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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dass der Täter Kleidung und Waffe schnell losgeworden war.
    Sie schlüpfte durch den verschwiegenen Seiteneingang, den sie auch immer benutzte, wenn sie frühmorgens im Sommer, wenn es warm war, ihre Gedanken sortieren wollte.
    Althea hatte sich nie ihre Eigenständigkeit nehmen lassen, sich anderen nicht untergeordnet. Auch wenn ihr das hin und wieder Schwierigkeiten einbrachte.
    Sie musste noch eine Taschenlampe mitnehmen, sonst würde sie nichts sehen und schon gar nichts entdecken. Der leuchtende Helfer hing an seinem Nagel in der Vorratskammer. Wozu er dort gebraucht wurde, hatte sich ihr nie erschlossen, dort drin gab es Neonleuchten.
    Althea nahm die Lampe an sich, sperrte die Tür auf und hinter sich wieder zu, dann wandte sie sich nach rechts. Büsche, Bäume und in der Ferne der Schattenumriss des Schalch. Das war, knapp siebzig Meter weiter westlich gelegen, eine winzige quadratische Insel im See, deren Ecken nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Sie war künstlich angelegt und markierte eine größere Untiefe.
    Unberechenbare Untiefen gab es nicht nur im Wasser, und als Althea die Taschenlampe auf den Boden richtete, wusste sie, dass sie recht gehabt hatte mit ihrer Vermutung. Jemand war hier herumgelaufen, jemand mit großen Füßen. In den letzten Stunden hatte es nicht mehr geschneit, und so waren die Abdrücke noch gut zu erkennen. Die Kamera trug sie wieder am Band um den Hals. Vielleicht war es sinnlos, Aufnahmen von den Schuhabdrücken zu machen, aber die Speicherkarte war geduldig. Althea konnte es sich leisten, alles zu fotografieren, was auch nur entfernt dazu beitragen konnte, den Täter ausfindig zu machen. Und morgen waren die Spuren vielleicht schon nicht mehr zu sehen.
    »Was hast du mit der Kleidung gemacht?«, flüsterte sie.
    Es knackte unter ihren Füßen, unglaublich laut, wie es Althea schien. Dann meinte sie, noch ein weiteres Knacken zu hören. Sie lauschte ein paar Augenblicke, doch es blieb still. Sie klemmte die Taschenlampe in eine Astgabel.
    Es war nur ein ungutes Gefühl, doch sie glaubte, nicht mehr allein zu sein.
    Heimlichkeiten. Um diese Uhrzeit machte niemand einen Spaziergang, dafür war es zu kalt.
    Sie zog einen Handschuh aus, nahm die Kamera, öffnete das kleine Fach, in dem die Speicherkarte steckte, zog das Plastikding heraus und schob es in den anderen Handschuh.
    Dann befreite sie die Lampe und leuchtete damit auf den Boden. Jemand war hier nicht ohne Absicht herumgelaufen. Das Licht fing sich in den Applikationen eines Kleidungsstückes, etwas glänzte golden auf dem Weiß des Schnees. Althea bückte sich. Leonie hatte einen gold-weißen Daunenmantel getragen. Der Täter war leichtsinnig, konnte sie noch denken, bevor etwas sie am Kopf traf … und Schwärze sie einhüllte.

5
    Andreas
    In den alten Brevieren eröffnet der Apostel das Sanctorale, das Jahr der Heiligen. Andreas verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Fischer, später wurde er ein Jünger von Johannes dem Täufer und dann der erste mit Namen berufene Apostel Jesu Christi. Deshalb wird Andreas auch »Der Erstberufene« genannt.
    30.   November
    Der Alptraum hielt sie in seinen eisigen Klauen. Sie hatte etwas gefunden, und dann waren da Schritte gewesen – und der Schlag. Althea drehte sich auf die Seite und zuckte bei der Bewegung zusammen.
    Sie sah alles wie durch einen Schleier. Etwas strahlte ihr mit bösartiger Helligkeit ins Gesicht. Außerdem war es kalt.
    Sie wollte sich über die Augen wischen und stellte fest, dass sie Handschuhe trug. Ihren Mantel hatte sie auch an. Etwas lief ihr ins Auge, und als sie sich aufrichtete, tropfte etwas Rotes auf den Boden.
    Sie saß im Schnee zwischen den Bäumen. Und dort lag auch die Taschenlampe.
    Der Traum war keiner.
     Althea schüttelte die Benommenheit ab, doch ihr Kopf tat weh, und in ihm schien sich etwas zu bewegen. Sie musste aufstehen. Sie versuchte, sich zu orientieren: Wie spät war es, und was war mit … Dalmetias Kamera? Althea griff sich an den Hals, aber da war kein Band mehr, also auch kein Fotoapparat. Eine teure Kamera, hatte Jadwiga sich beklagt, und dann nichtssagende, untaugliche Bilder.
    Althea lachte, bis ihr die Luft knapp wurde.
    Sie zog die Handschuhe aus, und da fiel ihr die Speicherkarte in die Hand. »Die hast du nicht bekommen – Ätsch!«
    Sie stand auf. Ihre Perspektive verschob sich ganz fürchterlich. Die Frühmesse würde sie auch heute auslassen, entschuldigte sie sich in Gedanken. Sie musste unbedingt

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