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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Jahrhunderte zu zählen.
    Altheas Fuß berührte grade die erste Treppenstufe, als jemand sagte: »Da denkt man, der Heuhaufen kann so groß gar nicht sein, und findet die Nadel darin erst ganz zum Schluss.« Stefans Nasenspitze war rot, als wäre er draußen gewesen.
    »Du hast mich aber nicht im Garten gesucht«, sagte sie.
    »Ich hab dich überall gesucht. Andreas Bacher wurde vergangene Nacht halb zu Tode geprügelt. Hätte seine Mutter ihn nicht gefunden, wäre er jetzt tot. Vielleicht ist er es auch so, es sieht nicht allzu gut aus. Sobald es möglich ist, wird er mit dem Hubschrauber von Traunstein aus nach München in die Poliklinik Rechts der Isar geflogen.«
    Althea konnte an seinem Gesicht ablesen, dass ihm keine Wahl blieb und er sich jetzt diejenigen vornehmen müsste, die Drohungen ausgestoßen hatten.
    »Ich weiß nicht, ob der See dichtmacht, darum …« Er zuckte die Schultern. Sie sah seine Tasche auf dem Gang stehen, er würde nach München zurückfahren, wenn ein Übersetzen zur Insel am Abend nicht mehr möglich war. »Die Heilige Jungfrau hat ihren Mantel über deine Gaben gebreitet.«
    Es klang verschlüsselt, und das war es auch. Stefan sprach von der Marienstatue, die in seinem Gästezimmer in einer Nische stand, und in deren Sockel sie im Sommer einen Hohlraum entdeckt hatten, eine Art Geheimfach. Außer ihnen beiden war er nur noch der ehemaligen Richterin bekannt, und dass Friederike Villbrock in dieses Zimmer kommen und nachsehen würde, was die Madonna verbarg, stand wohl nicht zu befürchten.
    »Das mit dem Mantel ist übrigens Sankt Martin«, bemerkte sie.
    »Also, es wird sich gekümmert«, versicherte er ihr. »Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, und ich auch gleich. Marian … vielleicht bin ich nicht alt genug, so etwas zu sagen, aber mach bitte keine Dummheiten.«
    »Du bist nicht alt genug, das zu sagen«, bestätigte Althea.
    »Die Geräuschkulisse in deinem Zimmer, die diesen ungeheuerlichen Verdacht zur Folge hatte … was hast du denn Lustvolles getrieben, als Schwester Dalmetia des Weges kam?« Das hatte sie ihn schon gestern fragen wollen.
    »Liegestütze und Sit-ups, ich kann doch nicht einrosten.« Er umarmte Althea und schnappte sich seine Tasche. »Siglinde Servus lässt dir übrigens ausrichten, dass die Jungfrau keine Verhütungsmittel genommen hat.«
    Althea hatte ihre Chiemsee-Winterstiefel angezogen, denn die Steinplatten im Archiv strahlten keinerlei Wärme ab, und sie hatte keine Lust, sich kalte Füße zu holen.
    Die Rippengewölbe wirkten, als wollten sie etwas unter Verschluss halten. Wahrscheinlich war das gar nicht so falsch gedacht – hoffentlich, dachte Althea. Doch ein Archivar würde finden, wonach er suchte, schon weil es sein Beruf war.
    Die Eichentäfelung wirkte düster, von den Regalen blickten uralte Lederbände gewichtig auf sie herunter.
    In einem Glaskasten lag die fünftausend Jahre alte Steinhacke, einer der bekanntesten Funde der Insel. Dieses kriegerisch aussehende Werkzeug vermochte einem Gänsehaut über den Rücken zu jagen.
    Irgendwo summte es.
    Althea bemühte sich nicht, leise zu sein, aber sie machte auch nicht auf sich aufmerksam, als sie hinter einem der Regale hervortrat.
    Das summende Geräusch kam von einem Heizlüfter. Dr.   Seidel hatte sich einen Sessel herunterbringen lassen und einen Dokumententisch, auch an Verpflegung schien es ihm nicht zu mangeln. In angenehmer Wärme, eingedeckt mit Büchern und Papieren, saß er in dem Sessel, seine Hände blätterten emsig und sein Blick schien eine regelrechte Rallye auf der Entdeckerstrecke auszutragen. Er war so vertieft, dass er sie gar nicht gehört hatte, und Althea konnte einen ungehinderten Blick auf seine Schuhe werfen – keine Frage, der Mann hatte große Füße. Nur, wie groß waren sie?
    Nach seiner Schuhgröße fragte sie ihn nicht, sondern, ob er denn schon auf irgendwelche Geheimnisse gestoßen sei. Wenn schon Historiker Dinge ganz nebenbei entdeckten …
    Mit den Worten »Ich glaube ja, wirklich interessant – schauen Sie mal« winkte er Althea zu sich, sie sollte einen Blick auf etwas werfen. Dass es ein alter Plan war, konnte sie erkennen, sie hätte auch gesagt, er zeigte das Münster. Interessant konnte nur die Büßerzelle sein, womöglich war sie dort verzeichnet. Aber die kannte er vielleicht schon, denn sie hatten Leonies Leiche für kurze Zeit dort untergebracht, und Dr.   Augustin Seidel, der überall herumschlich, musste es mitbekommen

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