Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
er das Mädchen verfolgt und bedrängt.«
Althea war froh, so ein Gespräch nicht führen zu müssen. Jadwiga schob ihr den Katalog über den Tisch. Es dauerte nur so lange, wie Althea brauchte, die entsprechende Seite zu finden und die passende Größe auszusuchen. Sie bat Jadwiga, ihr die zwei Strumpfhosen mitzubestellen.
Nur Augenblicke später machte sie sich auf den Weg zum Klosterwirt. Im Winter sah das, was der Sommer mit Leben und Farbigkeit überzog, trist aus. In die Blumenkästen waren winterharte Gewächse gepflanzt worden, die jetzt vom Schnee bedeckt waren. Althea fand sich in der Gaststube wieder, wo ein angenehmes Kaminfeuer brannte. An den Wänden hingen überall Bilder von bekannten Chiemsee-Malern. Früher waren die Maler arm gewesen, hatten meist nur Geld für ihre Farben und Leinwände und konnten sich schwerlich eine Unterkunft leisten. So hatten nicht wenige im Gegenzug für Kost und Logis gemalt. Schöne Bilder, die heute ihren Wert hatten – und ihren Preis. Viele Maler waren verstorben, ohne jemals in den Genuss gekommen zu sein, mit ihrer Kunst gutes Geld zu verdienen.
Althea hörte die Stimmen. Da standen auch das Gepäck und Agathe auf ihrer Rolltrage. Frau Professor hatte die Mumie in einem Leichensack verpackt. »Meine Gäste mögen es nicht, in Gegenwart einer Toten zu frühstücken«, beschwerte sich Valentin. An der falschen Adresse, wie Althea fand.
Eines der Bilder war abgenommen worden, wahrscheinlich kümmerte sich der Kunsthistoriker um die Begutachtung. Althea fragte sich nicht, was das wohl einbrachte, aber sie fragte sich, was den Klosterwirt so dringend interessierte.
Wie es aussah, war der Historiker noch ein paar Tage auf der Insel, und sie fanden bestimmt Gelegenheit, sich zu unterhalten. Jadwiga hegte seit Jahren den Verdacht, eine der Heiligenfiguren in der Kirche sei eine Fälschung. Falsch insoweit, dass die Datierung nicht stimmte und der Heilige in Wahrheit jüngeren Datums war. Schön anzuschauen war er auch nicht, dieser heilige Georg im Kampf mit dem Drachen, aber das Geschenk eines vermögenden Gönners. Doch vielleicht war der Gönner entweder gar nicht so vermögend, oder er war einem Betrug aufgesessen. Da der Mann unlängst verstorben war, könnte man sich, falls die Figur keine Fälschung war, einmal dezent nach Interessenten erkundigen und Gebote einholen für den unansehnlichen Heiligen, der schief auf seinem Pferd hing, einen schaurig-grünen Drachen zu seinen Füßen.
Aber gerade brauchten sie andere Antworten viel dringender.
Die Forscher saßen gemeinsam beim Kaffee, und Constanze Heiß schüttelte sich. »Gar nicht gut. Ich erwarte ja keinen italienischen Kaffee, wenn ich in Bayern bin, aber auch kein so bitteres Gebräu.« Sie war mit ihrer Kritik alles andere als leise, sodass auch Valentin es hören musste. Und hatte sich der Klosterwirt erst noch über eine gute Belegung seines Hotels gefreut, stieß ihm die Mäkelei jetzt sauer auf.
Constanze hatte Althea erspäht. »Das ist die Frau mit dem besten Kaffee der Insel«, rief sie. Siglinde Servus nickte zustimmend.
Althea bedankte sich für das Lob, wünschte einen guten Morgen und fragte, ob sie sich dazusetzen dürfe.
Das Gepäck sprach eine deutliche Sprache; die Damen würden abreisen. Der Mann für Leinenstoffe – Dieter Hardy mit dem Ring im Ohr – und der Kunsthistoriker blieben Valentin Zeiser noch ein wenig länger erhalten.
»Dann erwische ich Sie gerade noch. Ich habe eine ganz wichtige Frage, es geht um die Eiche – um das Überleben der alten Eiche«, präzisierte Althea.
»Meine Frage.« Constanze Heiß deutete auf sich.
»Ich habe auch eine Frage, aber das hat noch etwas Zeit«, sagte Frau Professor, an Althea gewandt. Dieser Blick beinhaltete eine Entdeckung.
Althea ließ sich nichts anmerken, sie wusste ja auch eigentlich nichts, weil ihre Erkenntnisse mit den Visionen der alten Kath und einer Pergamentrolle zu tun hatten. Nichts, von dem sie offiziell wissen konnte, nichts, was sie offenlegen musste, denn die Rolle war ja verschwunden.
Aber zuerst wurde die Baumfrage beantwortet. »Es gibt Methoden, aber der Baum bildet selbstständig Schutzholz. Der Fremdkörper, die Leiche, hat für ihn kein Gesundheitsrisiko dargestellt, nur die Schäden, die das Feuer verursacht hat, sollten behandelt werden. Auf einen Wundverschluss würde ich aber trotzdem verzichten.«
Constanze Heiß erklärte, wie man am besten vorgehen sollte.
»Man kann mit frischer Rinde arbeiten,
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