl bemerkt wurde. Ich habe die Ohnmacht vorg e täuscht, und als du Wasser für mich holen gingst, habe ich es unter mein Kleid geschoben.
Ich hatte dir gesagt, dass ich im Hôtel du Phare wohne, aber natürlich bin ich sofort nach Calais zurückgekehrt und habe die erste Fähre nach England genommen. Mitten auf dem Kanal habe ich den kleinen Teufel von Messer ins Wasser geworfen. Dann konnte ich wieder atmen.
Bella erwartete mich in unserer Londoner Wohnung. Sie wirkte ganz unbefangen. Ich erzählte ihr, was ich getan hatte und dass sie im Moment in Sicherheit sei. Sie starrte mich an, und dann lachte sie… lachte… lachte. Es war entsetzlich, sie zu hören. Ich hielt es für das Beste, sie zu beschäftigen. Sie hätte den Verstand
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