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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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würde den Herrn der Schriften gleich an Schwester Jadwiga übergeben, doch wo sie jetzt schon mal ein wenig vertraut miteinander waren, wollte Althea zumindest versuchen, sich ein kleines Türchen zum Klosterarchiv offen zu halten.
    »Die Abtei hat eine interessante Geschichte. Die Dokumente wurden schon länger nicht mehr gesichtet und geordnet. Den Erzählungen nach gibt es Aufzeichnungen von Äbtissinnen – das Leben im Kloster damals, der Grundbesitz und Reibereien mit den Mönchen auf der anderen Seeseite. Vielleicht könnten Sie nebenbei ein wenig danach Ausschau halten?« Althea formulierte es vorsichtig. Von Tagebüchern wollte sie nichts sagen, nur dafür sorgen, dass es dem Doktor nicht seltsam vorkam, wenn er sie im Archiv stöbern sah.
    »Vielleicht fällt mir etwas in die Hände«, sagte er. »Ich sollte mich jetzt aber der Ersten Dame im Kloster vorstellen.«
    Und just in diesem Augenblick kam ihnen auch schon Jadwiga entgegen.
    * * *
    Gut, dass sie sich für den Abend nichts vorgenommen und es sich stattdessen auf der Couch gemütlich gemacht hatte, um bei einem Glas Wein die Grübeleien des Tages in den Hintergrund zu schieben. Ihr Mann war noch in der Gärtnerei. Aber allmählich, fand sie, könnte er schon zurückkommen.
    Das Kloster hatte angerufen. Die Schwestern waren seit Langem Kundinnen, und Heidelinde hätte schon taub sein müssen, um nichts von der Mumie im Baum gehört zu haben. Den Auftrag konnte sie sich denken; es wäre auch zu schade, wenn die Eiche deshalb zugrunde gehen würde. Martin würde bestimmt etwas einfallen.
    Nur wollte sie nicht, dass ihr Sohn mit auf die Insel fuhr. Er war unberechenbar, und vielleicht würde er Leonie Ärger machen.
    Sie hatte sich einen Film anschauen wollen, und war unversehens bei einer Reportage gelandet, über Hexenverbrennung und Drudenauspeitscher. Das Thema schien sie zu verfolgen.
    Ihre Recherchen brachten immer neue Gräuel ans Licht, und allmählich fragte sie sich, welche der Familien in der Gegend nichts mit all dem zu tun hatten.
    Heidelinde war selbst in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft fündig geworden; so könnte sie ihrer besten Freundin erzählen, was ihre Vorfahren hatten erleiden müssen. Sogar der Name war der gleiche, Maria Seifert, damals wie heute.
    Nur war die damalige Maria erst acht Jahre alt gewesen und ihr Vater ein angesehener Lehrer, der in einen Hexenprozess verwickelt war und im Jahr 1672 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Er hatte gestanden, seinen Schülern das Zaubern beigebracht zu haben. Es gab zahlreiche weitere Beschuldigungen und Denunziationen aus der Nachbarschaft, was zur Folge hatte, dass auch Marias Name ins sogenannte schwarze Buch eingetragen wurde. Über das weitere Schicksal von Maria war leider nichts bekannt. Jedenfalls hatte Heidelinde nichts über sie entdecken können. Sie hatte die Orte auf einer Karte markiert, eine Geografie des Unheils.
    Diese Geschichten zu veröffentlichen, das konnte Heidelinde niemandem antun. Am besten, sie verbrannte die Papiere.
    Heidelinde hörte, wie jemand den Schlüssel ins Schloss steckte und die Eingangstür aufging. Sie rief eine Begrüßung. Als Erwiderung folgten ein Schnüffeln und daraufhin ein Husten. Vielleicht ging es jemandem nicht gut. Martin oder Andreas. Ihre beiden Männer waren störrisch und eigenwillig, und sie liebte sie mehr als alles auf der Welt. Sie waren eine Familie, in der man zusammenhielt und in der miteinander geredet wurde. Darauf hatte sich Heidelinde immer etwas eingebildet, weil es in vielen anderen Familien keine Gemeinsamkeiten mehr gab. Andreas’ Liebeskummer machte ihn still, doch sie vermutete, dass er den Schmerz nur in sich hineinfraß. Das konnte nicht gut gehen.
    Sie ging den Geräuschen nach und erschrak.
    Zuerst sah sie nur, dass ihr Sohn verletzt war und blutete. Heidelinde wusste, wenn sie Andreas jetzt sanft und verständig kam, würde er sich zurückziehen. Mütterliche Fürsorge war nicht angeraten, aber sie fand, sie sollte wissen, was los war.
    Andreas wollte sich die Treppen hinaufstehlen, das Gesicht unter dem Schal verborgen, doch Blut war verräterisch und gerade tropfte es auf den Boden.
    »Wie wär’s, wenn du ins Bad gehst? Deine Blutspur brauche ich nicht im ganzen Haus«, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte. Er hatte sich die Verletzungen sicher nicht selbst beigebracht.
    Andreas sagte etwas, das sich wie »In Ordnung« anhörte. Gut zu verstehen war er nicht. Heidelinde würde

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